„Die deutschen Politiker sollten etwas amerikanischer werden“

von Udo Pastörs
 
Ihre Worte haben Gewicht! Wenn Mrs. Zanny Minton Beddoes, Wirtschaftsredakteurin der weltweit renommierten Fachzeitschrift „Economist“ zur Feder greift, versäumt kaum jemand der amerikanischen Wirtschaftselite, ihre Artikel zu lesen. So dürfte auch die neuste 15seitige Spezialbeilage seine Wirkung auf die „deutsche, politische Elite“ nicht verfehlen. Die Kernbotschaft lautet: „Deutschland soll noch mehr zahlen, dies schulde man besonders den Amerikanern, da diese ja das verletzliche Westdeutschland über Jahrzehnte getragen habe.“
 
Frau Beddoes scheut sich auch nicht, in ihrem Beitrag mit der deutschen Schuld zu kokettieren, indem sie zwar Verständnis für die Zurückhaltung der Kanzlerin in der Formulierung machtpolitischer Ziele zum Ausdruck bringt, jedoch hiernach unverblümt indirekt folgende Vorgehensweise der deutschen Regierung und Wirtschaft einfordert:

  1. Ende der politischen Bescheidenheit und Überwindung seiner kleinstaatlichen Mentalität.
  2. Erkennen, daß die Europäische Union nicht mehr die Vereinigung ebenbürtiger Mitglieder ist, sondern Deutschland längst wirtschaftlicher Hegemon Europas.
 
Hieraus entwickelt die Autorin eine massive Kritik unseres Leistungsbilanzüberschusses von 7 % der Wirtschaftsleistung und brandmarkt diesen Fakt zugegebener Maßen nicht ganz unberechtigt als Ausdruck relativer Schwäche.
Seinen Niederschlag fände diese Entwicklung auch in einem unnötig, niedrig gehaltenen Lebensstandart der Deutschen. Nach einer Reihe von zutreffender Beschreibungen, daß z. B. auf Kosten der Binnennachfrage und übertriebener Lohnzurückhaltung unsere Exportzahlen auf hohem Niveau gehalten werden, läßt die Wirtschaftsfachfrau dann die Katze aus dem Sack.
 
„Fast beschwörend wird ein weiterer Verzicht des Selbstbestimmungsrechtes unserer Nation das Wort geredet, indem die Bankenunion entschlossen von Deutschland vorangetrieben werden solle, um die Kreditklemme in Europa zu bekämpfen“.  Natürlich fehlt auch die weitere Inhaftungnahme des deutschen Steuerzahlers nicht. So wird vorgeschlagen, daß die bundeseigene KfW Förderbank mehr Geld für das marode spanische Förderbanksystem bereit stellen soll. Ganz unbefangen fordert die US-Amerikanerin auch noch die Gründung eines zusätzlichen Fördertopfes mit Namen „Transformationsfonds“, der als „Katalysator für private Investitionen in Südeuropa“ fungieren könnte. Abgerundet werden solle das Ganze deutsche Engagement dann mit einem von Berlin angeführten und natürlich wohl auch finanzierten Vorstoß für einen gemeinsamen Dienstleistungsmarkt. Und auch familienpolitisch gibt es Empfehlungen für uns Deutsche. Noch mehr Kitas, damit „mehr Frauen arbeiten können“, sind gut für Deutschland und gut für Europa, so die Wirtschaftsspezialistin.
 
Der Geist, der hier die Feder geführt hat, ist gerade jener, der Deutschland und Europa an den Rand des Ruins getrieben hat. Der grenzenlose Wettbewerb und das Aufeinanderhetzen der europäischen Nationen - um den niedrigsten Lohn und um den niedrigsten Preis - haben dazu geführt, daß die Völker des Okzidents sich zunehmend wieder emotional voneinander entfremden. Die von Frau Beddoes geforderte Sonderrolle Deutschlands ist nichts anderes als die Fortsetzung des Krieges gegen unsere Nation, nur mit anderen Mitteln.
 
Uns Nationalisten wundert es daher nicht, daß die Autorin Deutschland als wirtschaftlichen Hegemon begreift, der nun weiter Verantwortung übernehmen – sprich zahlen soll. Ihre Gedanken zeichnen ein Wunschbild Amerikas über die deutsche Rolle, das da lautet:
„Machtzuwachs – Nein! Haftungsbereitschaft für europäische Pleitestaaten - Ja, auch weit über ein vertretbares Ausmaß hinaus!
 
Die Sowjets gaben den Deutschen in der sowjetisch besetzen Zone den Leitspruch mit auf den Weg, „Vom sowjetischen Volk lernen, heißt siegen lernen!“
 
Die US-Amerikanerin Beddoes ruft in ihrem Artikel den Deutschen zu: „Am wichtigsten jedoch sei eine Änderung der  deutschen Denkweise!“ Und weiter: „ Die deutschen Politiker sollten in gewisser weise etwas amerikanischer werden. Bereit, kühn zu denken und mit einer großstaatlichen Anpackmentalität.“
 
Gott gnade uns Deutsche, wenn wir dies in die Tat umsetzen würden.
zurück | drucken Erstellt am Freitag, 19. Juli 2013