Regionalen Wirtschaftskreisläufen gehört allen Unkenrufen zum Trotze die Zukunft. Regionalwährungen zählen ohne Wenn und Aber dazu.
"Das Angebot Regionalgeld oder Regiogeld ist eine lokale bzw. regionale Möglichkeit zur Vertiefung der Konsumentenbindung, die bisher keine Relevanz für Mecklenburg-Vorpommern hat. Daher war es bisher nicht erforderlich, eine Haltung der Landesregierung zu diesem Thema zu entwickeln." Das war die lapidare Antwort der hiesigen Regierung auf eine Kleine Anfrage der NPD-Fraktion (Drucksache 5/756 vom 03.08.2007). Typisch für ein System, dessen Vertreter sich offenbar immer erst dann eine Meinung bilden, wenn etwas "erforderlich" wird. Auf Volk und Region bezogene Visionen sind den Liebedienern der Globalisierung ohnehin fremd.
Und so verbirgt sich hinter dem eben erwähnten Zahlungsmittel dann doch ein wenig mehr als lediglich die "Vertiefung der Konsumentenbindung". In vielen Gegenden der BRD besteht "Regiogeld" zusätzlich zum überregionalen bzw. staatlichen finanziellen Gefüge. Als gebietsbezogene Geld-, vielmehr Verrechnungssysteme aufgebaut, verbindet sich mit ihnen der Anspruch, für die nachhaltige Entwicklung eines überschaubaren, mithin geschichtlich gewachsenen Territoriums zu sorgen.
Sowohl zur Grundbedarfsdeckung als auch zur Innovationsentwicklung erfolgt dabei die bewußte Förderung regionaler Wirtschafts-Kreisläufe. Befürworter streichen zudem ein geringeres Transport- und Verkehrsaufkommen, die enge Verbindung von Produzenten, Verkäufern und Endverbrauchern sowie die verhältnismäßig überschaubare Struktur des Geldsystems heraus. Ein weiteres wesentliches Ziel besteht in der Verminderung von Arbeitslosigkeit und Abwanderung. Grundlagen sind das in Papierform herausgegebene Regiogeld und natürlich seine Akzeptanz bei den Unternehmen einer Region.
Von Erwerbslosigkeit und Wegzügen sind Mecklenburg und Vorpommern bekanntlich sehr stark betroffen. Andererseits war von Versuchen, Regio-Währungen auch hierzulande zum Durchbruch zu verhelfen, bislang nichts zu hören, vielmehr zu spüren. Damit ist jetzt offenbar Schluß. Wie die Schweriner Volks-Zeitung heute auf ihrer Frontseite meldete, soll jetzt in Bützow "das erste Regionalgeld in M-V etabliert werden". Im Bericht heißt es u. a.: "Der Förderverein Bützower Land will einen Regio als Komplementär-Währung (= Ergänzung, d. Red.) zum Euro etablieren, am besten von Güstrow bis Schwerin. Ziel: Regionalgeld fördert einen räumlich begrenzten Wirtschaftskreislauf. Vorbilder gibt es reichlich in Deutschland". Zu Wort kommt auch Lothar Brockmüller vom Initiativkreis "Regiogeld MV". "Durch diesen Kreislauf schaffen und sichern wir Arbeitsplätze in der Region. (…) Kaufen wir nicht in der Region, verläßt das Geld den Kreislauf – und geht der Region verloren", so wie es beim Euro der Fall sei.
In Potsdam, so die SVZ, gibt es die "Havelblüte", ein durch Leistung gedecktes Mittel. Rund 100 Firmen und Händler akzeptierten sie als "1:1"-Zahlungsmittel "gegen Ware und Dienstleistung – vom Bäcker bis zum Kino. Vorteile: Das Geld bleibe im Kreislauf, fördere und steigere Umsätze", wird einer der dortigen Aktivisten zitiert. Der Euro spiele "direkt keine Rolle".
´"Das Vertrauen in den Euro fällt und das ist eine der ersten Auswirkungen. Beim Regionalgeld handelt es sich sozusagen um eine neue Dimension im Kampf gegen den Euro. Die Leute beginnen immer stärker, sich diesem von einer überstaatlichen Machtzentrale aufgezwungenen Geld zu verweigern und finden immer neue Wege.
Außerdem mögen die meisten Menschen nun einmal Übersichtlichkeit, wie sie die von Vielschichtigkeit und Wirren geprägte Globalisierung nun einmal nicht bieten kann. Regio-Geld ist überdies eine gute Alternative hin auf dem Weg zur raumorientierten Volkswirtschaft", sagte der NPD-Landtagsabgeordnete Michael Andrejewski.
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Erstellt am Freitag, 19. Oktober 2007