Russeninkasso geht weiter

Wie die Tagespresse heute berichtete, ist die insolvente Caviar Creator Manufaktur GmbH in Demmin an einen russischen Unternehmer veräußert worden. Caviar Creator geriet bekanntlich in die Zahlungsunfähigkeit. Von den vor der Insolvenz beschäftigten 25 Mitarbeitern verblieben 16, die der russische Neueigner nach derzeitigem Stand zu übernehmen gedenkt.
 
Über die Kaufsumme wollte der Insolvenzverwalter gegenüber der Öffentlichkeit keine Angaben machen. Jedoch berichtet der Nordkurier, daß 5,2 Millionen Euro für die Aquakulturanlage geboten worden seien. Im Jahr 2005, als die Produktion in Demmin begann, wurden die Kosten auf  16 Millionen Euro beziffert…
 
Spekulationsobjekt Mecklenburg-Vorpommern
 
Die rund 5.000 Anleger des Unternehmens, die sich mit einem Volumen in Höhe von rund 50 Millionen Euro an der Störaufzucht beteiligten, gehen unterdessen leer aus. Demzufolge muß sich der ehemalige Geschäftsführer von Caviar Creator vor dem Kadi wegen des Verdachts des Anlegerbetrugs verantworten. Er soll schon kurz nach Inbetriebnahme des Unternehmens gewußt haben, daß die Firma nie schwarze Zahlen schreiben wird.
 
Ob sich das Geschäftsgebaren des neuen russischen Eigentümers wesentlich von seinem Vorgänger unterscheiden wird, darf bezweifelt werden. Erinnert sei hierbei an den russischen Miteigentümer der Nordic-Yards-Werftrengruppe und ehemaligen Eigner von Wadan-Yards, Andrej Burlakow, der momentan in Moskau in Untersuchungshaft sitzt. Der ehemalige Chef der Wadan-Werften blieb jedoch nach Austausch des Firmennamens in Nordic-Yards über eine Schweizer Briefkastenfirma nach wie vor mit nicht weniger als 17 Prozent Miteigentümer. Warnende Stimmen, daß mit der heimischen Schiffbauindustrie regelrecht Russeninkasso gespielt werden wird, schlug die etablierte Landespolitik in den Wind.
 
Technologietransfer nach Rußland?
 
Auch im Fall von Caviar Creators scheint Landeswirtschaftsminister Seidel (CDU) nicht dazugelernt zu haben. Bislang hielt er es nicht für nötig, sich zum Kauf zu äußern. Auch hier erinnern wir uns gern: Noch wenige Tage vor der Insolvenz der Wadan-Werften verteidigte Seidel seine Einschätzung zu diesem innovativen Schiffbauunternehmen gebetsmühlenartig. Das Land habe mit den Russen ein Glücksfall ereilt.
 
Man darf gespannt sein, in welcher Art und Weise die Landesregierung windigen russischen Investoren weiter auf dem Leim gehen wird. Immer noch werden Gelder der öffentlichen Hand freimütig zur Verfügung gestellt, damit in Wismar und Rostock überhaupt weiter gearbeitet werden kann. Demmin könnte folgen. Befürchtungen, daß russische Unternehmer sich gezielt in deutsche Schlüsselindustrien einkaufen, um hiesige Technologie und Wissensgüter für die Produktion im russischen Mutterland abzuschöpfen, verstummten bei den Schiffbaustandorten Wismar und Rostock nie. Auch der Käufer von Caviar Creator verfüge in Rußland über eigene Störaufzuchtbetriebe...
zurück | drucken Erstellt am Donnerstag, 24. Juni 2010