Anstatt endlich die Bedingungen für hiesige Ärzte zu verbessern, wird weiter lauthals nach ausländischen Medizinern geplärrt. Für sie hat die Arbeitsagentur Rostock jetzt sogar eine Anlaufstelle eingerichtet.
Wie die Norddeutschen Neuesten Nachrichten kürzlich meldeten, wolle die Arbeitsagentur Rostock „ausländischen Medizinern den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt erleichtern.“ Deshalb sei eine neue Anlaufstelle eingerichtet worden, „in der sich Interessenten dazu beraten lassen können, ob und in welchem Umfang eine Nachqualifizierung für ihre Tätigkeit in der Bundesrepublik notwendig wird.“
Christoph Möller, Leiter der Rostocker Arbeitsagentur, ist total happy: „Der Einsatz gut ausgebildeter Ärzte aus dem Ausland ist eine Bereicherung für unser Gesundheitssystem“, wählte er einen gedrechselten Satz, entnommen ganz offensichtlich dem Gauck-Merkelschen Handbuch der Zuwanderungs-Phraseologie.
Im vergangenen Jahr waren im Nordosten 10.128 Ärzte tätig; 630 davon stammten aus anderen Staaten. Noch 2013 zeigte sich die rot-schwarze Landesregierung beidiesem Thema eher kurz angebunden – ganz so wie ein Mensch, dem die Diskussion über gewisse Probleme unangenehm ist und der daher vorgibt, in Eile zu sein. Auf die Frage des NPD-Fraktionsvorsitzenden Udo Pastörs, wie sich die Zahl der aus M/V abgewanderten deutschen Ärzte seit 2008 darstellt, hieß es: „Bei der Erfassung der in Mecklenburg-Vorpommern tätigen Ärzte durch die Ärztekammer … findet eine Unterscheidung nach deren Staatsangehörigkeit nicht statt.“ Zu den Ländern, in die hiesige Mediziner abwanderten, lagen angeblich ebenso keine Informationen wie zu den Gründen für die Abwanderung vor (
Drucksache 6/1571).
Die NPD fordert, die Heranbildung von Medizinern in M/V voranzutreiben. Zudem sind stärkere Anreize zu setzen, damit hier ausgebildete Ärzte nicht abwandern, sondern sich in Mecklenburg oder Pommern niederlassen. Dazu aber muß zuallererst der ärztliche Alltag entbürokratisiert werden – viele Mediziner kritisieren, daß sie mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit für Schreibtisch-Tätigkeiten aufwenden müßten.
Mittlerweile werden, wie die Süddeutsche Zeitung Anfang des Jahres berichtete, im Osten Europas die Ärzte knapp. In Polen, der Tschechei, Ungarn, Bulgarien und Rumänien herrsche streckenweise ein dramatischer Medizinermangel, der auf die Abwanderung nach Westeuropa zurückgehe. Entlohnung und Arbeitsbedingungen seien auch hierbei die maßgeblichen Gründe, um mit den Füßen abzustimmen - dennoch liegen in genannten Staaten nicht die Baustellen deutscher Politik. Sie hat sich zuallererst um die Ausbildung des eigenen Mediziner-Nachwuchses sowie humane Arbeitsbedingungen hierzulande zu kümmern.