EU-Diktatur: Einschnitte bei mobilen Einkaufsmärkten drohen

Gerade für ältere Menschen in abgelegenen Dörfern sind sie ein wichtiger Bestandteil der Lebensgestaltung: rollende Verkaufswagen, die sie einmal pro Woche mit dem Nötigsten versorgen. Essen, Trinken, Haushaltswaren gehen über den Tresen. Meistens füllen die Verkäufer schon vorher die eine oder andere Tüte – sie kennen halt die Bedürfnisse und Eigenheiten der meisten Kundinnen und Kunden, mit denen sie auch in ideeller Hinsicht einiges verbindet. Ein Schnack mit dem Fahrer und Verkäufer ist Balsam für die Seele, gerade wenn der Partner nicht mehr lebt, Kinder und Enkel das Land aufgrund der einfach nicht aufblühenden Landschaften verlassen haben oder die Woche über außerhalb schuften.

Die rollenden Verkaufsläden füllten in Mitteldeutschland nach dem Wegfall der Dorf-Konsum-Geschäfte eine wichtige Lücke. In westdeutschen Regionen gibt es die Verkaufs-"Rollis" schon länger – die Auszehrung ländlicher Regionen begann hier unter Brüssel- und Ostküsten-Diktat bekanntlich schon früher.
Aus Gebieten, die nahverkehrstechnisch noch nie so recht erschlossen waren oder in dieser Hinsicht eine Ausdünnung erfuhren, sind die mobilen Märkte überhaupt nicht mehr wegzudenken. So weit, so gut.

Mittlerweile aber werden am Horizont wieder dunkle Wolkengebäude sichtbar. Das Unwetter naht aus Richtung Brüssel, wo die unsägliche Eurokratie sich für jeden und alles interessiert und dabei meist hanebüchene Entscheidungen fällt. Nunmehr sind die Fahrer größerer Verkaufsfahrzeuge dran. Sie sollen künftig nicht mehr von der Aufzeichnungspflicht für Lenk- und Ruhezeiten ausgenommen sein, informiert der Deutsche Städte- und Gemeindebund (www.dstgb.de). Dr. Gerd Landsberg, Geschäftsführendes Präsidialmitglied des DStGB, erklärte vor dem Hintergrund der geplanten EU-Regelungsänderung: "Gerade in strukturschwachen und ländlichen Gebieten haben Verkaufsfahrzeuge eine unverzichtbare Versorgungsfunktion. In allen Ortschaften müssen Einkaufsmöglichkeiten bestehen. Ansonsten drohen ernsthafte Engpässe bei der Versorgung ländlicher Gebiete" (Pressemeldung Nr. 56, 24.08.2007).

Die vorgesehenen Arbeits- und Ruhezeitregelungen würden die Verkaufsfahrer zwingen, die gleichen Regeln einzuhalten wie Bus- und Fernfahrer, so Dr. Landsberg weiter. Doch nicht Fahrtätigkeit, sondern Verkaufen sei Hauptbestandteil der Arbeit von Betreibern mobiler Supermärkte. Genau: Letztere steuern faktisch jede Ortschaft an, vielmehr sie müssen dies tun, um so eigenem Anspruch und Kundenerwartungen überhaupt gerecht werden zu können. 10, 15 oder gar 20 Minuten sind sie dabei jeweils mit verkaufstypischen Tätigkeiten beschäftigt. Die Fahrtätigkeit erfährt so eine deutlich häufigere Unterbrechung als das bei Brummilenkern der Fall ist. Ob das aber die Brüsslokratie juckt?

Wird die vorgesehene EU-Regelung von der Bundesrepublik Deutschland übernommen, müßten auch hier einer Lenkzeit von maximal viereinhalb Stunden 45 Minuten Ruhepause folgen. Landsberg verwies auf Schätzungen des Handels, wonach es zu einem Wegfall von 15 bis 20, regional sogar 40 % der Touren käme. Verkaufsfahrzeuge dürften an deutlich weniger Punkten halten; jeden Halt gelte es ausführlich zu dokumentieren. Seitens Landsbergs erging an die Bundesregierung die Aufforderung, sich auch gegenüber Brüssel für eine Beibehaltung der noch geltenden Ausnahmeregelung einzusetzen.

Der Landtagsabgeordnete Tino Müller bezeichnete die Folgen der geplante Vorgabe aus Brüssel als "Skandal". "Gerade die Älteren auf dem Lande sind auf solche Einrichtungen angewiesen. Wir vertreten auch hier den Anspruch, die Grundversorgung für jeden Volksgenossen sicherzustellen. Die in Berlin Regierenden sind dem ganzen Volk verpflichtet. Also sollen sie gegenüber Brüssel endlich einmal Rückgrat beweisen. Doch fürchte ich, daß die BRD nach allen bislang gemachten Erfahrungen ihrer Rolle als "Musterschüler" der "europäischen Integration" auch in diesem Fall gerecht werden wird, wo es um eine "Harmonisierung des europäischen Verkehrsrechts geht." Weiter erklärte Müller: "Ganz nebenbei erfolgt so in einem weiteren Punkt der Rückzug aus der Fläche. Nach Post- oder Krankenhausstrukturen, Polizeiposten oder landwirtschaftlichen Unternehmen ist nun die Versorgung mit dem Grundlegendsten an der Reihe. Doch geht es ja "nur" um die Ältesten unseres Volkes, mithin die Wiederaufbau-Generation. Der Nationale Widerstand wird sich dieser Kahlschlagpolitik im ländlichen Raum, der an sich ungeheure Entwicklungsmöglichkeiten bietet, jedoch weiter unbeirrt entgegenstemmen".
zurück | drucken Erstellt am Dienstag, 28. August 2007