Kindergarten und Horteinrichtung Heringsdorf im Sonderangebot

Die Kinder sind die Zukunft, so heißt es unbestritten im Volksmund. Ganz anders sehen das der Bürgermeister der Gemeinde Heringsdorf, Kottwittenborg und seine Gemeindevertreter. In der regionalen Presse konnte man, unter der Überschrift „Kita und Hort auf dem Prüfstand“ lesen, daß der Hauptausschuß der Gemeinde nach einer Empfehlung des Sozialausschusses für eine Ausschreibung des Kindergartens in der Neuhofer Schulstraße und des Hortes in der August-Bebel-Straße plädiert.

Auf gut deutsch: Der Kindergarten und auch der Hort sollen zum Verkauf freigegeben werden - sie sollen privatisiert werden! Der Staat, in diesem Fall repräsentiert durch die Gemeinde Heringsdorf, will sich wieder aus seiner Verantwortung stehlen und den Betrieb einer notwendigen Versorgungseinrichtung des Volkes in Privathände abgeben. Durch den Vergleich mit „freien Trägern“ und dem wirtschaftlichen Ergebnis der Gemeinde könne man ein finanzielles Einsparungspotential ausloten, so der Bürgermeister. Zudem hätten nach seiner Angabe „freie Träger“ eine bedeutend bessere Möglichkeit, Kindergarten und Hort kostengünstig zu betreiben.

Diese Aussage verwundert nur wenig, leben wir doch in einer Zeit in der alles mit einem Geldwert verglichen wird. Zugleich gibt sie auch Zeugnis von der Geisteshaltung der Gemeindevertretung. Es scheint so, als sei der Gemeinde die wirtschaftliche Rentabilität dieser beiden öffentlichen Einrichtungen wichtiger als die Aufgabe die der Kindergarten und die Horteinrichtung erfüllen soll. Öffentliches Eigentum, sprich Volkseigentum unterliegt aber nicht den Gesichtspunkten der Rentabilität. Volkseigentum dient der Lebenssicherung des Volkes! Ein Staat hat allein die Aufgabe dieses Volkeigentum im Interesse des Volkes zu verwalten, zu sichern und alles dran zu setzen es zu verbessern.

Kottwittenborg, der selber kinderlos ist, erläutert in seiner Aussage dazu weiter, daß nicht nur der finanzielle Vorteil wichtig wäre, sondern „freie Verbände“ eine deutlich bessere Möglichkeit hätten eine pädagogische Weiterbildung zu garantieren.

Nach unserem Dafürhalten, sind Kottwittenborgs Aussagen nur Schaumschlägerei. Wie allerorten, verkauft auch er die Privatisierung als Fortschritt und Lösung für finanzielle Probleme der Gemeinde. Finanzielle Probleme, die er und seine Vorgänger der etablierten Blockparteien, durch Fehlpolitik und Mißwirtschaft selbst verschuldet haben.

Die Privatisierung des Kindergartens und auch der Horteinrichtung werden weder die finanziellen Probleme der Gemeinde lösen - die Einnahmen wären nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein - noch wird sich der pädagogische Erziehungswert steigern. Denn mit der Privatisierung von öffentlichen Einrichtungen geht regelmäßig eine Verschlechterungen in Qualität, Verfügbarkeit und Preis einher. Entgegen den Interessen des Staates, für den Volkseigentum nur der Versorgung des Volkes dienen sollte, liegt es im Interesse eines privaten Besitzers möglichst hohe Gewinne einzufahren.

Dieses Schicksal wird wohl auch den Kindergarten und die Horteinrichtung in Heringsdorf treffen. Kosten für Personal und damit erzieherische Qualität werden, um möglichst profitabel zu arbeiten, reduziert. Dies sorgt für größere Kindergruppen und dafür, daß für das einzelne Kind weniger Zeit zur Verfügung steht. Die Erziehung, die normalerweise im Einklang mit der Erziehung der Eltern stehen sollte, wäre damit nicht mehr pädagogisch wertvoll, sondern würde nach und nach zur „Massenabfertigung“ werden. Ähnlich wie es sich heute schon bei zu großen Schulklassen und nur einem Lehrer oder einer Lehrerin verhält. Zumindest das sollte Herr Kottwittenborg wissen, ist doch seine eigene Frau Lehrerin und diese wird ihm sicherlich schon mehrfach von diesen Mißständen berichtet haben.

Offen ist außerdem die Frage, ob auch zukünftig finanziell schwachen Familien Zuschüsse oder Ermäßigungen zustehen werden, wie es derzeit noch für staatlich geführte Einrichtungen der Fall ist. Anderfalls ist zu befürchten, daß über kurz oder lang eine Versorgung nur noch für finanziell bessergestellte Familien gewährleistet wird. Dann wären wir wieder in den Zeiten der Klassengesellschaft angekommen.

Wir aber setzen uns für die Schaffung einer Volksgemeinschaft ein, in der es keine solchen Klassenunterschiede mehr gibt. Eine wirklich soziale Gemeinschaft aller Deutschen, in der von den Volksvertretern wieder die Interessen des Volkes in den Mittelpunkt der Entscheidungen gestellt werden.

Dem gegenüber ist deutlich zu beobachten, daß sich die Gemeindevertretung mehr darum bemüht die Interessen der Urlaubsgäste, der Hotellobby und irgendwelcher deutsch-polnischer Projekte zu vertreten, anstatt die seiner hier lebenden Bürger. Kottwittenborg wurde als Bürgermeister der Bürger in den Kaiserbädern gewählt. Als Bürgermeister hat er auch deren Interessen zu dienen, sie zu schützen und ihren Nutzen zu mehren. Sollten Herr Kottwittenborg und seine Kollegen das nicht verstanden haben, so sind sie nicht länger ihres Postens als Vertreter des Volkes würdig und sollten schnellstens abgewählt werden.



Quelle: SNBP

zurück | drucken Erstellt am Donnerstag, 08. Juni 2006