An „wichtigen Großhandelsplätzen“ verwahrt

Venezuela hat seine vornehmlich in Europa gelagerten Goldreserven nach Hause geholt. Was aber ist mit den deutschen Goldbeständen?

Venezuelas Staatschef Hugo Chávez sorgte im vergangenen Jahr weltweit für Aufsehen, als er anordnete, die Goldreserven des Landes in einer konzertierten Aktion heimzuholen. Vor wenigen Tagen sind die letzten der insgesamt 160 Tonnen Gold in der Hauptstadt Caracas eingetroffen. Die Maßnahme beanspruchte zwei Monate und wurde von der Regierung völlig zu Recht als Zugewinn an nationaler Souveränität gefeiert. Begründet hatte Chávez die Weisung mit der Finanz- und Währungskrise in Europa und den USA. Mehr als 80 Prozent der Goldvorräte im Gesamtwert von rund elf Milliarden US-Dollar waren in Großbritannien eingelagert.

Und der deutsche Goldschatz? Wo wird er gelagert? Das fragen sich im Angesicht der immer dramatischere Züge annehmenden Euro-Krise immer mehr Bürger.

Expertenmeinung: 280.000 Barren – ganze 2 Prozent in der BRD gelagert

Experten gehen von 280.000 (à 12,5 kg) Goldbarren aus. Dieses Bundesbank-Gold „war“, wie der Finanz- und Bankenexperte Dirk Wolff-Simon in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Deutsche Geschichte bemerkt, „das Ergebnis von Devisenguthaben aus den immensen deutschen Exportüberschüssen der 50er und 60er Jahre und ihres konsequenten Umtausches auf der Basis des Goldstandards.“

Zur Lagerung des Goldes habe die Bundesbank bislang keine Angaben gemacht. Doch gibt es eine Bemerkung von David Marsh, der von 1986 bis 1991 als Korrespondent der Financial Times tätig gewesen ist. In seinem 1992 veröffentlichtem Buch „Die Bundesbank – Geschäfte mit der Macht“ schreibt er, daß „unter den führenden Zentralbanken mit Goldbesitz die Bundesbank die einzige ist, die nur einen kleinen Teil ihrer Goldbarren auf eigenem Gelände aufbewahrt. In den Tresorräumen in Frankfurt liegen nur etwa 80 Tonnen, d. h. knapp über 2 % des Gesamtgoldes. Der Rest verteilt sich auf Lagerstätten im Ausland – New York, London und Paris.“  

Bundestags-Abgeordneter Dr. Gauweiler bohrte nach

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Dr. Peter Gauweiler hat sich mittels Kleiner Anfragen an die Bundesregierung unter anderem nach dem Verbleib des Goldes erkundigt. Die Antworten ergaben zumindest, daß ein Teil der Reserven „an wichtigen Großhandelsplätzen bei den dort ansässigen Zentralbanken verwahrt“ wird (siehe hier)

Warum aber erfolgt keine Rückholaktion, zumal in den USA oder in Großbritannien vermutlich niemand auf die Idee käme, seine Goldbestände in deutschen Landen zu lagern? Marsh merkt hierzu an, „daß im Interesse guter Beziehungen zur internationalen Finanzwelt große Mengen von Goldbarren wahrscheinlich bleiben, wo sie sind.“ Wolff-Simon stellt die hypothetische Frage, ob „die deutschen Goldreserven in den USA als eine Art Geisel für deutsches Wohlverhalten dienen.“ Souverän ist die Bundesrepublik, ganz gleich, ob ihr eine rot-grüne oder gelb-schwarze Regierung vorsteht, bekanntlich nicht. Seine Reserven an Gold könnte Deutschland jedenfalls gut gebrauchen, da niemand mit Bestimmtheit vorhersagen kann, welche Entwicklung die Euro-Zone noch nehmen wird.

* Fakten, Zitate und Thesen aus Deutsche Geschichte, 01/2012

 

zurück | drucken Erstellt am Freitag, 03. Februar 2012