Steinzeitkommunisten in Neubrandenburg

„Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs` noch Esel auf.“ – so sehen es anscheinend immer jene 75 zählenden Genossen und selbstverständlich Genossinnen der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft „Antikapitalistische Linke“ (AKL), die sich am vergangenen Wochenende in Neubrandenburg im „Hotel am Ring“ zu einem Bundeskongreß zusammenfanden.
Apparatschiks, Berufsrevolutionäre und Möchtegern-Revoluzzer erinnerten sich dort nicht nur wehmütig an jene Zeiten, als noch die geballte Kommunisten-Faust von breiten Massen in den Himmel gestreckt wurde. Nein, statt Salonbolschewismus stand auf der Tagesordnung eine beinharte Debatte über das neue Parteiprogramm der Bundespartei DieLINKE.

Im Ergebnis des AKL-Treffens einigten sich schließlich die selbsternannten Weltverbesserer darauf, mit beinharten Kämpfen einen sogenannten „Neuen Sozialismus“ - insbesondere bei der Eigentumsfrage - zu erzielen, was den ruhmreichen, siegreichen und vorwärtsstrebenden linken Linken den Weg zum Paradies auf Erden ebnen soll.

Sowjetisierung durch „Neuen Sozialismus“?!

Zudem dürfe es nie wieder eine Regierungsbeteiligung mit bourgeoisen Parteien geben. Hierbei soll insbesondere der fünfte Punkt des Programmentwurfs unterstützt werden, wo es u.a. unter „Arbeit in den Parlamenten, Volksvertretungen und Regierungen“ heißt: die Partei werde sich keinesfalls an einer „Regierung beteiligen, die Privatisierungen vornimmt, Sozial- oder Arbeitsplatzabbau betreibt.“

Dabei scheint nicht aufgefallen zu sein, daß gerade das SED-Bonzentum in der Partei der Wendehälse selbst als einstige Akteure im Schweriner Regierungskoalitions-Karussell von 1998 bis 2006 auf den Ministersesseln Platz nahmen. Es ist nämlich ein offenes Geheimnis, daß in diesem Zeitraum nicht wenige Personen aus der DDR-Nomenklatur in vielen Spitzenpositionen von Politik und Wirtschaft eingebettet werden konnten und in Mecklenburg-Vorpommern der
Turbokapitalismus seine Blütezeit hatte.

Altkommunisten und Linksautonome in trauter Runde

Darüber hinaus diente der AKL-Bundeskongreß einmal mehr dem eigenen Selbstverständnis, den parlamentarischen und außerparlamentarischen Schulterschluß zwischen linken Dogmatikern und postkommunistischen Gewalttätern zustärken. Im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern sitzen bereits seit mehreren Legislaturen mit Barbara Borchardt, Torsten Koplin und Birgit Schwebs würdige Vertreter dieser Spezis aus ultimativen Klassenkämpfern.

Ganz im Sinne von außerparlamentarischem Aktionismus ist nicht auszuschließen, daß die Genannten über beste Kontakte zu gewaltbereiten Straßen-Antifas in Mecklenburg-Vorpommern verfügen. Schließlich wäscht ja eine Hand die andere und die AKL-Landes-AG wäre ein hervorragender Schnittpunkt. Es verwundert daher auch nicht, daß sich jüngst Barbara Borchardt persönlich in einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung über polizeiliche Filmaufnahmen beschwerte, die im Rahmen der von einem linksextremen Bündnis angemeldeten „Anti-Repressions-Demo“ in Rostock im November 2009 (Drucksache 5/3244) gemacht worden waren. Diese Dame fehlte auch nicht, als im letzten Jahr während des Kommunalwahlkampfes NPD-Plakate öffentlich von den Laternen gerissen wurden (Drucksache 5/2670). Auch fungiert die Rote Barbara des öfteren als Anmelderin von antifaschistischen Kundgebungen. In einem Gespräch mit der „Jungen Welt“ gab Borchardt auch freimütig zu, daß innerhalb der AKL feste Strukturen unerwünscht seien.

Nichts eint nämlich parlamentarische Schlipsgenossen und autonome Linkschaoten besser als der vermeintlich antikapitalistische, kleinste gemeinsame Nenner…
zurück | drucken Erstellt am Donnerstag, 01. April 2010