Die Verwaltung ist gen Wismar abgedampft und damit auch ein gutes Stück Kaufkraft: In der vormaligen Kreisstadt Grevesmühlen macht ein Geschäft nach dem anderen dicht.
In der Grevesmühlener Online-Ausgabe der Ostsee-Zeitung heißt es heute dazu:
„Wer dieser Tage durch die Wismarsche Straße […] schlendert, dem fallen hier und da Schilder auf, auf denen etwa ,Wir schließen diese Filiale‘ oder ,Ausverkauf‘ zu lesen ist. Das Textileck schloß Mitte November seine Türen. Ein paar Häuser weiter hat die Moviestar-Videothek in dieser Woche den letzten Film verliehen.“ Ein Deko-Fachgeschäft schließe seine Pforte zum Jahresende. Weitere Gewerberäume stünden seit Längerem leer.
Als entscheidende Ursache für das Ladensterben wird der Umzug der Kreisverwaltung nach Wismar angeführt, Folge der Kreisgebietsreform von 2011, wonach das Bundesland jetzt aus sechs kaum noch überschaubaren XXL-Kreisen besteht. Zu jenen Kommunen, die ihren Kreisstadt-Status verloren, gehört Grevesmühlen.
Der OZ-Schreiberling erinnert in diesem Zusammenhang an das Schicksal von Gadebusch, das vor knapp 20 Jahren ebenfalls seinen Kreisstadt-Status einbüßte: „Mit der ersten Gebietsreform 1994 und der Zusammenlegung der Kreisverwaltung in Grevesmühlen fielen in Gadebusch über 150 Arbeitsplätze und damit viel Kaufkraft weg. Geschäfte schlossen, noch immer sind viele Schaufenster leer.“
Kreisreform: Volkswille auch hier ignoriert
Volkes Wille wurde durch die Schaffung von Monster-Kreisen mit Füßen getreten. Einer Forsa-Umfrage vom Sommer 2011 zufolge hielten 69 Prozent der Landsleute im Nordosten die „Reform“ für unsinnig (wir berichteten seinerzeit
hier).
Die NPD-Landtagsfraktion hatte bereits 2008 vorgeschlagen, erhebliche Teile der seinerzeitigen Landkreis-Verwaltungen den Behörden der Kreisstädte zuzuordnen. Die Zentren sollten dabei die Aufgaben von Bauamt, Umweltbehörde oder Führerscheinstelle unter ihre Fittiche nehmen (Modell der umlandbetreuenden Stadt).
Die Alternative und ein entsprechender Antrag (
Drucksache 5/3579) wurden von den im Landtag vertretenen Block-Parteien mit der gewohnten Arroganz abgelehnt.
Letztendlich haben auch Warnungen der Verwaltungen damaliger Kreisstädte vor Kaufkraftverlusten bei der Entscheidungsfindung für neue Kreisstrukturen keine Rolle gespielt. Aus dem Grevesmühlener Rathaus hieß es übrigens Anfang 2010:
„Unterstellt man einen Verlust von ca. 300 Arbeitsplätzen (durch Wegzug der Verwaltung bei Verlust des Kreissitzes – d. Red.)
mit einem Kaufkraftverlust von 200 € im Monat/Arbeitsplatz, wäre allein dieses schon ein Umsatzverlust von 720.000 € pro Jahr für den städtischen Einzelhandel.“ Die düstere Prognose scheint sich nunmehr zu bewahrheiten.