Die Verwalter des Mangels
In Stadtchroniken finden sich bekanntlich nicht nur Eintragungen über Jubelereignisse: Feuersbrünste und Kriege sind hier ebenso vermerkt wie Arbeitslosenzahlen und immer wiederkehrende Phasen akuter Geldnot. Mit letzterer haben wir es auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu tun. So ist es in der Stadt Lassan auch 2013 nicht gelungen, einen ausgeglichenen Haushalt auf die Beine zu stellen.
Im Ergebnishaushalt* kann zwar ein Plus in Höhe von 264.580 Euro verbucht werden, doch weist der Finanzhaushalt, in dem alle kassenwirksamen Vorgänge wie Ein- und Auszahlungen dargestellt sind, bereits eine Lücke von 73.610 Euro auf.
Die im Haushalt 2013 veranschlagten Erträge, die vordergründig aus Steuern und ähnlichen Abgaben resultieren, belaufen sich auf 736.690 Euro, was im Vergleich zu 2012 eine Verbesserung um 344.690 Euro darstellt. Doch resultiert jener Betrag zu wesentlichen Teilen aus einer Gewerbesteuer-Nachzahlung einer großen Agrargesellschaft von rund 218.000 Euro und ist somit eine einmalige Einnahme.
Einen großen Posten stellen die auch von Lassan zu entrichtenden Zuwendungen, Umlagen und sonstigen Transferaufwendungen dar. Hierfür wurden 769.870 Euro (2012: 735.350 Euro) eingestellt. Die Erhöhung hat ihre Ursache zum einen in der Kreisumlage. Hier entsteht eine Mehrbelastung von 32.260 Euro; bei der Amtsumlage sind es immerhin 8.300 Euro. Nicht zu vergessen sind die Zinsaufwendungen für Banken, Giro-Zentralen und Landesbanken. Für 2014, 2015 und 2016 sind hier insgesamt 189.000 Euro aufzuwenden. Und wer weiß, was auf unser Städtchen noch so zukommt. So können Kommunen laut höchstrichterlichem Urteil für die Schulden der Altkreise in Haftung genommen werden. Für viele gliche dies dem Gang zur Guillotine.
Fest steht schon jetzt: Sowohl Bürgermeister und Stadtverwaltung als auch Stadtvertreter werden bei den augenblicklichen Rahmenbedingungen Verwalter des Mangels bleiben. Denn solange der Bund hunderte Milliarden in „Rettungsschirme“ für Banken und Pleitestaaten pumpt oder Steuergelder für Kriegseinsätze und Asylschnorrer verschleudert, wird für die kommunale Basis schlichtweg immer weniger Geld vorhanden sein. Kreise und Ämter können sich aus dieser Situation noch durch die Erhöhung der Umlagen befreien, während sich die Kommunen am Ende der Nahrungskette befinden. Diese Feststellung würde natürlich auch in die Stadtchronik gehören.
*Der Ergebnishaushalt bildet alle Erträge und Aufwendungen ab, das heißt sämtliche Vorgänge, durch die das Vermögen der Gemeinde vergrößert oder geschmälert wird. Hierbei ist es nicht von Bedeutung, ob sich dieser Vorgang auf die Kassenlage der Kommune auswirkt. So werden zum Beispiel auch Abschreibungen dargestellt.