Leichtgläubige Menschen könnten aus der heutigen Aktuellen Fragestunde des Landtages womöglich einen Schluß ziehen: Die eigens für den G8-Gipfel formierte polizeiliche Koordinierungs-Einheit KAVALA litt bei der schriftlichen Niederlegung ihrer Erkenntnisse über die Zahl gewaltbereiter Linksautonomer und ihre waffenähnliche Ausrüstung offensichtlich unter Halluzinationen.
Der NPD-Abgeordnete Birger Lüssow hatte sich in seiner Frage auf die KAVALA-Verbotsverfügung einer für den 7. Juni in Rostock angemeldeten nationalen Kundgebung bezogen. In der Untersagung "teilte die Polizeigruppe Kavala … der Landtagsfraktion der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands u. a. mit, daß von mehreren tausend militanten ,Demonstranten’ eine ,erhebliche kriminelle Energie’ ausgehe und diese in ihren Zeltlagern ein massives Waffenarsenal angeschafft haben." Davon ausgehend, erkundigte sich Lüssow, welche Maßnahmen ergriffen wurden, um die Vorbereitung von Straftaten durch konsequentes Einschreiten zu verhindern. Einen Tag vor dem ursprünglichen Termin besagter NPD-Veranstaltung sei überdies eines der Lager nach Waffen durchsucht worden, woraus sich zwangsläufig die Frage nach den Resultaten ergab.
Die lapidare, möglicherweise auch zynisch zu nennende Antwort des Innenministers lautete: Eine Kartoffel bleibe eine Kartoffel, ein Nagel ein Nagel. An Waffen sei in diesem Zusammenhang nicht zu denken.
Zur Erläuterung: Mit Nägeln gespickte Kartoffeln zählen seit Jahren zum Wurfarsenal von Angehörigen des linksautonomen Spektrums. Da die Erdfrüchte selten eine Kugelform besitzen, erhalten sie aufgrund ihrer "Unförmigkeit" während der Flugbahn einen Drall, der als unberechenbar zu bezeichnen ist. In Kombination mit Nägeln stellen die Erdäpfel Wurfgeschosse dar, die ernsthafte Verletzungen hervorrufen können.
In Caffierscher Sichtweise wären dann auch jene ins Camp Grenzschlachthof Rostock-Bramow gebrachten Fahrradschläuche, die mit Sand gefüllt werden sollten, nicht als waffenähnliche Gegenstände zu bezeichnen: Schlauch ist Schlauch und Sand ist Sand. Dummerweise sahen es die Verfasser genannter Verbotsverfügung anders: "Am 02. oder 03. Juni wurden ca. 200 Fahrradschläuche in das Camp geliefert, die man mit Sand gefüllt als Schlagwerkzeuge benutzen will." Auch über die anderen, von Kommunen zur Verfügung gestellten Lager hält das polizeiliche Dokument Informationen bereit – etwa über die Zahl der Gewaltbereiten, die beispielsweise in Reddelich etwa 1.000 (bei 3.500 Insassen) ausmachten. Oder über weitere Waffenlager, so in der Ehm-Welk-Schule in Rostock-Evershagen, wo "Trolleys", "gefüllt mit Nägeln, Schrauben und Metallstücken" lagerten. Doch wissen wir nunmehr, daß der Nagel ein Nagel, die Schraube eine Schraube … - na, Sie wissen schon.
In einer Zwischen-Zusammenfassung heißt es: "In den Camps werden von Angehörigen des sogenannten ,Schwarzen Blocks’ Straftaten geplant bzw. verabredet, insbesondere Angriffe auf Polizeibeamte, Widerstandshandlungen, Sachbeschädigungen sowie Vergehen nach dem Versammlungsgesetz."
Ins Verhältnis zu den ebengenannten Aufklärungsergebnissen der KAVALA gesetzt, kommen Caffiers oberflächlichen Äußerungen von heute Morgen einem Schlag ins Gesicht eines jeden Polizeibeamten gleich, der während des Kaviargipfels in Heiligendamm und der Demonstrationsflut in Rostock seine Knochen hingehalten hat. Möglicherweise aber ist die Erde ja doch eine Scheibe.
Lesen Sie auf dieser Netzseite auch den Beitrag „Verbotsverfügung mit aufschlußreichem Material“ (06. Juni 2007). Die vollständige Verbotsverfügung kann unter
hier eingesehen werden.