Auch für Theater gilt: Öffentliche Mittel sind begrenzt

Ein paar Anmerkungen aus Anlaß der jüngsten Demo für den Erhalt des Volkstheaters Rostock (VTR) als Vier-Sparten-Einrichtung

In einem Gutachten, das die Hansestadt Rostock selbst in Auftrag gab, wird die Schließung von Sparten empfohlen. Die Rede ist von Musiktheater und Tanz;  Schauspiel und Orchester bleiben laut dem Papier erhalten.

Dagegen, aber auch gegen die Deckelung der Landeszuweisungen, hat sich Widerstand formiert,der allerdings nicht so breit angelegt ist, wie es Akteure und Medien-Hofberichterstatter der Öffentlichkeit immer wieder weismachen wollen.Und gerade weil die Debatte so emotional geführt wird, ist eine Versachlichung zwingend geboten.

Ein paar knallharte Fakten

So forderte OB Roland Methling den VTR-Intendanten Sewan Latchinian im NDR-Nordmagazin (5. November) auf, die Bürger für das Theater zu wecken; derzeit gingen nur 2.000 bis 3.000 Menschen ins Theater – und das bei einer Stadt, die mehr als 200.000 Einwohner zähle. Klartext auch von Kulturminister Mathias Brodkorb, der im Gespräch mit dem Internet-portal www.das-ist-rostock.de (1. Oktober) ein paar interessante Zahlen genannt hat: „Rostock erwirtschaftet nur acht Prozent seiner Einnahmen selbst; in Schwerin sind es mehr als 20 Prozent. In die Oper gehen im kleinen Schwerin 40.000 Besucher; in Rostock etwa 8.000. Das Schweriner Theater hat etwa 170.000 Besucher im Jahr, Rostock 100.000.“ Auch seien die Ausgaben des Landes zugunsten aller Theater „je Einwohner doppelt so hoch wie in anderen Ländern, also zum Beispiel wie in Bayern oder Schleswig-Holstein.“

400 Vollzeit-Lehrerstellen

Richtig deutlich wurde der Bund der Steuerzahler in einem Schreiben vom 23. Oktober 2012: Natürlich könne nicht verkannt werden, „daß es gegenwärtig und auch zukünftig notwendig sein wird, die Theater- und Orchesterlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern mit öffentlichen Mitteln (zur Zeit 35,8 Mio./Jahr durch das Land – d. Red.)zu fördern.“ Doch seien „die zur Verfügung stehenden öffentlichen Mittel begrenzt“, zumal die Kulturförderung „in Konkurrenz mit anderen öffentlichen Aufgaben um die knappen Ressourcen“ stehe.

Unter Berufung auf Daten des Landesrechnungshofes heißt es weiter: „Im Jahr 2010 gaben Land und Kommunen … etwa 29 Mio. Euro mehr für die Theater aus als der Durchschnitt der finanzschwachen Länder.“Dieser Betrag entspreche „dem Gegenwert von 400 Vollzeit-Lehrerstellen!“

NPD: Tiefgehende Bürgerbefragung zum Theater durchführen

Und so relativiert sich auch der Rostocker Theater-Donner ganz von selbst. Außerdem wäre es an der Zeit, eine wirklich in die Tiefe gehende Bürgerbefragung zum Theater durchzuführen, so wie es die NPD vor nunmehr drei Jahren bereits gefordert hat (siehe hier). Seinerzeit hatte die Verwaltung auf die Kosten von etwa 10.000 Euro verwiesen, die dafür extra in den Haushalt eingestellt werden müßten. Auch brachten die Stadtoberen die Personalknappheit in der Kommunalen Statistikstelle ins Spiel.

Um Kosten zu sparen, könnte ein entsprechender Fragebogen online gestellt oder für jene, die über keinen Internet-Anschluß verfügen, im Städtischen Anzeiger abgedruckt werden. In der Frage der inhaltlichen Ausgestaltung sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt – Hauptsache tiefgründig. Denn ohne umfassende Einbindung des Bürgers kann man „Volk“ schon bald getrost aus der Namensbezeichnung der Einrichtung streichen und nutzen auch die schönsten Pläne für einen Theaterneubau nichts.
zurück | drucken Erstellt am Montag, 10. November 2014