Ist die Talsohle der Krise erreicht?

Trotz aller offiziellen Beteuerungen, daß die Wirtschafts- und Finanzkrise ihre Talsohle durchschritten habe, meldete die Nachrichtenagentur dpa jüngst einen Zuwachs an Firmenpleiten in Mecklenburg-Vorpommern. Dabei ist die Zahl der Insolvenzen im ersten Halbjahr des Jahres 2010 um 11,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Damit liegt das Bundesland bundesweit im „Mittelfeld“, wobei der Durchschnitt in der BRD bei 4,5 Prozent liegt.
 
Unter Berufung auf die Wirtschaftsinformationsgesellschaft Bürgel sind insbesondere junge Firmen, die sich vor maximal zwei Jahren gründeten, vom wirtschaftlichen Aus betroffen gewesen. Bis zum Jahresende werden auf Grundlage dieser Werte bundesweit bis zu 35.000 Unternehmensinsolvenzen prognostiziert.
 
In MVP bislang 389 Insolvenzverfahren eröffnet
 
Trotz gebetsmühlenartiger Schönrednerei von offizieller Seite macht gerade dieses Wirtschaftsforschungsunternehmen für das hohe Maß an Firmenpleiten u.a. „die restriktive Kreditvergabe der Banken“ verantwortlich. Eine Frechheit, bedenkt man, daß mit dem verabschiedeten Finanzmarktstabilisierungsgesetz das Land Mecklenburg-Vorpommern mit 133 Millionen Euro haften mußte, damit dieselben Banken erst wieder liquide sein konnten.
 
Dabei wurde nach dem großen Bankenkrach und dem darauffolgenden Wirtschaftsniedergang oftmals beteuert, daß ein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen sei und insbesondere Mecklenburg-Vorpommern die Krise tapfer ausgestanden hätte. Nüchtern betrachtet, sprechen aber Fakten und Zahlen eine andere Sprache.
 
Einzig allein Täuschung, Schönfärberei und Desinformation haben Hochkonjunktur
 
Die gleichen Banken, die jetzt bei Krediten für Mittelständler trotz staatlicher Finanzspritzen in Milliardenhöhe mauern, arbeiteten doch mit Rückendeckung der Politik seit Jahrzehnten auf die Krise hin. Deren Auswirkungen müssen nun das Volk und junge Existenzgründer ertragen. Nachdem die Banken auf dem internationalen Börsenparkett mit Geld „gespielt“ haben, welches ihnen tatsächlich gar nicht gehörte, mußte Vater Staat einmal mehr eingreifen. So wurde der desaströse Schaden wieder einmal der Allgemeinheit aufgebürdet.   
 
Es ist aber einfach zu kurz gegriffen, wenn man nur eine kleine Kaste von Politkern in Aufsichtsräten, Investmentbankern und Wertpapierspezialisten für das Debakel verantwortlich zu machen versucht.  Fakt ist vielmehr, daß die Finanzpolitik aller Systemparteien in den letzten beiden Jahrzehnten auf jenes Kartenhaus hinarbeitete, das nun sprichwörtlich in sich zusammenfällt. Die von ihnen so fanatisch betriebene Deregulierung des Finanzmarktes schaffte doch erst die Voraussetzungen für die heutige Kreditkatastrophe und ließ den Casinobankern freie Hand. Hierzu sagte einst der Ex-Chef der Landesbank West, Ludwig Pollain: „Die Geschäfte gingen bis an den Rand des Betrugs oder darüber hinaus.“
 
Banken erhalten Steuergelder und zocken dafür weiter
 
Die Bretter, die die Welt bedeuten? Das ist in Wahrheit das Börsenparkett!  Auf denen tanzen die sogenannten „Global Players“, die wirklich wahre Spielernaturen sind. Zocker regieren die internationale Wirtschaftswelt. Und politische Schafe lenken die Geschicke von Völkern. Da ist es doch nicht verwunderlich, daß in der Geldsack-Demokratie BRD nicht diejenigen den Kopf hinhalten müssen, die mindestens eine Mitschuld an der Krise tragen.
 
Es wurde dem Volk vorgegaukelt, der Bankensektor sei der einzige Garant für Prosperität. Warnende Stimmen von Deregulierungs-Gegnern wurden als „altbacken“ und „störend“ abgetan. Die NPD hat stets darauf hingewiesen, daß die scheinbar ewige Gewinnmaximierung auf den internationalen Finanzmärkten und Börsen irgendwann an ihre Grenzen stoßen und dann die Spekulationsblase mit großem Knall platzen wird. Damit dies nicht noch einmal passiert, muß das Primat der Politik über die Wirtschaft und des Staates über den Markt endlich wiederhergestellt werden. Dieser Staat hat mit allen verfügbaren Mitteln sicherzustellen, daß ein Fundament für den Auf- und Ausbau eines gesunden Mittelstandes gebildet werden kann, wozu die Kreditvergabe zweifellos dazugehört (beispielsweise mit parlamentarischen Initiativen im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern wie hier und hier). Denn florierende Wirtschaftsabläufe gründen sich seit jeher auf raumorientierte und regional fest verankerte mittelständische Unternehmen. Sie stellen auch künftig das Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft und eines für alle Deutschen gerechten Sozialstaats dar.
zurück | drucken Erstellt am Samstag, 24. Juli 2010