Weihnachtseinkauf und Ladenöffnungszeiten

Hat die Verlängerung der Öffnungszeiten einen merklichen Aufschwung gebracht? Folgte man den Prognosen, die Grundlage für die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten waren, müßten gerade im Einzelhandel Hunderte neue Arbeitsplätze entstanden sein. Auf den ersten Blick sieht es auch so aus, schaut man jedoch genauer hin, kommt man unweigerlich zur Erkenntnis, daß es sich bei den neuen Angestellten um sogenannte Geringverdiener handelt. Der Niedriglohnsektor breitet sich weiter aus.

Während sich die Liberalen von der FDP die Ausweitung der Einkaufszeiten zuschreiben, die sie durch die Einbringung eines Gesetzesentwurfes in Gang gesetzt haben wollen, sind sich die Vertreter der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di darin einig, daß sich die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten nicht gelohnt hat. Eine Studie des Berliner Instituts für Sozialforschung und Organisationsberatung zeigt auf: Weder beim Umsatz noch bei den Beschäftigungszahlen wurden die Erwartungen erfüllt.

Viele Unternehmen decken die längeren Öffnungszeiten mit dem bereits vorhandenen Personal ab, allenfalls würden sogenannte Mini-Jobs geschaffen. Welche Auswirkungen eine solche Arbeitsmarktpolitik hat, ist den politisch Verantwortlichen egal. Den Liberalen geht es um das Ausleben des materialistischen Konsums, der Einzelhandel erhofft sich höhere Umsätze. Da diese aber weitgehend ausbleiben, fahren viele Einzelhändler die Ladenöffnungszeiten zurück. Es rechnet sich einfach nicht.

Betrachtet man das Problem von der anderen Seite, mit dem Blick des Verkaufspersonals, stellt man schnell fest, welche Auswirkungen die Freigabe der Öffnungszeiten auf die Familien haben. Gerade in der Vorweihnachtszeit, die von Besinnlichkeit und Beisammensein mit der Familie geprägt sein sollte, sind es mehrheitlich Frauen, die von früh bis spät an der Verkaufstheke stehen. Da Mecklenburg-Vorpommern regelmäßig hintere Plätze bei bundesweiten Einkommensvergleichen belegt, kann man sich die finanzielle Situation in den Familien vorstellen.

Wie haben sich die Schichtarbeiter in der Vergangenheit mit Lebensmitteln und anderen Dingen versorgt, wie haben sie ihre Weihnachtsgeschenke gekauft, als die Läden noch regelmäßig um 18 Uhr schlossen? Haben wir schon vergessen, was es heißt, an den Sonntagen in der Vorweihnachtszeit zusammenzusitzen? Oder gestehen wir dies nur uns selbst zu, nicht aber jenen, von denen wir erwarten, daß sie rund um die Uhr mit einem freundlichen Lächeln auf Kundschaft warten?

Selbstverständlich gab es schon immer Menschen, die noch kurz vor der Bescherung auf der Suche nach einem Geschenk durch die letzten geöffneten Läden liefen. Dieses Verhalten scheint sich auf weite Teile unseres Volkes ausgebreitet zu haben. Sagte man früher noch "Die gute Hausfrau sorgt vor", so scheint heut’ alle Welt auf der Suche nach dem "Last-Minute-Schnäppchen" zu sein. Wann soll dieser Wahn enden, am 24.12. um 20 Uhr? Oder darf es noch eine Stunde mehr sein?

Vielleicht sollte sich jeder einmal die Frage stellen, ob er rund um die Uhr, auch an Sonn- und Feiertagen und gerade in der Vorweihnachtszeit, bereit wäre, mit einem Lächeln im Gesicht an der Kasse oder Ladentheke zu stehen. Die "Weisheit", der Verbraucher habe es in der Hand, was in den Geschäften angeboten wird, könnte auch auf die Ladenöffnungszeiten übertragen werden. Wir hätten es in der Hand und könnten unsere Einkäufe auf jene Zeiten beschränken, welche auch der netten Verkäuferin ermöglichten, in den Wochen vor dem Weihnachtsfest mehr Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Wenn wir nur wollten!
Quelle: www.npd-mv.de Erstellt am Mittwoch, 17. Dezember 2008