Die Sonntagsrede und das Ehrenamt

In Sonntagsreden beschwören es Politiker fast aller Couleur immer mal wieder: das Ehrenamt. 2011 ist ihm sogar ein „Europäisches Jahr“ gewidmet. Der eine oder andere, der ein solches Amt bekleidet, bezieht in der Hauptsache Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II. Für diese Menschen galt bislang eine Aufwandspauschale von 175 Euro im Monat als anrechnungsfrei. Jetzt plant die aus CDU, CSU und FDP bestehende Bundesregierung, jenen Betrag auf 100 Euro herunterzusetzen. „Normale“ Hartz-IV-Bezieher dürften schließlich auch nicht mehr als diese Summe ohne Anrechnung hinzuverdienen. Die Pauschalregelung soll durch eine Auflistung der tatsächlich entstandenen Kosten ersetzt werden. Andernfalls könne ein „verkapptes Einkommen“ entstehen. Die Neuregelungen sollen zu Einsparungen in Höhe von 50 Millionen Euro führen.
 
Einsatz für Kinder und Jugendliche wird noch bestraft
 
Dies alles spielt sich in einem Land ab, in dem das Ausland und die Ausländer, neuerdings auch marode Zockerbanken und am Abgrund taumelnde EU-Mitgliedsstaaten, hunderte Milliarden Euro hinterhergeworfen bekommen. Der alte nationale Schlachtruf „Deutsches Geld für deutsche Aufgaben“ ist aktueller denn je.
 
Die Gelackmeierten des oben erläuterten Plans sind nicht zuletzt jene von Hartz IV Betroffenen, die Kindern und Jugendlichen das ABC einer Sportart beibringen und die nun, wie es der Volksmund so schön ausdrückt, gegenüber ihrer Arbeitsagentur noch einmal die Hosen herunterlassen sollen. Nicht umsonst schlagen die Landessportbünde nunmehr Alarm. Sie fürchten, daß es künftig noch schwerer werden könnte, Trainer zu finden. Diese opfern nicht nur einen Großteil ihrer Freizeit, sondern auch eigenes Geld, beispielsweise um Übungsleiter-Lehrgänge zu besuchen, die nun einmal notwendig sind. 
 
Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD) will sich im Vermittlungsausschuß des Bundesrates, der sich zur Zeit mit dem Hartz-IV-Gesetz auseinanderzusetzen hat, für eine Beibehaltung der alten Regelung einsetzen. Zur geplanten Neuregelung erklärte sie gegenüber der Schweriner Volks-Zeitung (19.01.2011): „Damit bestraft man ehrenamtliches Engagement von Menschen, die ohnehin schon in Not sind.“ Gut gebrüllt, Löwin! Aber im Ernst: Von wem stammt denn wohl das erniedrigende Hartz-IV-Machwerk? Nicht zuletzt von Frau Schwesigs Genossen, genau! Auch daran sollten wir denken, wenn Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) bei der nächsten Gelegenheit wieder einmal Loblieder auf das Ehrenamt anstimmt.
zurück | drucken Erstellt am Mittwoch, 26. Januar 2011