Zu dick, zu ungeschickt, zu unbeweglich: Weil auch in M-V immer mehr Kinder an Übergewicht leiden und es vielen an koordinativen Fähigkeiten gebricht, sollen sie im Schulsport nicht mehr so viel leisten müssen.
Wie unter anderem Kleine Anfragen der NPD-Fraktion ergeben haben, fördern die Schuleingangs-Untersuchungen Jahr für Jahr zum Teil erschreckende Ergebnisse zutage. 15 bis 20 Prozent der Erstklässler sind übergewichtig oder gar fettsüchtig.
Mehr noch: „Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit haben seit den 1970er Jahren um zehn bis 15 Prozent abgenommen“, erklärte Dr. Matthias Weippert, Sportbiologe am Institut für Präventivmedizin der Uni Rostock und Lehrwart im Deutschen Leichtathletik-Verband M/V, gegenüber der Schweriner Volkszeitung (03. Mai). Die heranwachsende Generation bewege sich immer weniger, wie Untersuchungen an Grundschulen gezeigt hätten: „Im Schnitt gerade mal eine Stunde am Tag, davon gehen aber nur 15 bis 30 Minuten als intensive Bewegung durch.“
Den Großteil der Zeit verbrächten die Mädchen und Jungen im Sitzen (neun Stunden) und im Stehen (fünf Stunden).
Und was tun die Verantwortlichen? Knicken ein wie schwächliche Bäume im Ostseesturm. „Sportlehrer können Latte tiefer legen“ (Schweriner Volkszeitung vom 16. Mai), „Kinder zu dick: Sportlehrer müssen die Latte tiefer legen“ (Ostsee-Zeitung vom 9. Juni) – Schlagzeilen aus der regionalen Presse der vergangenen Wochen. Demnach gelten ab dem Schuljahr 2013/14 neue Bewertungsmaßstäbe, wird der nachlassenden Sportlichkeit der Kinder Rechnung getragen.
Wissenschaftler fordern die tägliche Sportstunde
Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) schraubt seine Ansprüche zurück. Im Hinblick auf das Sportabzeichen hat er seinen Leistungskatalog überarbeitet. Wie die OZ (9. Juni) zu berichten wußte, müsse die Schwimmfähigkeit „zwar nach wie vor nachgewiesen werden, allerdings nicht mehr als eigene Prüfgruppe, sondern freiwillig, im Rahmen der vier anderen Prüfgruppen oder durch das Vorweisen des Schwimmabzeichens.“
Den Nagel auf den Kopf trifft Andreas Bluhm, Vizepräsident Breitensport des Landessportbundes: „Ich halte es für falsch, die bisherigen Anforderungen zu unterlaufen. Wenn man international mithalten will, sollte man sich Gedanken darüber machen, wie man die sportliche Fitneß erhöhen kann, statt sie nach unten zu korrigieren.“
Sportwissenschaftler wie Dr. Weippert fordern die tägliche Sportstunde, doch würden „bis zu 80 Prozent der Sportstunden durch fachfremde Lehrer vertreten.“ Die fatale Entwicklung zeigt einmal mehr, wie richtig die NPD mit ihrer im Landtag bereits mehrfach erhobenen Forderung nach Einführung der dritten Sportstunde für alle Jahrgangsstufen noch liegt. Auch darf es keine Kindertageseinrichtung im Land mehr geben, in der nicht täglich mindestens eine Stunde aktive Bewegung angeboten wird.
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Erstellt am Sonntag, 17. Juni 2012