"Namibia-Ossis" - Anmerkungen zur DDR-Ausländerpolitik

"Namibia-Ossis" - Anmerkungen zur DDR-Ausländerpolitik

Die Ziegelei Benzin (unweit von Lübz/Mecklenburg) war am Freitag den 29. September Schauplatz für die Präsentation eines dokumentarischen Films. Die Macher Klaus Dieter Gralow, Roger Pitann und Hans Thull gaben ihm den Titel "Die Ossis von Namibia". Premiere hatte der Film am 3. August in Namibias Hauptstadt Windhoek.

"Im Dezember 1979 verschlug es 80 namibische Mädchen und Jungen nach Bellin bei Güstrow. Diese afrikanischen Waisenkinder, meist Überlebende eines Bombenangriffs auf ein Flüchtlingslager in Angola, lernen bis zur fünften Klasse in Mecklenburg, machen dann in Staßfurt im damaligen Bezirk Magdeburg ihren Abschluß und gehen in die Lehre. Die namibische Befreiungsbewegung will sie später als Kader im Kampf für die Freiheit einsetzen. Nach der Wende kehren sie nach Namibia zurück und scheitern vielfach am Leben in der fremdgewordenen Heimat", heißt es ein wenig weinerlich in einem kleinen Hintergrundbeitrag der Schweriner Volks-Zeitung (5. Oktober).

Die Geschichte über die Kinder aus der einstigen Kolonie Deutsch-Südwest bietet die Gelegenheit, sich einige Gesichtspunkte der Ausländer- und auswärtige Politik der DDR in Erinnerung zu rufen.

Sie war, um es gleich zu betonen, sehr bestimmt und restriktiv. Zum einen deckten sich Innen- und Außenpolitik nahezu vollständig. Will sagen: DDR-Führungen unterstützten über die Jahrzehnte hinweg Länder bzw. Regierungen der Dritten Welt, von denen sie sich das Einschlagen eines wie auch immer gearteten "sozialistischen" Entwicklungsweges versprachen.

Das Denken in "Freund-Feind-Kategorien", wie es der große deutsche Staatsrechtler Carl Schmitt einst als unerläßlich für das Überleben eines Volkes erkannte, wurde vom Prinzip her beherzigt. Israel und die USA wurden dabei als Hauptunruhestifter erkannt.

Zur Praxis: Mitteldeutsche Spezialisten (Ingenieure, Lehrer, Ärzte usw.) wirkten in Ländern wie Guinea, Mosambique oder Angola. Übungsleiter für Turnen und Sport, Ärzte, Pädagogen aus diesen Ländern wurden in Leipzig, Berlin-Ost und anderswo ausgebildet. Hinzu kam die Facharbeiterausbildung für die verschiedensten Berufe, was u. a. auf Vietnamesen, Kubaner oder Algerier zutraf.

Natürlich enthielt die Politik der SED-Führung auch ein pragmatisches Moment. Hie und da gab es tatsächlich Engpässe auf dem mitteldeutschen Arbeitsmarkt, die u. a. mit der Familienpolitik zusammenhingen. Schwangere Frauen, vornehmlich in der Textilbranche, wurden während ihrer Abwesenheit durch vietnamesische oder kubanische Näherinnen ersetzt – die Maschinen sollten ausgelastet werden.

Familienbildung war den meist aus fernen Kulturkreisen stammenden Menschen auf dem Boden der DDR nahezu unmöglich, wozu schon die Klauseln in den Arbeitsverträgen beitrugen. Die Kontrakte definierten die ausländischen Kräfte als "Vertragsarbeiter", eben als "Gäste auf Zeit". Für sie wie für jene, die an Universitäten und Hochschulen eine Ausbildung erhielten, galt der Grundsatz einer baldestmöglichen Rückkehr in die Herkunftsländer, um dort ihre in der DDR gesammelten Erfahrungen einzubringen.

Im Falle der "Namibia-Ossis" war dies in einem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land nicht einfach. Die "Allgemeine Zeitung. Älteste Tageszeitung Namibias" (31. Juli 2006) erwähnt zwar einen "Kulturschock", den die Jugendlichen nach 15 Jahren DDR-Aufenthalt bei ihrer Wiederankunft erlebt hätten, erwähnt aber auch, daß es im Gegensatz zu anderen namibianischen Rückkehrern unter ihnen "keine Analphabeten" gab. Der Swapo-Politiker Emvula spricht neben einer "überstürzten Rückkehr" immerhin auch von einer "ungenügenden Wiedereingliederung". Die Deutschen brauchen sich so ausnahmsweise einmal nicht zu schämen.
Quelle: www.npd-mv.de Erstellt am Sonntag, 08. Oktober 2006