„Café Marat“: Ist Name etwa Programm?
Im linken Anlaufpunkt „Peter-Weiss-Haus“ in Rostock soll in Kürze ein „Café Marat“ eröffnet werden. Wer aber war Marat?
Jean Paul Marat (1744 – 1793) zählte zu den radikalsten Gestalten der französischen Revolution. In Boudry bei Neuchatel geboren, studierte Marat zunächst Medizin, ehe er sich der Schriftstellerei zuwandte. Dabei verfaßte er verschiedene revolutionäre und philosophische Schriften. Um 1785 ließ er sich in Paris nieder.
Nach Ausbruch der Revolution 1789 trat Marat sehr rasch als einer der extremsten Demagogen hervor, der mit einfachen Lösungsansätzen operierte. Zwar fehlten ihm alle Fähigkeiten zur stabsmäßigen Führung einer Aufstandsbewegung. Mit Worten aber wußte er durchaus umzugehen, wodurch er in erster Linie breite Kreise der ärmeren Schichten erreichte. Wegen seiner rohen, ungezügelten Art wurde er aber selbst von den (ohnehin schon fanatischen) anderen Revolutionsführern gemieden.
Marat gab unter anderem den „Volksfreund“ („Ami du peuple“) heraus, den er nicht zuletzt nutzte, um politische Gegner zu denunzieren. Dazu zählten auch die Girondisten als gemäßigter Flügel der Revolutionäre.
„Schlachtet 200.000 Anhänger des alten Regimes!“
Am 2. September 1792 begann ein fünftägiges Blutbad unter den politischen Gefangenen in Paris. Infolge dieser Aktion, zu deren Haupturhebern Marat zählte und die schätzungsweise 2.000 Menschen das Leben kostete, kam es zum Bruch zwischen gemäßigten Girondisten und radikalen Jakobinern unter Danton und Robespierre. Die Legislative wurde durch einen Nationalkonvent ersetzt, der am 22. September 1792 die Republik ausrief und den König am 21. Januar 1793 hinrichten ließ.
Marat hatte im Konvent für eine sofortige Exekution des Monarchen gestimmt. Während des Prozesses heizte er die Stimmung über sein Blatt noch einmal an, indem er verlangte: „Schlachtet, schlachtet 200.000 Anhänger des alten Regimes und reduziert den Konvent auf ein Viertel.“ Schließlich rief er die Bürger auf, zu den Waffen zu greifen, worauf vor dem Revolutionstribunal eine Untersuchung gegen ihn angestrengt wurde, die aber mit einem einstimmigen Freispruch endete.
Beherzte Frau setzte seinem Leben ein Ende
In der Folgezeit hetzte er massiv gegen die Girondisten, deren überwiegender Teil in den Jahren 1793/94 unter dem Fallbeil endete. Letztlich wurde Marat aber selbst dem Wohlfahrtsausschuß zu lästig, so daß Robespierre schon überlegte, ihn beseitigen zu lassen.
Schließlich war es eine beherzte Frau, die Marats Leben ein Ende bereitete. Charlotte Corday (1769 – 1793) widerte die Tyrannei der Jakobiner schlichtweg an und um ein Zeichen zu setzen, faßte sie den Entschluß, entweder Robespierre oder Marat zu beseitigen. Schließlich wähle sie Letztgenannten, da er zur Ermordung von 200.000 Anhängern der alten Ordnung aufgerufen hatte. Am 13. Juli erhielt sie endlich Einlaß bei Marat. Corday berichtete über eine angebliche Verschwörung und während Marat die Namen der Verschworenen niederschrieb, erdolchte sie ihn. Bei ihrer Verhaftung fand man eine patriotisch gefaßte Adresse an das französische Volk. Das folgende Todesurteil, vollstreckt am 17. Juli 1793, nahm Charlotte Corday mit stoischer Gelassenheit auf.
Ob die künftigen Betreiber des Cafés mit diesen Sachverhalten vertraut sind? Gut möglich ist das schon. Und vielleicht eröffnet in Rostock ja irgendwann einmal ein „Café Corday“ oder - um vor „revolutionären“ Übergriffen gefeit zu sein - ein „Café Charlotte“.
Quelle: www.npd-mv.de
Erstellt am Dienstag, 11. Februar 2014
Jean Paul Marat (1744 – 1793) zählte zu den radikalsten Gestalten der französischen Revolution. In Boudry bei Neuchatel geboren, studierte Marat zunächst Medizin, ehe er sich der Schriftstellerei zuwandte. Dabei verfaßte er verschiedene revolutionäre und philosophische Schriften. Um 1785 ließ er sich in Paris nieder.
Nach Ausbruch der Revolution 1789 trat Marat sehr rasch als einer der extremsten Demagogen hervor, der mit einfachen Lösungsansätzen operierte. Zwar fehlten ihm alle Fähigkeiten zur stabsmäßigen Führung einer Aufstandsbewegung. Mit Worten aber wußte er durchaus umzugehen, wodurch er in erster Linie breite Kreise der ärmeren Schichten erreichte. Wegen seiner rohen, ungezügelten Art wurde er aber selbst von den (ohnehin schon fanatischen) anderen Revolutionsführern gemieden.
Marat gab unter anderem den „Volksfreund“ („Ami du peuple“) heraus, den er nicht zuletzt nutzte, um politische Gegner zu denunzieren. Dazu zählten auch die Girondisten als gemäßigter Flügel der Revolutionäre.
„Schlachtet 200.000 Anhänger des alten Regimes!“
Am 2. September 1792 begann ein fünftägiges Blutbad unter den politischen Gefangenen in Paris. Infolge dieser Aktion, zu deren Haupturhebern Marat zählte und die schätzungsweise 2.000 Menschen das Leben kostete, kam es zum Bruch zwischen gemäßigten Girondisten und radikalen Jakobinern unter Danton und Robespierre. Die Legislative wurde durch einen Nationalkonvent ersetzt, der am 22. September 1792 die Republik ausrief und den König am 21. Januar 1793 hinrichten ließ.
Marat hatte im Konvent für eine sofortige Exekution des Monarchen gestimmt. Während des Prozesses heizte er die Stimmung über sein Blatt noch einmal an, indem er verlangte: „Schlachtet, schlachtet 200.000 Anhänger des alten Regimes und reduziert den Konvent auf ein Viertel.“ Schließlich rief er die Bürger auf, zu den Waffen zu greifen, worauf vor dem Revolutionstribunal eine Untersuchung gegen ihn angestrengt wurde, die aber mit einem einstimmigen Freispruch endete.
Beherzte Frau setzte seinem Leben ein Ende
In der Folgezeit hetzte er massiv gegen die Girondisten, deren überwiegender Teil in den Jahren 1793/94 unter dem Fallbeil endete. Letztlich wurde Marat aber selbst dem Wohlfahrtsausschuß zu lästig, so daß Robespierre schon überlegte, ihn beseitigen zu lassen.
Schließlich war es eine beherzte Frau, die Marats Leben ein Ende bereitete. Charlotte Corday (1769 – 1793) widerte die Tyrannei der Jakobiner schlichtweg an und um ein Zeichen zu setzen, faßte sie den Entschluß, entweder Robespierre oder Marat zu beseitigen. Schließlich wähle sie Letztgenannten, da er zur Ermordung von 200.000 Anhängern der alten Ordnung aufgerufen hatte. Am 13. Juli erhielt sie endlich Einlaß bei Marat. Corday berichtete über eine angebliche Verschwörung und während Marat die Namen der Verschworenen niederschrieb, erdolchte sie ihn. Bei ihrer Verhaftung fand man eine patriotisch gefaßte Adresse an das französische Volk. Das folgende Todesurteil, vollstreckt am 17. Juli 1793, nahm Charlotte Corday mit stoischer Gelassenheit auf.
Ob die künftigen Betreiber des Cafés mit diesen Sachverhalten vertraut sind? Gut möglich ist das schon. Und vielleicht eröffnet in Rostock ja irgendwann einmal ein „Café Corday“ oder - um vor „revolutionären“ Übergriffen gefeit zu sein - ein „Café Charlotte“.