Ferienland Mecklenburg-Vorpommern vor dem Fall ?

"Polen wird ein starker Konkurrent"

Eine auch uns betreffende Marktstudie enthält die neuste Ausgabe von "Global Markets Real Estate"- Die Kernaussage lautet: Die polnische Hotellerie sei gegenüber der hiesigen Tourismusbranche im Begriff, "aufzuholen". Insbesondere Mecklenburg-Vorpommern drohe in naher Zukunft ein schneidiger Wind aus Richtung Osten entgegenzuwehen.

Noch rangiert das Bundesland am Meer in der touristischen Beliebtheit unter den europäischen Regionen auf Platz drei – noch, wohlgemerkt. Denn trotz eines strebsamen Ausbaus vorhandener Potenziale, beginnt die Ferienbranche zu schwächeln. Steigende Energiekosten, eine mangelhafte Infrastruktur und eine stetig vorwärtsschnellende konjunkturelle Talfahrt sind nicht gerade günstige Indikatoren, die für eine positive Entwicklung dieses Wirtschaftszweiges sprechen. Etwa 170.000 Arbeitnehmer oder Selbständige sind hierzulande im Erholungs- und Hospizsektor tätig.

Arbeitsplätze, um (oder für) jeden Preis

Diejenigen "Glücklichen", die ihren Unterhalt in Hotelanlagen, Gaststuben oder Feriendomizilen als Angestellte verdienen, sind im Bundesdurchschnitt Geringverdiener. So liegt das Bruttomonatseinkommen der Mecklenburger und Pommern im Gastronomiegewerbe beispielweise für Köche bei 19.028 Euro im Jahr. Ein Kellner verdient jährlich im Schnitt mit 15.034 Euro noch weniger. Im Ländervergleich erhält ein Auszubildender an der Küste im dritten Lehrjahr monatlich im Schnitt 480 Euro – in Bayern sind es 731 Euro. Es ist daher verständlich, wenn anderenorts Arbeit angenommen wird. Die einheimischen Gastronomieangestellten profitieren kaum von einer anhaltenden Wachstumsentwicklung im wirtschaftlichen Standbein Mecklenburg-Vorpommerns. Mit 800 Euro netto und mit saisonal begrenztem Arbeitsvertrag überlegen sich immer mehr, ihrer Heimat den Rücken zu kehren.

Daran anknüpfend stand bei einem interfraktionellen Treffen der Landtags-CDU und der polnischen Bürgerplattform (PO) aus Westpommern die Forderung des freien Marktzugangs für polnische Fachkräfte ganz oben auf der Agenda. Die beschränkte Arbeitnehmerfreizügigkeit seit dem EU-Beitritt Polen bremse die Flut von Polen als Arbeitnehmer in der deutschen Gastronomie noch merklich. Da ab 2011 diese arbeitsmarktpolitische Regelung wegfällt, bestand seitens der Teilnehmer der gemeinsamen Fraktionssitzung, die am 15. Juli 2008 in Ueckermünde stattfand, kein Handlungsbedarf. Man beschränkt sich bis dahin auf die Vorbereitung einer "besseren Integration" polnischer Pendler in den grenznahen Arbeitsmarkt auf deutscher Seite. Ohnehin ist beabsichtigt, dem prognostizierten Fachkräftemangel in der Gastronomie mit grenzübergreifendem Arbeitsnomadentum jenseits von Oder und Neiße vorbeugend entgegenzutreten. Getreu der liberal-kapitalistischen Devise: Hauptsache, der Rubel rollt….

Quelle: SNBP
zurück | drucken Erstellt am Dienstag, 30. September 2008