MAB-Lubmin: Ein Fass ohne Boden?

Wie wir bereits berichteten (hier), wurde der Insolvenzantrag der MAB Lubmin GmbH keinesfalls überraschend im Juni beim Amtsgericht Stralsund eingereicht. Wie eine Kleine Anfrage der NPD-Fraktion ergab, wußte zumindest die CDU-SPD-Landesregierung von der wirtschaftlichen Situation des Schiffbau- und Offshore-Zulieferers. Wie jüngst bekannt geworden ist, ließ sich die Sozialagentur Ostvorpommern hiervon nicht beeindrucken und finanzierte Weiterbildungsmaßnahmen für Bewerber, die nie eingestellt werden sollten. Ein Betroffener berichtet:
 
„Anfang Februar 2010 lud man mich zu einem Bewerbungsgespräch bei der Sozialagentur Ostvorpommern in Greifswald ein. Auf eine telefonische Rückfrage meinerseits, inwiefern ich mich auf das Vorstellungsgespräch vorbereitem könne, wurde mir lediglich mitgeteilt, daß es um den Standort Lubmin gehen würde, und die Teilnahme wäre Pflicht!“!
 
Potemkinsche Dörfer in Ostvorpommern
 
Schließlich wurde dem Betroffenen beim besagten Termin ein sogenanntes „Unternehmerpool“ vorgestellt, das hauptsächlich für Lubmin und Ostvorpommern Arbeitskräfte sucht. „In meinen Unterlagen wurde sehr interessiert umher geblättert und mir wurden Fragen gestellt, welche Qualifikationen ich habe und ob ich auch bereit wäre, außerhalb der Region arbeiten zu wollen.“ Weshalb die Firmen primär Angestellte für Ostvorpommern, speziell Lubmin suchten, dann aber auch für auswärtige Montagearbeiten warben, erschloß sich dem Betroffenen vorerst nicht.
 
„Dieses Gespräch mit den etwa vier Unternehmern - darunter ein Vertreter der Modul- und Anlagenbau Lubmin GmbH - und den beiden Mitarbeitern der Sozialagentur war dann auch schnell beendet und mir wurde auch schnell klar:  von denen bekommst du keine Arbeit.“
 
Weiterbildung ohne Ziel der Festanstellung
 
Nach einer Dauer von drei Wochen vermeldete die Sozialagentur, daß der Betroffene eine drei Tage andauernde Vorarbeit als Feststellungsmaßnahme bei einem privaten Bildungsträger ableisten müsse.  „Mir kam es seltsam vor, daß nicht mal die Sozialagentur bzw. der private Träger mir und weiteren zehn Bewerbern mitteilen konnte, für welche Einstellungen in welchen Firmen unsere Fähigkeiten getestet würden.“
 
Die Bewerber wurden während der Vorarbeit in zwei Fachrichtungen eingeteilt - Schlosser und Schweißer. „Es dauerte auch nicht lange, da bekam ich von der Sozialagentur einen Termin, an dem meine Weiterbildung begann. Nach meiner persönlichen Einschätzung könnten die Kosten die Weiterbildungsmaßnahme allein für meine Person bei  ca. 5.000 bis 5400 Euro liegen.“ Wie sich später herausstellen sollte: Weiterbildungsmaßnahmen mit Geldern der öffentlichen Hand ohne Perspektive. Im persönlichen Umfeld des Betroffenen stellte sich heraus, daß mit 30 Arbeitssuchenden aus Ostvorpommern ähnliche Weiterbildungsmaßnahmen durchgeführt worden sind. Demgemäß steht die Frage im Raum: „Hat der Steuerzahler etwa 125.000 Euro für Weiterbildungsmaßnahmen ausgegeben, die keinerlei wirtschaftlichen Nutzen für den Arbeitssuchenden hatten? Hatte hierbei nur der private Bildungsträger einen Nutzen?“.
 
Das System der Weiterbildung nicht benötigter Arbeitskräfte
 
Fazit: „Unternehmer in Nischenbranchen, die sich bei uns im Land ansiedeln, brauchen Arbeitskräfte mit besonderer Qualifikation. Diese wiederum rekrutieren sie von den Ämtern und zwar aus drei Gründen:
 
1. Keine Kosten bei der Suche nach Fachpersonal.

2. Wenn Fachpersonal gefunden wurde, aber noch wichtige Qualifikationen fehlen, bezahlt die Sozialagentur diese Weiterbildungen, ohne anscheinend eine Garantie von diesen Unternehmen zu bekommen, daß bei Beendigung der Weiterbildung eine Einstellung erfolgt.

3. Falls sich das Fachpersonal jedoch nicht mit Niedriglöhnen abfinden möchte, besteht die Möglichkeit des Unternehmens, Druck zu erzeugen. Einen Vorwurf der Arbeitsunwilligkeit ahndet die stattliche Arbeitsvermittlung meist mit Leistungskürzungen bis zu 30% für Arbeitssuchende.“
zurück | drucken Erstellt am Donnerstag, 09. September 2010