„Linientreue ist die erste Bürgerpflicht“?

Überall brennt es in Ostvorpommern. In Wolgast legte ein Feuerteufel den historischen Speicher in Schutt und Asche, während die Dörfer um Anklam einen Brand nach dem anderen erleiden. Doch was ist die grüßte Sorge der Feuerwehrspitzenfunktionäre? Zu verhindern, daß Psychopathen in die Löschzüge gelangen, wo sie mittlerweile - wie etwa in Brandenburg - für jede zehnte Brandstiftung verantwortlich sind? Ausbildung und Ausrüstung zu verbessern? Weit gefehlt. Ideologische Reinheit ist wichtiger.

Schlaflose Nächte bereitet den Oberfeuerbekämpfern die Vorstellung, es könnten Leute mit der falschen politischen Gesinnung in ihren Reihen Dienst tun. Um "Rechte" zu fangen, lassen sie sich von Verfassungsschutz und Vereinen wie "Bunt statt Braun" beraten. Eine falsche Bemerkung, und man ist unter Verdacht und Beobachtung. Verstärken sich dann die Zweifel an der erwünschten Systemtreue, hat es sich bald ausgelöscht. Daß die Zahl junger Feuerwehrleute infolge des katastrophalen Bevölkerungszusammenbruchs immer weiter abnimmt, bis zur Gefährdung der Einsatzbereitschaft, scheint dabei nicht weiter zu stören. Der ideale Feuerwehrmann kann das PDS-Parteiprogramm auswendig, liest jeden Tag im Tagebuch der Anne Frank und hat nichts gegen die Brandbomben einzuwenden, mit denen die alliierten Befreier Dresden vernichtet haben. Zwei linke Hände sind akzeptabel, ebenso ein Hang zum Abfackeln diverser Gebäude. Wen der Verfassungsschutz für unbedenklich erklärt, der ist in Ordnung!

Ordnungsamtsleiter politisch unkorrekt?

Anklam kämpft als Stadt ums Überleben. Man sollte meinen, daß der Einsatz für unsere Kommune oberstes Ziel der Verwaltung wäre. Aber auch hier gelten andere Prioritäten, Abweichler vom richtigen politischen Weg müssen enttarnt und ausgemerzt werden! Dabei kann es jeden erwischen, wie zuletzt etwa den völlig unpolitischen Beamten Dirk Bierwerth, den die örtliche NPD bislang nur als jemanden kannte, der gegen sie genauso Bußgelder verhängte wie gegen alle anderen Parteien, die zu viele Plakate aufgehängt hatten.

Gerade eben hatte der NPD-Landtagsabgeordnete Michael Andrejewski 120 Euro an die Stadtkasse überwiesen, nachdem Bierwerth seinen Widerspruch abgelehnt hatte, da erfuhr er auch schon aus aufgeregten Medienberichten, wer der schlimmste Rechtsradikale in Anklam sei: Der Ordnungsamtleiter! Und warum? Weil er aus purer Neugier eine Versammlung besucht hatte, die von einer Gruppierung namens "Industry Consulting Group"‘ veranstaltet wurde. Von diesem Verein hatte noch nicht einmal die NPD Ostvorpommerns gehört. Wie konnte man dann von jemandem, der der heimischen nationalen Bewegung nicht angehört, erwarten, daß er mehr wußte?

Aber die Mehrheit im Hauptausschuß der Hansestadt kümmerten solche Überlegungen nicht. Von den Medien ausgespuckte Informationsbrocken wie "rechtes Treffen" und "Holocaustleugnung" reichten aus, Bierwerth nach 15 untadeligen Dienstjahren sofort zu suspendieren und seinen Rausschmiß zu fordern. Leichten Herzens, vernichtet man hier Existenzen, wie unter Honecker.
Als sich dann herausstellte, daß der Amtsleiter von der angeblichen Holocaustleugnung gar nichts gewußt hatte und aus der völlig unverfänglichen Einladung zu der Veranstaltung auf deren Charakter nicht schließen konnte, ließ die Gesinnungspolizei ihn leise weinend in sein Büro zurückkehren.

Eines nahmen ihm die Hüter der Parteilinie besonders übel. "Daß er gesagt habe, inzwischen müsse man sich fragen, ob der Staat für die Mehrheit der Bürger noch funktioniere." Mit dieser Äußerung, so warfen ihm Leute vor, die einst der DDR Loyalität geschworen und sich dann blitzschnell in den BRD-Staatsdienst gerettet hatten, hätte er Treue und Loyalität gegenüber dem Staat gebrochen.

Das ist ein seltsames Treueverständnis! Ein Beamter der seinem Staat wirklich dienen will, der macht ihn auf Mißstände aufmerksam. Gerade die Art von Staatsdienern, die in Anklam wohl als Ideal gilt, die nach oben immer das Gewünschte meldet und nur Positives zu berichten weiß, hat die DDR ruiniert. Die Schaufenster waren leer, und die loyalen Parteifunktionäre schrieben tolle Produktionszahlen in ihre Berichte. Genau diese Zustände haben wir jetzt wieder. Wer Kritik bräuchte, war damals ein Feind des Sozialismus. Heute heißt das "rechtsradikal." Anklamer paßt auf, was Ihr sagt, und vor allem, wer zuhört!
zurück | drucken Erstellt am Donnerstag, 08. März 2007