„Neptun Kids“ – diesen „neudeutschen“ Namen wird ein Kindergarten erhalten, der auf dem Gelände des Werftdreiecks in Rostock entstehen soll. Gründer ist ein Unternehmen, das sich für gewöhnlich mit Fragen der Wirtschaftsprüfung beschäftigt und in HRO nicht unbekannt ist ...
Zwischen 2006 und 2008 beriet die VEBERAS Consulting GmbH aus Berlin die Hansestadt Rostock bei der Haushalts-Konsolidierung. Der Landesrechnungshof hatte das Unternehmen „zur Begleitung der überörtlichen Prüfung der Haushalts- und Wirtschaftsführung“ als „Sachverständigen“ hinzugezogen. Die NPD-Landtagsfraktion erkundigte sich vor zwei Jahren in mehreren Kleinen Anfragen u. a. nach dem Umfang der Honorarkosten. Und siehe da: Es kam ein hübsches Sümmchen zusammen: Pro achtstündigem Beratertag wurden 792 Euro gezahlt. Der abrechnungsfähige Zeitaufwand belief sich von November 2006 bis zum 28. Februar 2008 auf 216 Beratertage. In anderthalb Jahren kassierte VEBERAS zumindest 203.575,68 Euro. 80 Prozent trug das Land, 20 die Kommune Rostock. Letztendlich wurde der Steuerzahler zur Kasse gebeten.
NPD-Anfragen deckten Honorarkosten auf
Bleibt die Frage, welchen konkreten, bezifferbaren Nutzen die Tätigkeit der Firma in Rostock denn hatte. In der Antwort auf eine der NPD-Anfragen heißt es dazu: „Auf die Natur eines Beratungsverhältnisses abstellend, fließen die Hinweise des Beratungsunternehmens vor Ort ein, ohne dass ein konkreter, bezifferbarer Nutzen darstellbar ist.“ Die Antwort legt den Verdacht nahe, daß nicht einmal die Landesregierung einen Nutzen von den Beraterfirmen erwartet. Im vorliegenden Fall wurde, wie der Ostsee-Anzeiger (Ausgabe vom 06.10.2010) berichtet, sogar vergessen, aus dem Schriftsatz Namen von Städten zu streichen, in denen die VEBERAS zuvor tätig war.
Wertvolle Einblicke in lukrative Geschäftsfelder
Für die VEBERAS hingegen läßt sich der Nutzen offenbar durchaus beziffern. Das Wirtschaftsprüfungs-Unternehmen, so das Blatt, „war im Jahre 2009 an den Entgelt-Verhandlungen mit anderen freien Kita-Trägern der Hansestadt beteiligt. Dabei bekamen die Wirtschaftsprüfer nicht nur Einblick in die Kostenstrukturen aller anderen Kita-Träger, sie berieten auch während der Verhandlungen, in denen die Stadt ihre Beteiligung an den Kita-Kosten entscheidend senken konnte: 1,78 Millionen Euro sparte die Stadt damals ein.“ Offenbar sei VEBERAS seinerzeit bewußt geworden, „daß mit privat getragenen Kindergärten Geld zu verdienen ist – besonders weil die Bundesregierung inzwischen Milliarden locker macht, um ihr ehrgeiziges Ziel zu erreichen, bis zum Jahre 2013 jedem dritten Kind unter drei Jahren einen Betreuungsplatz zur Verfügung zu stellen.“
Der Nutzen, den die Tätigkeit der VEBERAS tatsächlich erbracht hat, wird übrigens derzeit vom Rechnungsprüfungsamt der Hansestadt Rostock hinterfragt. Auf der Gewinnerseite befinden sich, das steht schon jetzt fest, die Wirtschaftsprüfer. Sie erhielten Einblick in die Bücher und konnten somit feststellen, wo genau sich lukrative Geschäftsfelder auftun. Absahnereien in dieser Größenordnung wären in einem normalen System kaum möglich. Doch was ist hierzulande schon normal ...
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Erstellt am Dienstag, 02. November 2010