Maschinenraum ohne Wartung

Polizisten sollen Verbrechern das Handwerk legen, immer und überall den berechtigten Sicherheitsansprüchen der Bevölkerung genügen. Annehmbare Arbeitsbedingungen gehören ohne Wenn und Aber dazu. Im Polizeigebäude in der Rostocker Blücherstraße ist das offenbar anders …

„Die Etagenflure und Treppenhäuser sind in einem extrem herunter gekommenen Zustand. Unhaltbar ist der Zustand der Fenster, die überwiegend auf der Westseite des Gebäudes kaum noch Farbanstrich besitzen. Das Holz ist ergraut und zum Teil angefault. Es regnet sowohl durch die Fenster hindurch, aber auch unter den Fensterbänken herein, so dass Wasser an der Wand, unter gelöster Tapete, auch mal um Steckdosen herum, zum Teil bis auf den Teppich läuft. Befürchtungen bezüglich gesundheitlicher Folgen durch Bakterien- und Pilzansammlungen sind durchaus verständlich.“

Offener Brief der Polizei-Vertreter an Landesbetrieb

Dies ist der Auszug aus einem Offenen Brief des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), gerichtet an den landeseigenen Betrieb für Bau und Liegenschaften (BBL M-V), vom 5. August dieses Jahres. Das Schreiben kam nicht zuletzt auf Druck jener Mitarbeiter zustande, die bislang im Revier in der Ulmenstraße tätig waren. Dort finden jetzt nach Jahren des Wartens endlich umfangreichere Sanierungsarbeiten statt. Jene, die in die Blücherstraße umziehen mußten, sind nunmehr offenbar vom Regen in die Traufe gekommen.

Bildhaft werden die offensichtlich katastrophalen Bedingungen als der „sprichwörtliche Maschinenraum“ bezeichnet, „dem es an Wartung fehlt.“ Die Kollegen, die schon seit Jahren in der Blücherstraße arbeiten, hätten dem Brief zufolge ihre Bemühungen für eine Verbesserung der Lage aufgegeben. Sämtliche Aktivitäten, „die eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in dieser Liegenschaft erzielen sollten“, seien nicht von Erfolg gekrönt gewesen.

Den vollständigen Offenen Brief finden Sie hier. Zeitgeschichtlich interessierte Menschen sollten sich das Dokument gut aufbewahren. Vielleicht wird es sogar einmal Eingang in ein Geschichtsbuch finden, das von einer verachtungswürdigen Epoche berichtet, in der für Zockerbanken und EU-Pleitestaaten hunderte Milliarden aufgewendet wurden, Teile der Polizei aber unter unhaltbaren Zuständen arbeiten oder auf Anweisung von ganz oben sogar beim Sprit sparen mußten (siehe auch „Sparen am falschen Ende“).
 
zurück | drucken Erstellt am Dienstag, 27. September 2011