Das polnische Volk ist nicht der Nabel der Welt. Dies dürfte trotz Westverschiebung der polnischen Staatsgrenze hin zur Mitte Europas jedem klar sein. Jeder Vorwurf von polnischer Seite birgt daher eine gewisse Unverschämtheit in sich. Für den politischen Beobachter vergreifen sich gerade Presse und Vertreter aus Regierungskreisen jenseits der Oder des öfteren im Ton und graben tief im geschichtlichen Verständnis des eigenen nationalen Gedächtnisses. So auch in der folgenden Episode polnischer Überheblichkeit:
Gegenstand des polnischen Ärgernisses ist dieses Mal die bundesrepublikanische Institution des Jugendamtes. Diese staatliche Behörde praktiziere Diskriminierung, fördere Ausländerfeindlichkeit und schüre Hass zwischen Kindern und in Trennung lebender Eltern aus deutsch-polnischen Mischehen. Dementsprechend laut ist das Rauschen im polnischen Blätterwald.
Zwangsgermanisierung kontra Kindeswohl
In einem medienwirksam aufbereiteten Fall wurde es einem Kind verwehrt, mit seinem polnischen Vater vor den Mitarbeitern des Jugendamtes polnisch sprechen zu dürfen. Vorbehaltlos sind alle Akteure des Deutschen mächtig und demgegenüber ist es natürlich dem Jugendamt ein wichtiges Anliegen, bei Situationsgesprächen ohne Verständigungsbarrieren aktiv teilnehmen zu wollen. Aber nicht so nach Gusto des Vaters, welcher sich daraufhin der polnischen Medienbühne bediente. Ebenso wird in der Polska-Presse die Tatsache ausgeklammert, daß eine staatliche Behörde auf das Einhalten der in der BRD üblichen Amt- und Verkehrssprache (eben Deutsch, nicht Polnisch) bestehen muß.
Weiter beschwert sich beispielsweise ein in Hamburg wohnender 38 jähriger Pole öffentlich, daß "inzwischen seine Töchter germanisiert worden" seien, wobei er in diesem Zusammenhang massive Kritik an das für seinen Fall zuständigen Jugendamt übt. Mittlerweile befaßt sich auch die Petitionskommission des Europäischen Parlaments mit ähnlichen Vorwürfen anderer polnischer BRDlinge.
Vorsitzender der Petitionskommission und polnischer Landsmann Marcin Libicki ist Visionär eines nach seinen Vorstellungen zukünftigen Europas, welches "als Ganzes multikulturell und vielsprachig" sei. So erhielt Brüssel Post in Form eines flammenden Aufrufs von vermeintlich um ihre Kinder besorgten Eltern folgenden Inhalts:
"Wir, Eltern – die unsere Kinder als Eigentum der Deutschen für immer verloren haben – rufen die Europäischen Kommission und das Parlament auf, das erhebliche Gefahrenpotential JUGENDAMT für die Zukunft der EU zu erkennen und die national-sozialistischen RECHTE und HALTUNG seiner Mitarbeiter, zu verurteilen. Das moderne deutsche JUGENDAMT ist eine national-sozialistisch ähnliche Organisation, die europäischen Kinder im Namen des deutschen Volkes zu Streit und Hass erzieht. Sie ist deshalb zur illegalen Institution in der Europäischen Union zu erklären."
Sprachpolitik der EU
So verwundert auch nicht das Ergebnis des polnisch geführten EU-Petitions-Ausschusses. Nach Behandlung der Eingabe anfang diesen Jahres kam dieser zum Schluß:
"Bei Elternbesuchen in einem institutionellen Umfeld sollten die betreffenden Behörden alle Elternsprachen bedingungslos akzeptieren und tolerieren."
Mitarbeiter auf bundesrepublikanischen Jugendämtern sollen also neben der Anwendung der Amtssprache Deutsch "bedingungslos" gewähren lassen, daß sich Kinder mit Elternteilen aus Mischehen auch in anderen Sprachen verständigen können. Da fragt man sich nur, wann der Sozialpädagogin ein Heer von Dolmetschern zur Seite gestellt werden muß. Gerade die BRD zeigt sich befliessen in der Umsetzung von Weisungen aus Brüssel. Da in diesem Fall auch noch ein Beitrag zur multikulturellen Gesellschaft geleistet werden kann, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auf bundesrepublikanischen Jugendämtern das babylonische Sprachgewirr Einzug halten wird.
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Erstellt am Dienstag, 31. März 2009