Protestwanderung endet in Wahlkampfgetöse

Ungefähr 75 Teilnehmer trafen sich am vergangenen Wochenende in Triepkendorf, um sich an der Protestwanderung der Bürgerinitiative „Freie Erde - kein Gas unterm Gras“ von Triepkendorf bis zur Kreuzung am Sägewerk Koldenhof in der Feldberger Seenlandschaft zu beteiligen. Hintergrund der Aktion ist das geplante Erdgaslager der russischen Gazprom Germania in Triepkendorf. Dort soll mittels Bohrungen nach geeigneten Hohlräumen zur Erdgasverpressung in den Tiefengesteinsschichten gesucht werden.

Mit selbstgebastelten Schildern, Transparenten und der Losung: “Kein Gas unterm Gras“, bewegte sich der Zug in Richtung Kreuzung am Sägewerk Koldenhof. Dort wurde eine Kundgebung abgehalten. Gastredner waren unter anderem der Landrat des Landkreises Mecklenburg-Strelitz Heiko Kärger, das Kreistagsmitglied Claus Weber (Bündnis 90/Die Grünen), das Mitglied des Landtages Torsten Koplin (Die Linke) und eine weitere Vertreterin der Grünen von der Seenplatte.

Inhaltliche Auseinandersetzung – Fehlanzeige

Nach einer ausdrücklich betonten Distanzierung von der Unterstützung durch die  NPD (wir berichteten hier) und dem generellen Abstandsschwur zu allen Extremisten, begann eine Reihe von nichtssagenden Reden zur Profilierung der genannten Einzelpersonen im Wahlkampf. Die Veranstalterin las Passagen aus den Ergüssen eines amerikanischen Alternativ-Nobelpreisträgers vor, welche sich bei näherer Betrachtung eher im Bereich des Öko-Extremismus ansiedeln und die Anwesenheit der überzogen Masse an Polizeikräfte  erklären dürften. Außerdem lobte sie unüberhörbar die Unterstützung durch die Grüne und Linke, wovon allerdings bei einem thematischen Aufgreifen in der Bürgerfragestunde des Kreistages Mecklenburg-Strelitz durch nationale Aktivisten nichts zu bemerken war. (wir berichteten hier). Der amtierende Wirtschaftsminister Seidel (CDU) wurde bezüglich seiner nichtssagenden Antwort auf Fragen der Bürgerinitiative scharf angegriffen. Diese Scharte verstand der amtierende Landrat und Parteigenosse Kärger durch rhetorische Fähigkeiten auszubügeln. Der Landkreis hat jedenfalls erst mal Widerspruch eingelegt und überhaupt sei er Fan des Tourismus. Kärger sprach von Gazprom Deutschland und umging damit die Erwähnung des russischen Konzerns. Aus Versehen? Er schaffte es mit vielen Worten ebenfalls inhaltlich nichts beizusteuern und wurde dafür reichlich mit Applaus bedacht.

Populismus in Reinkultur

Der (stets-radelnde-da-Autofahren-Teufelszeug-ist) Grüne Weber staunte aber trotzdem über die ausbaufähige Menge der Protestler (zwanzig Prozent aller Anwesenden waren Polizisten in Uniform und Zivil) und wies auf den Widerspruch zwischen dem dortigen Weltkulturerbe Serrahner Buchenwald und dem angrenzenden geplanten Industriegelände zur Erdgasverpressung, mit der dazugehörigen Vernichtung von circa 4 ha Wald, hin. Die “Renaturierung“ mittels Überflutung ganzer Landstriche, im Ausgleich für OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungs-Leitung), scheint den Grünen „Welterklärern“ dagegen einerlei.

Landtagsmitglied, ehemaliger IM der Stasi und nunmehr erster Verfechter für die BRD-Demokratie, Torsten Koplin wies nach Vorstellung seiner Person auf seine angebliche Heimatverbundenheit hin. Auch wenn er vor den Toren der Stadt Neubrandenburg lebt, fühle er sich den Menschen hier bei Triepkendorf verbunden. Die Abschlußrednerin brachte noch einmal wahlkampfwirksam die Erfolge der Grünen in der Region in Erinnerung, so zum Beispiel Freie Heide, Freier Himmel und ähnliche Bürgerinitiativen, welche durch Grüne initiiert worden seien.

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch ein musikalisches Intermezzo, der Text ist in groben Zügen der Weltnetzseite der Bürgerinitiative „Kein Gas unterm Gras“ zu entnehmen. 

Geplante Inszenierung

Alles ähnelte ein bißchen an ein Stuttgart 21-Theater für die Provinz, allein mit dem Ziel, die Grünen aus dem Mecklenburger Nirgendwo herauszuholen. Wer die Zeche für dieses Öko-Theater zahlen soll, wird den Bürgern nicht erklärt. Fakten und Argumente, außer „Grün ist In“, weit gefehlt. Beobachter werden den Eindruck nicht los, daß dies alles als ein Ablenkungsmanöver von den wirklichen Problemen im Wahlkampfjahr 2011 in Szene gesetzt worden ist. Leider hatten die Veranstalter sicher vorsorglich und aufgrund der mehrfachen NPD-Flugblatt Aktionen im Vorfeld, auf das sonst übliche „offene Mikrofon“ verzichtet. Dann wäre diese Veranstaltung, auch durch die Anwesenheit einiger NPD- Kreistagskandidaten noch inhaltlich interessant geworden!   

Der lapidare Widerspruch und einige Anmerkungen von Weber ließen bereits erkennen: Rein rechtlich können die Macher von Gazprom-Germania machen was sie wollen. Aus politisch-strategischer Sicht kann die BRD gar nicht anders als diese Erdgaslagerstätten zu begrüßen und beschlossen scheint das Vorhaben nach eigener Recherche sowieso. Es wird also – wie bei so vielen Dingen – vorbei am Volk durch die Hintertür genehmigt. Die unbeliebten Dinge werden immer in den bevölkerungsschwachen Regionen durchgedrückt. Den Rest kann sich jeder halbwegs intelligente Mensch selbst ausmalen. Die Grünen-, Linken,- und CDU- Profiteure erzählten den anwesenden Leuten dementsprechend nur dünnes BlaBlaBla.

Wer solche Leitung berechtigter Proteste vor seinen Karren spannt, brauch sich jedoch nicht wundern, wenn keine Bewegung in die Sache kommt. Denn Interessen des Volkes können nur wirksam durch die nationale Opposition umgesetzt werden.
zurück | drucken Erstellt am Sonntag, 26. Juni 2011