Friedrich O. und der Spagatschritt

EU und kaufmännische Logik sind Gegensätze wie Feuer und Wasser.

Etwa ein Jahr ist es her, daß die Güstrower Zuckerfabrik dichtgemacht wurde. Es war die vorletzte ihrer Art in Mecklenburg-Vorpommern. Anklam hat somit die zweifelhafte Ehre, den Titel "letzter Mohikaner" im Bundesland tragen zu dürfen. Denn weitere Verarbeitungsstätten für die Kulturpflanze gibt es im Norden Mitteldeutschlands nicht mehr.

Für Rübenbauern, die ihre Kampagne-Erzeugnisse bis Ende 2007 nach Güstrow transportierten, lautet die Devise nunmehr: Anklam oder Uelzen. Vielmehr ist das ein Problem des Transportunternehmens. Die KG Agro Service GmbH in Parkentin (westlich von Rostock) schloß 2006 mit der Nordzucker AG Braunschweig einen Vertrag, wonach sämtliche im westlichen und mittleren Mecklenburg geerntete Rüben in Güstrow verarbeitet werden. Für das Unternehmen ein gutes und ihm zu gönnendes Geschäft.

Doch nun? Die Ostsee-Zeitung vom 18. Dezember 2008 berichtete unter der Leitzeile "Weite Fahrten: Mit Zuckerrüben bis nach Uelzen" über die Sorgen der Spedition. Uelzen, immerhin in Niedersachsen und dabei noch nicht einmal an der ehemaligen DDR-BRD-Grenze gelegen, sei von einigen der Felder mehr als 200 Kilometer entfernt.

Gesprächspartner ist Friedrich Olwig, Geschäftsführer der eben genannten Spedition. "Tage- und nächtelang habe er gesessen, um dieser logistischen Herausforderung gerecht zu werden. 1800 Tonnen am Tag muss er schaffen, insgesamt seien das während der viermonatigen Kampagne 168 000 Tonnen Rüben." Wörtlich erklärte Olwig laut OZ: "Es gibt keinen Cent mehr, auch wenn die Wege wesentlich länger und die Betriebskosten spürbarhöher sind. Ich habe immer alles innerhalb der Firma geregelt, mit jedem unserer 20 Fahrzeuge täglich um die vier Touren geschafft. Nach Uelzen war gerade noch eine drin. Da musste ich mir Subunternehmer mit ins Boot holen. Das kostet richtig Geld".

Scheinbares Glück im Unglück für Olwig und seine Arbeitskameraden: Die Nordzucker AG habe Interesse am "Standort" Anklam bekundet; die Ernte aller östlich der A 19 gelegenen Felder werde nunmehr dort verarbeitet, "weil es dort kurzfristig freie Kapazitäten gegeben habe". Schwarze Zahlen seien dennoch nicht in Sicht, da die Rück- zumeist als Leerfahrten erfolgten. Olwig: "Früher haben sich die Landwirte die ausgepressten Rübenschnitzel mitbringen lassen. Aber die will inzwischen kaum noch einer haben". Mittlerweile denkt der Mann berechtigterweise über einen Rückzug vom Auftrag nach.

Mit keinem Wort erwähnen die OZ-Schmierer allerdings die eigentliche Ursache des Problems: die vor drei Jahren von EU-Politkommissaren durchgedrückte "Reform" der Zuckermarktordnung. Sie befahl eine starke Reduzierung der in der "Europäischen Union" erzeugten Zuckermenge zugunsten von Dritte-Welt-Ländern, in denen "dank" niedriger Arbeits-, Umwelt- und Sozialstandards billiger produziert werden kann. Auch die hiesigen Politiker, allen voran Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus (SPD) gingen letztlich vor dem Brüsseler Moloch in die Knie.

Die NPD hatte auch hier beizeiten vor einer fatalen Entwicklung gewarnt, sich für den Erhalt des selbst nach hochkapitalistischen Grundsätzen rentabel arbeitenden Betriebes eingesetzt und in der Schweriner Palaver-Bude, offiziell Landtag genannt, einen Antrag gestellt (Landtags-Drucksache 5/916).

Die Warnungen haben sich bestätigt. Zeit also, die ohnehin zu weiten Teilen mit deutschen Geldern finanzierte Veranstaltung namens EU langsam, aber sich zu beenden.

Quelle: www.npd-fraktion-mv.de
zurück | drucken Erstellt am Mittwoch, 07. Januar 2009