Verkehrschaos und Randale

Rostock am 1. Mai im Ausnahmezustand



Rostock. Am 1. Mai zog die NPD mit 400 Sympathisanten durch den Stadtteil Dierkow. Wegen ausufernder Proteste und weil sich die Einsatzführung der Polizei völlig unkooperativ zeigte, wurde die Demonstration nach einer Zwischenkundgebung vorzeitig abgebrochen. Für diesen Pyrrhussieg  nahm die Stadt einiges in Kauf: es folgten Ausschreitungen und der gesamte Verkehr in der östlichen Innenstadt kam über Stunden zum Erliegen.

NPD setzt auf flexible Strategie

Ursprünglich wurde für die Demonstration eine attraktive Route durch die bevölkerungsreichen Stadtteile Dierkow und Toitenwinkel angemeldet. Allerdings war von Anfang an klar, daß man nicht mit Starrsinn an einer einzigen Route festhalten dürfe, sondern flexibel auf die sich entwickelnde Lage reagieren müsse. Von daher änderte es auch nichts, daß die Demonstration am Vorabend nach Groß Klein verlegt wurde. Im Gegenzug sollten dafür linke Krawallmacher außen vor bleiben.

Dennoch sickerte diese Absprache in weniger als einer Stunde an die Öffentlichkeit durch und einige Personen in der Verwaltung betrachteten es fortan wohl als ihre Hauptaufgabe, jede weitere Entwicklung möglichst zeitnah an die Gegendemonstranten weiterzuleiten.

Brandstiftung und Ausschreitungen

Schon am Vormittag begannen dann die taktischen Katz-und-Maus-Spielchen. Obwohl sämtliche Gegendemos durch den Stadtteil Groß Klein verboten worden waren, wurden zwei Demonstrationen doch wieder erlaubt. Während einige Hundert Nationalisten am Hauptbahnhof eintrafen, standen am Klenowtor (Groß Klein) bereits 400 Linke. Andere Genossen steckten derweil einen Güterzug auf der Bahnlinie in Brand und deponierten Sprengattrappen auf den Gleisen.

Mit dieser Aktion sollten sich die Linken allerdings selbst ein Bein stellen. Denn von nun an war klar, daß die Nationalisten keinesfalls nach Groß Klein kommen. Stattdessen standen nun mögliche Routen in der Südstadt oder im Nordwesten zur Auswahl. Folglich ging es wieder zurück auf die ursprüngliche Strecke und die Demonstranten fuhren mit der Straßenbahn vom Hauptbahnhof zum Dierkower Kreuz.

Die beiden Brücken über die Warnow wurden unterdes dicht gemacht und sowohl für Fußgänger als auch für den Schienen- und Straßenverkehr gesperrt. Die Störer und Krawallmacher der Antifa, die sich selbst ins Aus manövriert hatten, lieferten sich ein kleines Scharmützel mit der Polizei in Lichtenhagen, wobei wohl einige ordentlich Pfefferspray schlucken durften. Anschließend hetzten sie dann in die Innenstadt zurück, nur um erneut an einer Straßensperre gestoppt zu werden. Pech gehabt!

Demonstration durch Dierkow



Mit zwei Stunden Verzögerung konnte es dann endlich losgehen. Der Nordosten war weitgehend frei von Gegendemonstranten. Doch schon nach kurzer Zeit stellte sich heraus, daß es anderweitig, nämlich in den höheren Führungsebenen der Polizei, neue Probleme gab. Dort war zum Dr. Michael Peters zum Polizeiführer bei der NPD-Demonstration bestimmt worden, während Michael Ebert den Gesamteinsatz leitete. Beide haben bereits in der Vergangenheit bewiesen, daß sich auch offensichtlich rechtswidrige Maßnahmen gegen Nationalisten durchzusetzen gewillt sind.



Folglich bewegte sich der Demonstrationszug zunächst die Gutenbergstraße entlang, um dann jedoch nicht wie geplant ins Neubauviertel und Richtung Dierkower Allee / Toitenwinkler Allee weiterzuziehen, sondern stattdessen in Richtung Rövershäger Chaussee (B105) abgedrängt zu werden. Als Ausrede dienten dafür zwei kleine Sitzblockaden in der Lorenzstraße (etwa 20 – 50 Personen), die angeblich nicht geräumt werden konnten und für weitere Verzögerung sorgten.



Es folgten weitere Zwischenfälle. Einigen Linksextremisten war es dann doch gelungen, an den Demonstrationszug zu gelangen und sie pfefferten Flaschen und Steine in Richtung der Nationalisten. Dabei traf die größte Klamotte ausgerechnet ihren eigenen Kameramann vor die Brust, der sofort zu Boden ging. Ansonsten hatte diese Aktion keine Auswirkungen  gehabt.



Blockaden am Mühlendamm

Schließlich hielt der Zug an der Rövershäger Chaussee zur Zwischenkundgebung. Herr Dr. Peters erklärte dann, man könne nicht nach Dierkow zurück, da es dort wieder Blockaden gäbe, was zu diesem Zeitpunkt aber nachweislich nicht der Fall war, und nach vorn, also wieder in Richtung Stadt, ginge es auch nicht. Was ebenfalls nicht der Wahrheit entsprach. Fotos belegten und Augenzeugen berichteten von Kleinstgruppen, die ohne große Mühe hätten in die Schranken gewiesen werden können.

Der Versammlungsleiter, David Petereit, soll Dr. Peters vorgehalten haben, daß sein „nicht können“ tatsächlich ein „nicht wollen“ sei, worauf Peters nur gegrinst haben soll. Darauf riß der Geduldsfaden endgültig Petereit, entschied sich, die Demonstration an Ort und Stelle aufzulösen. Daraufhin entstand erst einmal große Verwirrung. Erste Gruppen von Nationalisten begannen, sich auf eigene Faust auf den Heimweg zu machen. Dabei zeigte sich, daß die wenigen Gegendemonstranten, die an Ort und Stelle waren, plötzlich doch gar keine Lust mehr hatten, ihren markigen Worten weitere Taten folgen zu lassen. Die Polizisten hatten für diesen Fall auch noch keine Anweisung gehabt.



Schließlich ging es dann doch auf einmal weiter und der Rückmarsch konnte geordnet zum S-Bahnhof Kassebohm erfolgen. Von dort sollte schließlich ein Sonderzug zum Hauptbahnhof eingesetzt werden. Dieser kam – nach Androhung einer Spontandemonstration – auch tatsächlich.

Pölchow Part II – Linke provozieren Auseinandersetzung am Hauptbahnhof



Natürlich hatte zwischenzeitlich die Gegenseite ausgiebig Zeit gehabt, sich neu zu formieren. Als der Sonderzug schließlich am Hauptbahnhof eintraf, standen dort zwar auch ein paar Polizisten, aber ebenso ein Mob gewaltbereiter Linksextremisten die teilweise mit Teleskopschlagstöcken, Knüppeln usw. bewaffnet waren. Nachdem die Linken den Zug angriffen, entwickelte sich daraus eine direkte Konfrontation. Im Verlauf der körperlichen Auseinandersetzung zog die Antifa trotz ihrer Bewaffung dann den Kürzeren.

Schließlich haben dann doch noch alle Demonstranten ihren Zug bekommen, wobei sich die zugereisten Teile der Antifa strikt weigerten, mit der westmecklenburgischen Reisegruppe und den Hamburger Kameraden im gleichen Zug zu fahren. Nach dem Ziehen der Notbremse hatte das zur Folge, daß die Linken den Zug wieder verlassen mußten und eine außerplanmäßige Verlängerung ihres Aufenthalts in Rostock in Kauf nehmen mußten. Zuvor hatten Linksextremisten noch versucht die Abfahrt gänzlich zu verhindern, in dem Sie die Fontscheibe der Lok mit Steinen einwarfen.



Fazit

Rückblickend bleibt die Demonstration mit einem durchwachsenen Ergebnis in Erinnerung. Die Route war letztendlich wenig attraktiv, dennoch zeigte sich auf den rund drei Kilometern Marschstrecke das gewohnt disziplinierte und farbenfrohe Bild des nationalen Widerstands. Insbesondere die Hochtransparente sorgten für Aufsehen.

Allerdings nahmen Stadt und Polizeiführung massive Ausschreitungen und ein über Stunden anhaltendes Verkehrschaos in Kauf, damit die nationale Demonstration wenn schon nicht verhindert, dann doch weitgehend behindert werden konnte.

Durchdas offensichtlich von oben angeordnete konsequente Wegsehen und Nichteingreifen bei linksextremen Straftaten schaffte es die Polizeiführung am Ende des Tages lediglich sieben Ermittlungsverfahren zu verkünden, was suggerieren soll, es hätte den kriminellen Mob linker und demokratischer Extremisten gar nicht gegeben.  In der abschließenden Pressemitteilung der Bundes- und Landespolizei heißt es realitätsfremd:

„Die Polizeiführer der Bundespolizei, Heinrich Henrichs und der Landespolizei, Michael Ebert, freuen sich darüber, dass der friedliche Protest in der Hansestadt Rostock seinenPlatz gefunden hat.“

Bei Twitter wurde das Demonstrationsgeschehen in Rostock schließlich zum bundesweiten Top-Thema, noch vor #snowden, #nsa, #obama, #usa, #1mai und #merkel. – Ein kleiner Trost, wenn auch die Öffentlichkeit nicht direkt erreicht worden konnte, so doch über die Multipliakatoren.

zurück | drucken Erstellt am Freitag, 02. Mai 2014