Europas größte Schweinemastanlage wird in Alt Tellin errichtet

Das seit zweieinhalb Jahren heftig debattierte Bauvorhaben des niederländischen Agrarindustriellen Adrianus Gerardus Maria Straathof in Alt Tellin im Landkreis Demmin ist nicht von ungefähr von besonderem öffentlichem Interesse. Spätestens nach den Tierschutz-Skandalen in seiner Schweinemastanlage in Medow sind die Befürchtungen der Anwohner in und um Alt Tellin mehr als berechtigt, welche bereits zu massiven Protesten führten. Wie in Medow wächst die Sorge der Anwohner, einen massiven Verlust ihrer Immobilienverkehrswerte hinzunehmen zu müssen, denn wer möchte schon ein Grundstück kaufen, in dessen Nähe eine überbelegte Schweinemastanlage steht. Zudem wird es mit der dörflichen Ruhe und Beschaulichkeit „dank“ Gülle- und Futtertransporte dementsprechend auch vorbei sein. Letztendlich würden betroffene Anwohner mit erheblichen Belastungen und Einschränkungen vor Ort leben müssen.

Land läßt Tierproduktion genehmigen

Bekanntermaßen ist die in Alt Tellin geplante Errichtung Europas größter Sauenaufzuchtanlage vor zwei Tagen genehmigt worden. Der für diese Investition notwendige Grundstücksverkauf der Daberkower Landhof AG ist bereits abgewickelt. Bisher werden von der Genehmigungsbehörde über 700 Einwände gegen den überdimensionierten Bau bearbeitet.

Mit der Mastanlage sollen 10.500 Muttersauen gehalten und jährlich 250.000 30-Kilogramm-Ferkel wie am Fließband aufgezogen werden. Hierfür werden schätzungsweise nicht weniger als 60.000 Tonnen Futter herangeschafft werden müssen, wobei 60.000 Kubikmeter Gülle anfallen - pro Jahr! Dabei sollte gerade das Land Mecklenburg-Vorpommern gegenüber ausländischen Agrar-Multis sensibilisiert sein.

Denn wie aus einer Kleinen Anfrage der NPD-Fraktion hervorgeht (siehe hier), sind seit dem Jahr 2000 von den zuständigen Behörden in über 80 Fällen Stilllegungsanordnungen und Untersagungsverfügungen nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz an Betreiber genehmigungsbedürftiger Anlagen ergangen.

Die Mär von den Arbeitsplätzen

Die CDU-SPD-geführte Landesregierung hingegen begrüßt Straathofs Gigantomanie als arbeitsplatzschaffende Investition, obwohl lediglich eine Handvoll Arbeitsplätze geschaffen würden. Folglich müßten nach ihrer Auffassung die Einheimischen doch eigentlich froh sein, daß durch Investitionen ausländischer Agrarmultis Arbeit und Beschäftigung vor Ort ermöglicht werden kann. Fraglich ist jedoch nur, ob tatsächlich hochtechnologisierte Industriestätten die versprochenen Arbeitsplätze schaffen, die zudem auch noch an gerade einmal zwei Händen abgezählt werden können.

Im Nachhinein entpuppen sich nämlich die ausländischen „Heilsbringer“ oft als wahre Ausbeuter von Natur und Umwelt. Der vermeintliche Nutzen, der den Anwohnern und insbesondere den Alt Telliner von Europas größter Schweinemast versprochen wird, steht jedenfalls in keinem Verhältnis zu den Negativ-Erscheinungen solcher Betriebe. Die Bürger Medows können davon ein Lied singen…
zurück | drucken Erstellt am Donnerstag, 07. Oktober 2010