Rote Junker am Peenestrom

Es ist ein offenes Geheimnis, daß die Privatisierung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) aus der DDR-Zeit mit unlauteren Mitteln vonstatten gegangen ist. Im Ergebnis befinden sich beispielsweise heute in Ostvorpommern
rund 90 Prozent des Ackerlands im direkten oder indirekten Eigentum ehemaliger SED-Agrarfunktionäre, die in den Vorstandsetagen von LPGen zu finden waren. Entlang der Küste des Peenestroms befindet sich auf der Festlandseite zwischen Hohendorf und Lassan solch ein LPG-Nachfolgebetrieb mit über 5.500 Hektar Nutzfläche. Der Gro߬betrieb besitzt heute 15 ehemalige Güter, die mit der Bodenreform in der Sowje¬tischen Besatzungszone (SBZ) kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges enteignet wurden.

Enteignung und Zwangkollektivierung

Die Landwirtschaft wurde in Ostvorpommern wie in der gesamten SBZ im Rahmen der kommunistischen Bodenreform 1945/46 in sechs bis acht Hektar große Nutzflächen zerstückelt, die für sich allein nicht überlebensfähig waren. Bevorzugt wurde dieses Land Vertriebenen und Landlosen zum Kauf zur Verfügung gestellt, die jedoch nicht in einem ertragreichen Maße mit diesem wenigen Ackerboden wirtschaften konnten. Dies wußten die stalinistischen Dogmatiker natürlich und berechneten diese „gerechte“ Neulandeinteilung als Vorstufe zur Zwangskollektivierung ein. Diejenigen, die nicht von der wirtschaftlichen Not in die Arme der Kollektive und Brigaden getrieben wurden, zwang man später einfach dazu. Bis 1960 wurde der Großteil der Bauern in LPGen zusammengefaßt. Jene Kleinbauern, die trotz der widrigen Umstände zu bescheidenen landwirtschaftlichen Erfolgen gelangen konnten, wurden zur Mitgliedschaft in den Genossenschaften gezwungen.

Agrargroßbetriebe als Neuprojekte ehemaliger LPG-Fürsten

Nach der Teilwiedervereinigung 1990 wurden die alten LPGen in Agrarunternehmen umgewandelt. Die alten DDR-Funktionäre konnten auch hier ihre Fahne in den Wind halten und mußten vielerorts nicht einmal die Führungssessel der landwirtschaftlichen Produktionsstätten verlassen. Nicht wenige Ex-LPGler fungierten nun als windige GmbH-Geschäftsführer. Einige der ehemaligen Kleinbauern erhielten ihre paar Hektar vom Staat zurück und wurden dadurch zu Gesellschaftern.

Den Ex-LPG-Führern gelang es hierbei häufig, diese Kleinagrarunternehmer gegen geringste Zahlungen aus dem Gesellschafterkreis zu entfernen. 1991 entschied das CDU-geführte Landwirtschaftsministerium von Mecklenburg-Vorpommern, daß bei langfristigen Pachtverträgen mit Nutzflächen alten LPGen den Vorrang einzuräumen ist. Dies fand die Zustimmung aller im Landtag vertretenen Parteien von CDU über FDP und SPD bis hin zur PDS. Diese Ungleichbehandlung wurde zudem mit der Schutzbehauptung untermauert, daß dies von sowjetischer Seite gefordert worden wäre – was natürlich glatt gelogen war!

Ex-LPG-Kader an den Schalthebeln der Macht

Darüber hinaus verstiegen sich die Blockflöten zu der dreisten Behauptung, daß die privaten Landwirte wesentlich weniger Arbeitsplätze beibehalten hätten als großteilige Landwirtschaftsbetriebe. Daß eben diese in der Hand von Ex-LPG-Kadern waren, ignorierte man beflissen. Es scheint kein Zufall zu sein, daß bekannterweise auch heute in der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern ehemalige LPG-Vorsitzende in Amt und Würden sind.

So hatte der Landesinnenminister Lorenz Caffier (CDU) einst die technische Leitung der LPG Lichtenberg inne, ehe er von 1989 bis 1990 deren Vorsitzender wurde. Auch der Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) war in der LPG Neuhaus und danach als Abteilungsleiter in der LPG Lübtheen tätig gewesen.

Das Hinterland als Rückzugsgebiet

Mit staatlich vergünstigten Preisen und massiven Subventionen im Rücken konnte die alte DDR-Nomenklatura nach 1991 beginnen, das Ackerland regelrecht abzupflücken wie reife Früchte. Kleinbauern, die sich bei der Vergabe von Pachtland bewarben, um eine eigene Existenz aufzubauen, mußten feststellen, daß die Entscheidungen über die Verteilung von Pachtland von solchen Personen getroffen wurden, die auch in der DDR schon zu den Entscheidungsträgern gehörten. Ergebnis: Aus etwa 3.800 aufgelösten LPGen auf dem Gebiet des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern gingen etwa 2.800 Nachfolgebetriebe hervor, deren Geschäftsführer und Eigentümer in den meisten Fällen die alten LPG-Vorsitzenden waren.

Die Nachforschungen zu den Strukturen der Agrarunternehmen in Ostvorpommern sind derzeit noch nicht abgeschlossen. Zu gegebenem Zeitpunkt können dann entsprechende Einzelheiten auf dieser Netzseite veröffentlicht werden…
Quelle: www.npd-mv.de Erstellt am Donnerstag, 25. März 2010