Warnemünde: Sorgen um Ortsbild und Fischstände

Die geplante Bebauung der Mittelmole in Warnemünde bewegt derzeit viele Rostocker und ihre Gäste.
 
Was zum Beispiel wird aus den mobilen Fischständen, die faktisch zum unverwechselbaren Flair des Ostseebades gehören? Der NPD-Bürgerschaftsabgeordnete Birger Lüssow griff das Problem auf und erkundigte sich bei der Stadtverwaltung. Laut deren Auskunft befinden sich die Stände „unmittelbar an den Kaikanten des ,Alten Stroms’ und somit außerhalb des von der WIRO (Wohnungsgesellschaft – d. Red.) erworbenen und zu beplanenden Baugebiets ,Mittelmole’. Sie stehen auf öffentlichen Wegen und Verkehrsflächen der Hansestadt Rostock.“ Demzufolge habe der geplante Umbau der Mittelmole „aus derzeitiger Sicht“ keine Auswirkungen auf die Fischstände.   
 
Markante Zeichen sind vorhanden
 
Die Bebauung der Mittelmole mit Wohnungen und Parkplätzen betreffend, stieß die Hansestadt Rostock 2010 einen städtebaulichen Ideenwettbewerb an. Den ersten Preis gewann kürzlich ein Hamburger Büro. „Bei der Kombination von Kreuzfahrt … und der Schaffung des Wohnstandortes, direkt gegenüber dem schönen Alt-Warnemünde, muß man sehr behutsam vorgehen“, erklärte ein führender Mitarbeiter des Architekten-Büros gegenüber rostock-heute.de. Bleibt zu hoffen, daß es sich um keine bloße Worthülse handelt.
Den zweiten Platz belegte eine in Rostock ansässige Architekten-Firma, deren Entwurf eine Wohnbebauung im Vorderfeld der Mole vorsieht. Markantestes Merkmal ist ein riesiger Glasturm …
 
Ein seit 1954 in Rostock lebender Architekt im Ruhestand hebt in einem Leserbrief (Blitz vom 01.07.2012) mahnend den Finger. Er zeige sich „bei einem Warnemünde-Besuch immer wieder begeistert von den historischen kleinen Fischerhäuschen, die mit den davor liegenden Blumenrabatten und dem Alten Strom mit seinen Fischkuttern das wohl markanteste Markenzeichen von Warnemünde sind.“  
 
Abwertung des historischen Ensembles?
 
Eine Bebauung des Mittelmolen-Bereiches, „die in Höhe und Form als ,Landmarke’ die städtebauliche Situation am Alten Strom dominiert, würde aus meiner Sicht zu einer nicht vertretbaren Abwertung dieses historischen Ensembles führen.“ Der Mann steht nur stellvertretend für viele Bürger, die sich Sorgen um das Erscheinungsbild des altehrwürdigen Seebades und Fischerortes machen.
 
Alles in allem ergibt sich eine entscheidende Frage: Ist Warnemünde beispielsweise mit der neuen Krananlage der Werft, mit Teepott, Leuchtturm und Hotel Neptun nicht schon ausreichend „markiert“? Der NPD-Abgeordnete Thomas Jäger hakte noch einmal nach. In der Antwort berufen sich die Stadtoberen auf den Text der Auslobung für den städtebaulichen Wettbewerb. Dort heißt es: „Die Entwürfe müssen sich, auch im Höhenmaßstab, angemessen und unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Zielstellungen in das Umfeld einfügen.“
 
Wird Erscheinungsbild verhunzt?
 
In Vorbereitung des Bebauungsplanes werde nunmehr der aus dem Wettbewerb hervorgegangene Siegerentwurf des Hamburger Büros weiterbearbeitet. „Dabei wird entsprechend der Empfehlung des Preisgerichts und unter Berücksichtigung der Vorgaben aus der Auslobung die Anordnung und Ausprägung einer ,Landmarke’ zu untersuchen sein.“
 
Hauptsache, die Stadtoberen beweisen ein glückliches Händchen. Wäre doch Warnemünde nicht das erste deutsche Seebad, das durch gigantische Bauten verhunzt und damit den Großteil seiner Liebenswürdigkeit einbüßen würde.
zurück | drucken Erstellt am Mittwoch, 25. Juli 2012