Bis zum 31. Juli 2010 werden die beiden Transfergesellschaften in Wismar und Warnemünde verlängert. Was bleibt, ist auf jeden Fall Skepsis.
Denn was geschieht danach mit den Arbeitern, sofern sie sich nicht schon anderweitig, teilweise im Ausland, nach neuer Beschäftigung umgesehen haben?
Gut, mag jetzt manch einer behaupten, einen Auftrag (dem Vernehmen nach ein eisbrechender Tanker) zog Eigner Witalij Jussufow doch schon an Land und wer sagt denn, daß dem einen nicht doch noch weitere folgen werden. Möglich. Doch ist jener eine Auftrag, wie Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) erklären mußte, noch immer nicht ausfinanziert. Gewiß, ein Großteil der Banken mauert und scheut die Risiken des Schiffbaugeschäfts – dieselben Banken übrigens, die mit des Steuerzahlers Milliarden vor dem Aus gerettet worden sind (siehe dazu auch den Beitrag
„Banken. Erst gerettet, jetzt wieder obenauf“).
„Krumm denken“ muß erlaubt sein
Zeitgenossen, die „krumm denken“, kommen noch zu einem ganz anderen Schluß: Der Auftrag paßte minutiös ins Geschehen der Monate Januar und Februar. Da hatte die Landesregierung angedroht, Jussufow mit Strafzahlungen in zweistelliger Millionenhöhe zu belegen, falls er seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkomme, sprich, zumindest 1200 Arbeiter nicht weiterbeschäftige und keine Aufträge akquiriere. Eher, so die Regierung, sei an eine Verlängerung der Transfer-Gesellschaften über den 31. März hinaus nicht zu denken. Jetzt hat auch Jussufow Zeit gewonnen. Wofür? Nun, die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob hinter dem im August 2009 getätigten Verkauf von einem russischen Staatsbürger (Burlakow, sitzt in U-Haft) an den nächsten mehr steckt als nur der Wunsch, auf billige Weise an deutsches Know-how zu gelangen.
Hansestadt Rostock setzte ein Zeichen
Derweil hat die Führung der Hansestadt Rostock entschlossenes Handeln bewiesen und im Vermögenshaushalt 1,2 Millionen Euro zur Sanierung des Schwimmkrans „Langer Heinrich“ und des Hebeschiffs „1. Mai“ veranschlagt. Diese Aufgabe ersetzt natürlich nicht Aufträge in zwei- oder dreistelliger Millionenhöhe, doch ist sie als echtes Signal einer Kommune zu bewerten, deren Möglichkeiten nun einmal begrenzt sind. Trotzdem kann zumindest die Hansestadt behaupten, „einen aktiven Beitrag zur Beschäftigungssicherung“, wie es in der jüngsten Rede von OB Methling hieß, geleistet zu haben. Die Landesregierung hingegen blieb diesen Beweis bislang schuldig, weil sie sich zwischen neoliberalem Gedankengut (bloß keine Beteiligung der öffentlichen Hand an den Werften!), Angst vor Brüssel wegen „unberechtigter Beihilfen“, Blauäugigkeit gegenüber „Investoren“ und hübsch anzuhörendem Wortgeklingel verrannt hat.