„Straße der Nötigung“ feierlich in Bargischow eingeweiht

Ob in Anklam oder in Bargschow: das Bürgermeisteramt scheint auf manche seiner Inhaber fatale Auswirkungen zu haben. Das Hörvermögen läßt nach - besonders wenn Bürger ihre Meinung kundtun -, während sich das Selbstbewußtsein in geradezu monarchische Dimensionen aufschwingt. So bescherte der Bargischower Ortsfürst Thurow den Bürgern eine Prunkstraße, die insbesondere von den meisten Anliegern als völlig nutzlos angesehen wird.

Erst vor drei Jahren ist dieser Weg, die Kreisstraße K 48, zur völligen Zufriedenheit der Mehrheit seiner Nutzer und mit erheblichem Aufwand modernisiert worden. Ein Ruf nach noch mehr Neuerung war in Bargischow nicht zu vernehmen. Trotzdem beschlossen Bürgermeister und die Mehrheit der Gemeindevertretung jetzt noch einmal sage und schreibe 107.000 Euro in einen weiteren Ausbau zu investieren. Im Eiltempo wurde eine Einwohnerversammlung durchgepeitscht, von der sich viele Teilnehmer völlig überrumpelt fühlten.

Nur eine Woche später legten schon die Bagger los. Die Planung des Projekts dagegen hatte Jahre in Anspruch genommen. Für Bürgerbeteiligung und Mitbestimmung stand komischerweise nur sehr wenig Zeit zur Verfügung. Ähnlich wie auf einer Kaffeefahrt mit beiläufiger Heizdecken-Verkaufsveranstaltung, sollte es keine Möglichkeit zum Überlegen geben. Erst später ging den betroffenen Bürgern auf, daß sie nun zur Kasse gebeten werden. Die Gemeinde gab auf entsprechende Anfragen zu, daß sie Eigenbeteiligungen auch von Hauseigentümern verlangt, die mit der Ausbauaktion gar nichts zu tun haben wollen.

6% Zinsen will sie von denjenigen einsacken, denen sie den geforderten Betrag vorzustrecken bereit ist. Ratenzahlung wird vielleicht nach entsprechender Prüfung großzügigst gewährt.

Bei Zahlungsunfähigen behält sich die Verwaltung vor, sich zwangsweise ins Grundbuch eintragen zu lassen oder sich sogar aus der Zwangsvollstreckung von Grundstücken finanziell zu befriedigen! Das kann auf Enteignung hinauslaufen! Bürger sehen sich vom Ruin bedroht, nur weil die herrschenden Politiker wieder einmal nach Gutsherrenart über ihre Untertanen entscheiden. Ist die DDR wirklich untergegangen, fragt man sich da?

Als die Straße feierlich eingeweiht werden sollte, hängten Unbekannte ein Transparent mit der passenden Aufschrift "Straße der Nötigung" auf.

Auch wenn im strafrechtlichen Sinne wohl keine Nötigung vorliegt – das Plakat zeigt, daß viele Bargischower sich genötigt und überfahren fühlen. Die Verantwortlichen glauben natürlich, daß sie auch mit dieser bürgerfeindlichen Maßnahme durchkommen. Ob Lubminer Steinkohlekraftwerk, Privatisierung des Wolgaster Kreiskrankenhauses und des Koserower Pflegeheims oder die Öffnung der polnischen Grenze – das Volk wird nicht gehört.

Aber schon im Mai 2008 sind in Ostvorpommern Landratswahlen und 2009 Kommunalwahlen!

Das letzte Mal bekam die NPD in Bargischow über 30%...
Quelle: www.npd-mv.de Erstellt am Mittwoch, 06. Februar 2008