Sie werden als Wunderheiler gehandelt. Doch liegt die Betonung weniger auf "Heiler", sondern auf "Handel". "Beraten und verkauft. Mc Kinsey & Co. – der große Bluff der Unternehmensberater", lautet der Titel eines Buches aus der Feder von Thomas Leif. Der Journalist weist anhand vieler Beispiele nach, wie vorgebliche Feuerwehrleute bei näherem Hinschauen zu Brandstiftern mutieren.
Dabei erscheinen die Hilferufe der Kommunen nach Sparkommissaren nur allzu verständlich. Von Landesrechnungshöfen einbestellt, sollen sie an Symptomen herumdoktern, die in einem sattsam bekannten Satz gipfeln: Städte, Landkreise und Gemeinden krauchen in finanzieller Hinsicht zumeist auf dem Zahnfleisch.
Überbordende Kosten bei Hartz IV, Abwanderung Besserverdienender in Umlandgemeinden bzw. von arbeitslosen, meist jungen Fachkräften ins Altbundesgebiet oder gar in Richtung Ausland, Kosten für die "Integration" von Migrationshintergründlern, Steuerabschreibungsmöglichkeiten für Konzerne und immer geringere Zuweisungen aus den Fördertöpfen von Bund und Ländern als mehr oder weniger direkter Ausfluß einer volksfeindlichen Ausgabenpolitik – dies sind einige der Ursachen für ein Herbeirufen der "Feuerwehrleute".
Die setzen logischerweise nicht bei den eben angerissen Mißständen an, schon weil sie zum System Bundesrepublik Deutschland gehören. Das erweist sich als Musterschüler der Globalisierung, gleich, ob es sich um die "Verschlankung" von Belegschaften bzw. oder deren "Outsourcing", also die Ausgliederung mit gleichzeitiger Gründung von "Tochterunternehmen", handelt. Auch die Privatisierung von einst staatlichem, kommunalem oder genossenschaftlichem Eigentum samt "Einspeisung" der Filetstücke in den globalen Geldkreislauf zählt zum fragwürdigen Handwerk. Stets zu Diensten sind dabei die Beratungs- und Consulting-Firmen.
Leif schuf durch die Zuarbeit ehemaliger Mitarbeiter von Berater-Firmen eine fakten- und hintergrundreiche Darstellung, über die es in einer Rezension von Deutschlandradio Kultur (18. 07. 2006) u. a. heißt: "Nicht nur Unternehmen und öffentliche Haushalte, auch die jungen Mitarbeiter selbst sind teilweise Opfer der Beraterkultur. (...) Für ein vergleichsweise hohes Einstiegsgehalt wird von ihnen Verfügbarkeit rund um die Uhr gefordert. Gleichzeitig sind sie einem System firmeninterner Bespitzelung ausgesetzt und werden durch ihre Kollegen in geheimen Verfahren evaluiert. Mit dem Ergebnis: Wer nicht aufsteigt, wird entlassen. Andererseits landen viele ehemalige Berater in ihrer späteren Karriere bei Kundenunternehmen, was dazu führt, daß sie, dort aufgestiegen, wieder Beraterfirmen engagieren werden. Geheimbünden gleich durchziehen heute Seilschaften der Beraterfirmen – McKinsey wird als besonders krakenhaft dargestellt – die Hierarchien von Unternehmen und Behörden."
Das Buch verdient durchaus eine zweite, aktualisierte Auflage. Allein in Rostock und Schwerin hat das Unternehmen VEBERAS in den vergangenen anderthalb Jahren kräftig "beraten", wobei alte West-Seilschaften überaus deutlich geworden sind. Auf der Eigendarstellungsseite im Weltnetz (
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Erstellt am Dienstag, 19. Juni 2007