Existenznot bei den freiwilligen Feuerwehren

Die Angst geht um:Immer mehr Städte und Gemeinden melden Freiwillige Feuerwehren (FFW) ab. Jüngstes Beispiel ist die Gemeinde Parchitz auf Rügen.

Mitvollbesetzten Lösch- und Mannschaftsfahrzeugen fahren die wenigsten Feuerwehrkameraden im Land zu den Einsätzen. Neben Personalmangel sind auch vereinzelt persönliche Differenzen für die mangelnde Einsatzfähigkeit ausschlaggebend.

In Neuenkirchen bei Greifswald empfahlen die Wehrführer der Gemeinde die FFW u. a. wegen Personalquerelen aufzulösen. Die Gemeinde Rappin auf Rügen mußte vor wenigen Jahren ihre Feuerwehr wegen Personalmangel auflösen, so wie aktuell Parchitz.

Nachdem 2006 erstmals bundesweit die Inselstadt Malchow unter Tumulten ihre FFW auflöste und eine Pflichtfeuerwehr einführte, gerät diese Notlösung nun wieder verstärkt in den Mittelpunkt.

Gemeinden können eine Pflichtfeuerwehr aufstellen, wenn kein ausreichender abwehrender Brandschutz gewährleistet ist. Alle Einwohner im Alter von 18 bis 55 Jahren sind verpflichtet, Dienste in der Pflichtfeuerwehr als ehrenamtliche Tätigkeit für die Gemeinde zu übernehmen und auszuüben, sofern dem keine schwerwiegenden Gründe entgegenstehen. Dies regelt das Landesbrandschutzgesetz.

Brandschutz bröckelt

Seit Jahren setzt sich der NPD-Landtagsabgeordnete Tino Müller, für die Freiwilligen Feuerwehren im Land ein. In einer kleinen Anfrage (Drucksache 6/1606) erkundigte er sich über die Entwicklung bei den Brandschützern.

So hat sich die Zahl der Freiwilligen Feuerwehren von ehemals 1072 im Jahr 2008 auf 1018 im Jahr 2011 verringert. Über 50 Wehren mussten also ihre Türen schließen.

Auch die Mitgliederzahlen bleiben weiter stark rückläufig. So sank seit 2008 die Zahl der Brandkämpfer von 28.070 auf 26.388 im Jahr 2011.

Ungeachtet dessen blieben allerdings die Aufgaben, wie Hilfeleistungen, Brand- und Notfalleinsätze vergleichsweise hoch. Besonders 2011 kam es gegenüber dem Vorjahr zu teils heftigen Steigerungen bei den Brand- und Notfalleinsätzen.

Sicherung der Daseinsvorsorge

Feuerwehren sind ein wichtiger Bestandteil der Daseinsvorsorge, genauso wie etwa Polizei, Katastrophenschutz oder Krankenhäuser. Die verantwortlichen in der Landesregierung lassen allerdings diese Art der Grundsicherung gnadenlos gegen die Wand fahren. In einem Land, wo das Sicherheits- und Rettungspersonal politisch geeicht werden muss, um ihren ehrenamtlichen Dienst zu bestreiten, Stichwort „Radikalenerlaß“, scheint einiges schief zu laufen. In einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern ist die personelle Stärke von Feuerwehren und anderen Sicherheits- und Rettungskräften nämlich von fundamentaler Bedeutung.

Den neuerlichen Vorstoß des Innenministers Lorenz Caffier (CDU) „Eckpunktepapier zur Sicherung des künftigen Brandschutzes“ kann man als Ausdruck sich selbst bescheidender Vernunft bezeichnen, da offensichtlich der „Radikalenerlaß“ des Innenministers auch zur Ausdünnung der Personalstärke der Feuerwehren geführt hat.

Übrig blieb wohl nur die jammervolle Erkenntnis, daß man nun zwar vermeintlich, politisch korrekte Feuerwehrbesatzungen bereithält, aber beim Durchzählen wurde dann auch schnell klar, daß man nunmehr nicht mehr über die erforderliche Einsatzstärke verfügt.

Für die Betroffenen von Bränden bringt dies die Erkenntnis, daß das Gebäude zwar völlig abgebrannt ist, weil die Feuerwehr nicht, nicht rechtzeitig oder nicht voll einsatzbereit am Brandort erschienen ist, aber auch die gewünschte Einsicht, das alles mit einer politisch korrekt besetzten Mannschaft abgebrannt ist.
zurück | drucken Erstellt am Donnerstag, 21. März 2013