Die Zwiebelhaut im Portemonnaie

„MV tut gut“. Mit diesem Motto werben die Herrschenden hierzulande nur allzu gern für ein tatsächlich schönes Land. Die Löhne jener, die maßgeblich dafür sorgen, daß sich Gäste hier wohlfühlen können, tun in sehr vielen Fällen allerdings weniger gut.

Sehr viele der 28.000 Beschäftigten im Gastgewerbe finden in ihren Geldbörsen, wie der Volksmund so schön zu sagen pflegt, eine Zwiebelhaut vor. Tatsächlich ist es zum Weinen, mit welch niedrigen Gehältern die Arbeitnehmer abgespeist werden. In Hessen verdienen Köche oder auch Restaurant- und Hotelfachkräfte in der (normalen) Gehaltesgruppe BW 5.1. rund 660 Euro mehr als ihre in M-V tätigen Kollegen. Ein Zimmermädchen in Baden-Württemberg erhält immerhin 1692 Euro, während es ihre Kollegin im Nordosten gerade einmal auf 1071 Euro bringt.

Doch selbst im Vergleich mit anderen mitteldeutschen Bundesländern trägt Mecklenburg-Vorpommern lediglich die „rote Laterne“. So gehen Köche und Kellner, die auf Rügen oder Usedom tätig sind, mit etwa 1160 Euro nach Hause. In Sachsen-Anhalt haben Beschäftigte der genannten Bereiche mehr Geld in der Lohntüte (1348 Euro), was auf Thüringen (1397), Brandenburg (1415) und Sachsen (1417,50) ebenso zutrifft.

Forderung bleibt: Gute Arbeit, gutes Geld

Dabei hat das Gastgewerbe in M/V eigentlich allen Grund, zufrieden zu sein und den Aufschwung endlich sichtbar an die Beschäftigten weiterzureichen. Die Umsatzzuwächse lassen andere Bundesländer vor Neid erblassen: bis zu 66 Prozent mehr in den vergangenen zehn Jahren. Die Kapitallasten liegen unter dem Schnitt. Mieten und Pachten sind verhältnismäßig günstig.

Das ergab eine Studie, die der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Auftrag gegeben hat. Demnach ordnet sich das Gastgewerbe in M-V mit einer Leistung von 821 Euro pro Kopf der Bevölkerung in die ersten Fünf der Länderrangfolge ein (Spitzenreiter ist Hamburg mit 1050 Euro). Mehr als 300 Unternehmen wurden befragt.

Unter dem Strich bleibt eine bittere Erkenntnis: Zu viele Unternehmer begreifen ihre Angestellten lediglich als Arbeitsmaschinen und Lohnempfänger, als kleine Rädchen im großen Getriebe. Das Wörtchen „Betriebsgemeinschaft“ scheint ihnen fremd zu sein. Allein auf Gewinnmaximierung fixierte Firmen können nicht die Grundlage gesunden Wirtschaftens sein. Der Niedriglöhne empfangende Mitarbeiter wird mehr und mehr demotiviert und verläßt das Tal der Tränen unter Umständen in Richtung Westen oder wandert gleich ganz ins Ausland ab.

Billiglöhne und „MV tut gut“ – das paßt auch im Gastgewerbe in keiner Weise zusammen! Wer gute Arbeit leistet, soll dafür auch gutes Geld erhalten, damit die Zwiebelhaut im Portemonnaie endlich der Vergangenheit angehört!
zurück | drucken Erstellt am Mittwoch, 12. Oktober 2011