Zumindest zwei Kreisverbände der Volkssolidarität befinden sich seit Monaten fest im Visier der Staatsanwaltschaften.
Schätzungsweise 1650 Anleger, zumeist ältere Menschen, haben oftmals ihr letztes Geld in Immobilien-Fonds investiert. Sie vertrauten dabei auf den guten Ruf der Volkssolidarität. Versprochen wurde neben einer guten Rendite auch ein Platz in einem Seniorenwohnheim. Dick im Geschäft waren bei den Spekulationen die VS-Kreisverbände Güstrow und Bad Doberan/Rostock-Land. Die Rechnung konnte in vielen Fällen nicht aufgehen, weil die derzeitige Auslastung der Heime einfach nicht ausreichte, um Geld „einzuspielen“ bzw. es sich um Schrott-Immobilien handelte.
Seit 2009 sind die Fonds offiziell pleite, wobei den Verantwortlichen schon Jahre zuvor bekannt war, um was für risikobehaftete Anlageformen es sich handelte. Mindestens neun Millionen Euro sind offenbar futsch.
Mittlerweile steht außerdem fest, daß der Landesverband der VS entgegen zuvor immer wieder gemachten Beteuerungen doch von den Praktiken seiner zwei Kreisorganisationen gewußt hat. Mittlerweile schlossen sich einige der Geschädigten zu Interessens-Verbänden zusammen.
Fonds-Verantwortliche waren Lothar V., Vize-Vorsitzender des Kreisverbandes Güstrow, und Amandus K., Geschäftsführer des KV Bad Doberan/Rostock-Land.
Amandus K. schon einmal im Visier der Staatsanwaltschaft
K. befindet sich seit längerem im Visier der Behörden. 2008 ermittelte die Staatsanwaltschaft Rostock gegen ihn sowie gegen die Hauptbuchhalterin des Verbandes wegen Verdachts der Beteiligung an dem Betrug. K. wurde vorgeworfen, für eine von der Volkssolidarität betriebene Kindereinrichtung im Jahr 2006 falsche Betriebsabrechnungen erstellt zu haben, indem er die wirtschaftlichen Verhältnisse des Kreisverbandes schlechter darstellte, als sie tatsächlich waren. So seien Gewinne in sechsstelliger Höhe nicht ausgewiesen worden. Die Fälschung der Bilanz wurde mit dem Ziel verbunden, sich in Verhandlungen mit der Stadt Neubukow über Zuwendungen eine günstigere Ausgangsposition zu verschaffen.
Wie das Verfahren endete, erschließt sich aus dem uns vorliegenden Material leider nicht. „Die Beantwortung der Frage ist aus rechtlichen Gründen nicht möglich“, heißt es in einer Kleinen Anfrage des NPD-Abgeordneten Udo Pastörs. Fest steht, daß die Nachwende-Bilderbuchkarriere des K. ein jähres Ende nehmen könnte. Bislang war er im BRD-System wohlgelitten: Geschäftsführer eines Kreisverbandes im größten mitteldeutschen Wohlfahrtsverband, tätig in einer Firma für Unternehmensberatung und – was hierzulande immer als politischer Persilschein gilt – 2006 Mitunterzeichner eines Aufrufs gegen eine Mai-Kundgebung der NPD in Rostock, bei der es seitens linksautonomer Gewalttäter zu massiven Rechtsverletzungen kam.
Sei es, wie es sei: Die Volkssolidarität, die an sich eine löbliche Einrichtung ist, hat durch das offenbar ungehinderte Treiben gewissenloser Geschäftemacher an Ansehen verloren. Die Schuldigen müssen ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. Ob die geprellten Anleger allerdings ihr Geld oder Teile der eingesetzten Summen wiedersehen, steht in den Sternen.
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Erstellt am Dienstag, 23. März 2010