Notwendige Ergänzungen zu Till Backhaus „Öko-Wachstum“

Warten Systemmedien mit auf den ersten Blick guten Nachrichten auf, sollte der Empfänger, einer bedrohten Katze gleich, die „Hab-acht-Stellung“ einnehmen. Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) teilte in Schwerin mit, daß bis Juli 784 Unternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft mit dem Zertifikat der EU-Öko-Verordnung versehen worden seien. Damit übersteige deren aktuelle Zahl die des Vorjahres um 21. Die neuen, mit einer EU-Urkunde versehenen Betriebe sind vorrangig Verarbeitungsstätten für Lebensmittel aus ökologischem Anbau, heißt es. Die Gastronomiebranche in M-V verwende zunehmend Bio-Produkte. Die Zahl der entsprechenden Einrichtungen mit beglaubigter Bio-Küche betrage 18. Auf der kommenden „Grünen Woche“ in Berlin soll ein Bio-Gastronomie-Führer vorgestellt werden.
„Jooo, nicht schlecht“, werden jetzt jene sagen, die sich nur allzu schnell abspeisen lassen – nicht von den Bio-Köchen, sondern von der etablierten Politik.
Fraglos erlebt der ökologische Landbau mit seinen „Nachfolge-Einrichtungen“ Verarbeitung, Werbung und Verkauf in Läden und Restaurants auch hierzulande, wo die Geldbeutel bekanntlich nicht so prall gefüllt sind, einen Aufschwung. Hält er an? Woher kommt er? Fragen, die im Zusammenhang mit Backhaus’ Äußerungen einer Beantwortung bedürfen.

Nach jetzigem Stand werden die Zuschüsse für den Öko-Landbau ab 2007, dem neuen Förderzeitraum, heruntergesetzt. Pro Hektar gab es bislang 160 Euro; fortan muß sich der Biobauer mit nur noch etwa 100 begnügen. Kundige mögen sich da auf den ersten Blick die Augen reiben, da der Verkauf von Öko-Produkten zweistellige Zuwachsraten verzeichnet. Wie andernorts auch, wird die Nachfrage aber auch in diesem Bereich zu großen Teilen aus Osteuropa befriedigt, wo die Fördersätze streckenweise doppelt so hoch sind. Im Gegenzug erfährt die Umstellung der Flächen auf Öko-Bewirtschaftung in den meisten deutschen Bundesländern eine immer geringere Förderung. Offene Grenzen verschärfen die Lage, was auf die konventionell wirtschaftenden Kollegen fraglos ebenso zutrifft. Erinnert sei an den Fall des europäischen Außenschutzes für Rübenzucker.



Vor diesem Hintergrund erscheint die Backhaussche Mitteilung schon in einem ganz anderen Licht. Gewiß läßt sich der nachweislich vorhandene Bedarf an wertvollen Lebensmitteln auch weiterhin decken – nur nicht aus deutschen Landen. Die Daumenschrauben liegen in Gestalt der erwähnten Kürzungen für deutsche Bio-Landwirte schon bereit. Politik zum „Wohle des deutschen Volkes“? Auch hier – Pustekuchen!
Wieder einmal zeigt sich, daß die regionalen Statthalter des Berliner Parteienkartells einem Weltbild aus liberalistischen und roten Versatzstücken folgen. Sie hängen dem Wahn an, es „allen“ recht tun zu wollen. Der Spaghatschritt, der durch die EU-Osterweiterung ein immer gewagteres Aussehen annimmt, wird zu nicht mehr behebbaren Zerrungen führen – bei den derzeit herrschenden politischen Irrlichtern. Auch Till Backhaus, der ein solider Koch und Grillmeister sein mag, unterliegt gerade in Wahlkampfzeiten den Gesetzen der Schönfärberei und der vermeintlichen Zwänge a la Bundesrepublik, die bis zu ihrem Ende bleibt, was sie immer war: ein Produkt der Sieger von 1945.

Wir halten es mit „Omma“, die uns immer einschärfte: „Wer drei Freundinnen zugleich hat, verliert am Ende alle!“ Wir setzen auf Deutschland!







zurück | drucken Erstellt am Sonntag, 27. August 2006