Der Erzieher, die Abwanderung, das Geheimwissen

Im Zeitraum 2006 – 2010 haben in M-V knapp 1.000 Frauen und Männer die Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher absolviert. Wieviele der Fachkräfte im Land blieben bzw. in andere Bundesländer abwanderten, weiß die Landesregierung hingegen nicht.
 
Nicht einmal entsprechende Schätzungen liegen vor, wie die Verantwortlichen im Rahmen einer Kleinen Anfrage des NPD-Abgeordneten Stefan Köster einräumen mußten. Auf Kösters Frage, mit welchen konkreten Maßnahmen die Landesregierung zu erreichen gedenke, „daß gerade fertig ausgebildete Erzieher nicht in andere Bundesländer abwandern“, wird entgegnet: „Die Landesregierung hat dazu keine Maßnahmen geplant.“ Und das in Zeiten, in denen die Verantwortlichen nahezu pausenlos einen Fachkräftemangel bejammern.
 
Fast 40 Prozent des Personals älter als 50!
 
Nachwuchs wird im Bereich der Erzieher zumindest mittelfristig aus zweierlei Gründen benötigt. Zum ersten soll der Betreuungsschlüssel (so genannte Fachkraft-Kind-Relation) von jetzt 1:17 auf 1:15 zum Schuljahresbeginn 2015/2016 abgesenkt werden. Deshalb werden 500 neue Erzieher gebraucht. Aktuell sind insgesamt 392 Schülerinnen und Schüler im Bereich Sozialpädagogik im ersten Ausbildungsjahr erfaßt. Sie werden ihre Lehre 2015 abschließen, nachdem beginnend mit dem Schuljahr 2010/2011 die Ausbildungszeit von 60 auf 48 Monate verkürzt worden war. Doch bleiben die jungen Frauen und Männer alle im Land M-V, wenn sie andernorts bessere Bedingungen vorfinden? Was ist in diesem Zusammenhang von einer Landesregierung zu erwarten, die keine Maßnahmen geplant hat, um frisch ausgebildete Erzieher im Lande zu halten?
 
Zum zweiten sind, wie aus der Anfrage Kösters hervorgeht (Drucksache 6/104) von derzeit 9.057 Erziehern in Kindertageseinrichtungen 3.602 älter als 50 Jahre (39,8 Prozent!). Fast 3.000 gehören zur Altersgruppe 41 bis 50.   
 
Zum Abschluß noch ein weiteres „Schmeckerchen“ aus der Kleinen Anfrage: Angaben zu den Monatsbruttoentgelten für Erzieher liegen der Landesregierung angeblich nicht vor. Möglicherweise handelt es sich auch bloß um Geheimwissen der Herrschenden – so wie einst bei den Mönchen im Mittelalter. Doch können dank moderner Technik selbst verborgene Schätze gehoben werden. Nachstehend die durchschnittlichen Bruttolöhne für Erzieher in den Nordländern (Quelle: www.gehaltsvergleich.com):
 
Bremen                     1.689 Euro
Hamburg                   1.744 Euro
M-V („tut gut“)           1.427 Euro
Niedersachsen           1.752 Euro
 
Bei solchen Unterschieden sind der Abwanderung aus M-V auch auf dem Gebiet des Erziehungswesens Tür und Tor geöffnet.

zurück | drucken Erstellt am Dienstag, 06. Dezember 2011