Das das von der Landesregierung im April gestartete und hochgepriesene Konzept „FoKuS“ (Für optimierte Kontrolle und Sicherheit) nicht nur Schwachstellen hat, sondern vollends gescheitert ist, beweist alleine der Mißbrauchsfall in Neustrelitz.
Ein einschlägig vorbestrafter und rückfallgefährdeter Kinderschänder verging sich in seiner Wohnung an einem neunjährigen Jungen. Obwohl er der „engmaschigen“ Führungsaufsicht durch „FoKuS“ unterlag, gelang es dem Triebtäter sogar trotz Auflagen eine Wohnung in unmittelbarer Nachbarschaft von zwei Tagesmutter-Wohnungen anzumieten.
Ein Schlag ins Gesicht der Angehörigen
Anstatt das Versagen einzugestehen und endlich die Konsequenzen daraus zu ziehen, versuchen sich die politisch Verantwortlichen frei zu reden. So äußerte der stellvertretende Pressesprecher des Justizministeriums, Sascha Ott, daß es keinen „Anhaltspunkt für Versäumnisse“ gab. Und als wäre das nicht genug, setzte er noch einen drauf und erklärte, daß wenn es noch einmal zu exakt dem gleichen Fall käme, in dem ein Jugendstraftäter nach seiner Haftzeit, die er wegen sexuellem Mißbrauch absitzen mußte, frei gelassen werde, liefe die Betreuung wieder genauso ab.
Niemand fühlt sich verantwortlich
Genauso schlimm ist, daß sich niemand für eine vorbeugende Aufklärung gegen Kindesmißbrauch an Kinder- und Jugendeinrichtungen verantwortlich fühlt. In der heutigen Fragestunde des Landtages gab es nur Ausflüchte zum Thema. Zwar erzählte Ministerin Schwesig etwas von Kinderschutzprogrammen und von einem Beratungs- und Hilfenetz, doch konnte sie keine zentrale Stelle benennen, die die Aufklärungsarbeit an Kinder- und Jugendeinrichtungen landesweit vernetzt und koordiniert.
Auf die Nachfrage wie die Aufklärungen vor Ort finanziert werden, hatte die Ministerin dann auch keine Antwort. Kein Wunder! Als beispielsweise die Kinder einer Ueckermünder Grundschule zu einem Training gegen Kindesmißbrauch eingeladen wurden, mußten die Eltern tief in die Tasche greifen.
Eine Schande, wenn man bedenkt, daß von den derzeit 153 in Mecklenburg und Pommern in Haft sitzenden Sexualstraftätern, in den nächsten drei Jahren voraussichtlich 60 freigelassen werden. Bei einer Rückfallquote von 80 Prozent (laut einer aussagekräftigen Studie der Berliner Charité) eine Frage der Zeit, bis „FoKuS“ erneut versagt.
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Erstellt am Freitag, 17. September 2010