Sie haben recht. Sie haben aus der Geschichte gelernt. Es müßte ihnen ein Leichtes sein, die ach so dumpfen Nationalen mit zutiefst einleuchtenden, absolut überlegenen Argumenten an die Wand zu reden. Trotzdem schweigen sie. Im Kreistag Vorpommern-Greifswald schon lange und jetzt auch in der Stadtvertretung Anklams bleiben die Etablierten von der Linken bis zur CDU stumm wie die Fische, wenn die NPD einen Antrag stellt.
Klaglos hörten sie sich am vergangenen Donnerstag an, wie der Sprecher der NPD-Fraktion den Bürgermeister aufforderte, es in Zukunft zu unterlassen, zur Landrätin zu rennen und darum zu betteln, Asylanten aufnehmen zu dürfen. Wie ein Block stimmten sie gegen die nationale Initiative. Man fragt sich, warum sie sich nicht gleich zu einer Einheitspartei zusammenschließen.
Normalerweise kennt ihre Redseligkeit keine Grenzen. Das Schweigen fällt ihnen sicher schwer. Es dürfte wohl ihr Hang zum Illusionären sein, der sie so handeln läßt. Was nicht in ihr Weltbild paßt, ignorieren sie - die Eurokrise, kriminelle Ausländer, aussterbende Regionen und eben die Tatsache, daß die NPD in den Parlamenten sitzt. Tun wir so, als wäre sie gar nicht da! Erklären wir Griechenland für gerettet. Der Euro ist eine Erfolgsgeschichte.
Genau so ging es in der Sitzung dann auch weiter. Bürgermeister Galander pries die vorbildliche Rolle Anklams bei der Aufnahme von Asylanten und bedankte sich bei den Bürgern für deren Einsatz bei der Begrüßung der Zuwanderer. Wie viele Einwohner der Südstadt waren noch mal zur ersten von der Stadt wegen der Asylanten einberufenen Bürgerversammlung gekommen? Etwa 10, davon die meisten mit deutlich kritischer Einstellung. Zur zweiten Bürgerversammlung kamen dann zwei! Wegen des großen Zulaufs kündigte die Stadtverwaltung noch eine dritte Bürgerversammlung sowie einen interkulturellen Tag an, mit dem man die Südstadt beglücken will.
Alles jetzt schon ein bedeutender Erfolg wie das nächste Eurorettungspaket. Wer psychologisch interessiert ist und das Phänomen des Realitätsverlusts aus der Nähe studieren möchte, sollte sich ruhig ein Mal eine Parlamentssitzung ansehen, egal ob Landtag, Kreistag oder Stadtvertretung. Ein ebenso interessantes wie erschreckendes Schauspiel.
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Erstellt am Freitag, 16. August 2013