„Demokratie ist manchmal schwierig“ – Das Bekenntnis eines Demokraten

Die Betriebsbesichtigung der Anklamer Agrar AG sollte nach Möglichkeit noch bei Tageslicht stattfinden. Daher bestätigten die Mitglieder des Ausschusses für Landwirtschaft und Umwelt des Landkreises V-G rasch die Tagesordnung und schritten zur Tat über. Nach kurzer Einleitung zur Firmengeschichte besichtigten die Anwesenden den Standort in Woserow, wo derzeit 26 Mitarbeiter beschäftigt sind. Über 1000 Milchkühe, Kälberaufzucht und Energiegewinnung aus Biogas bilden die Standbeine der Aktiengesellschaft. Im Zuge der Milchpreisdebatte war klar, daß dieses Thema auch auf reges Interesse stieß. Waren es im Jahr 2011 noch 2,5 Cent Gewinn je Liter Milch, gehen die Betriebsvorsitzenden derzeit, von einen nicht gewinnbringenden Jahr 2012 aus.  „Unser zweiter Betriebszweig- Energiegewinnung- bildet da ein gutes Standbein“, so Detlef Stark von der Anklamer Agrar AG.

Neben Milchstand, Kühen und Futter konnten auch die Biogasanlagen besichtigt werden. Modern und zukunftsorientiert stehen die neuen Fermenter neben den Stallungen, deren Alter sich allerdings kaum noch verbergen läßt.

In der anschließenden Diskussion, wurde die Verwendung von Sojaschrot im Futter kritisch hinterfragt. Interessant dabei ist, daß fast ausschließlich Soja aus Nord- und Südamerika importiert wird und meist gentechnisch verändert ist!

Nach der Besichtigung behandelte der Ausschuß eine Drucksache, die das Genehmigungsverfahren für die Errichtung von Tierhaltungsanlagen zumindest erschweren soll. Nachdem der Grüne-Ursprungsantrag durch die Demokratischen Fraktionen mehrfach abgespeckt wurde, fehlte dem NPD- Vertreter Marcus Neumann der nötige Biss und die Radikalität im Antrag, die dieses wichtige Ansinnen nun mal verdient hat. Nach langer Diskussion wurden Wörter und Sätze, Absätze und Polemik im Antrag gestrichen oder verändert. Das Ziel: Zustimmung des Kreistages um jeden Preis.

„Ohne Rückgrat und Konsequenz“ bezeichnet der NPDler Neumann die Grünen, und lehnte die Neufassung der Demokratiefreunde ab. „Den Betreibern industrieller und konzentrierter Intensivtierhaltungsanlagen hätte der Antrag neben den behördlichen Erschwernissen auch die ablehnende Haltung des Kreistages deutlich gemacht werden können“, so Neumann. Ob der neue Beschluß überhaupt die Mehrheit des Kreistages bekommt, bleibt nach wie vor  abzuwarten. Schließlich kündigte selbst die ehemalige SPD- Landtagsabgeordnete Ute Schildt ihre Gegenstimme an. Dr.Uwe Schultz der SPD- Fraktion enthielt sich der Stimme zumindest in Teilen des Antrages und sah im Selbstgespräch ein, daß Demokratie halt manchmal schwierig sei.

Die Tagesordnung endete mit der Einwohnerfragestunde und dem Bericht der Verwaltung, in der hauptsächlich der Haushalt des Fachbereiches und deren Einsparungszwänge (u.a. auch die voraussichtliche Schließung des Naturschutzzentrums Karlshagen) erläutert wurden.
zurück | drucken Erstellt am Samstag, 13. Oktober 2012