Sellering sorgt sich ohne erkennbares Interesse

Manchmal entfalten kleine Pressemeldungen erst dann einen gewissen Reiz, wenn man die Nachricht hinter der Nachricht kennt. Die bleibt den Lesern leider für gewöhnlich verborgen, weil die Presse stets schreibt, was sie offenbar schreiben muß.

Da zitierte MVregio zum Beispiel kürzlich den Ministerpräsidenten. Das Foto zeigt einen besorgt sympathisch dreinblickenden Sellering, der so seriös aussieht, als könnte er auch Kapitalanlagen verkaufen. "Ministerpräsident zieht positive Bilanz der ersten Bürgersprechstunde", titelt das regionale Medium freudig.

Sellering hält Audienz und nennt dies Bürgersprechstunde. Die Sprechstunde, so der Ex-Blindengeldkürzungs-Minister, zeige, daß es richtig sei, in die Regionen zu gehen und dort zu erfahren, worüber sich die Menschen freuen und ärgern, "welche Sorgen sie haben und wobei sie Hilfe und Unterstützung brauchen. Es ist wichtig, zuzuhören und sich zu kümmern."

Sellering auf den Spuren von Michael Andrejewski? Ein Kümmerer in Ausbildung? Bürgernähe im Versuchsstadium? Volkstribun als neue Rolle, nachdem die des glücklichen Ehemanns und Familienvaters zur Erringung des Postens nicht mehr gespielt werden mußte? Und ist es nicht ohnehin selbstverständlich, daß ein Chef der Staatsdiener, denn nichts anderes heißt Minister, weiß, welche Sorgen seine Bürger haben?

Wie dem auch sei. Besonders reizvoll wird diese Politiker-Luftblase Sellerings, wenn man sie im Lichte einer Meldung betrachtet, die nicht bei MVregio zu lesen sein wird. Der NPD-Abgeordnete Stefan Köster wollte nämlich wissen (Drucksache 5/1952), ob die Landesregierung weiß, welche Sorgen die Menschen im Land haben, ob und welche Unterstützung sie benötigen.

Denn nicht nur die Großbanken haben mit der spekulationsbedingten Krise Geld verloren und damit nötig, sondern auch Anleger, denen semi-kriminelle Anlageberater sogenannte Finanzprodukte aufgeschwatzt haben. Während Sellering aber für die Banken großzügig, auch was die Umgehung des verfassungsgemäßen Gesetzgebungsvorganges angeht, einen "Finanz-Schirm" aufspannen half, ließ er die Kleinanleger im Regen stehen.

Wieviele Kunden der Ostseesparkasse und/oder anderer Sparkassen in MV seien durch getätigte Anlagen von der Finanzkrise betroffen, wollte Köster wissen. Die Antwort: "Der Landesregierung liegen keine Erkenntnisse vor." Aber vielleicht weiß Sellering ja nun nach seiner Bürgersprechstunde Bescheid.
Quelle: www.npd-mv.de Erstellt am Dienstag, 16. Dezember 2008