Gerne wird Mecklenburg-Vorpommern von den Offiziellen als „Kinderland“ oder „Familienland Nummer Eins“ bezeichnet. Daß auch hier die Realität anders aussieht, bewiesen aktuelle Auswertungen der Kinder- und Jugendhilfestatistik 2008 von der Bertelsmann-Stiftung, der alles andere als „BRD-Systemkritik“ nachgesagt werden kann.
Tatsache bleibt, daß hierzulande das Hilfs- und Betreuungsnetz für Familien weniger strapazierfähig als in anderen Gegenden der BRD ist. Während in Bremen im Durchschnitt ein Kindererzieher acht Kinder betreut, sind es in MVP - bundesweit einmalig - 13,4 Kinder pro Betreuer.
Gelockerte Verwandtschaftsbeziehungen statt starke familiäre Bande
Mit dem Zusammenbruch des DDR-Systems bekamen die Menschen überall in Mitteldeutschland deutlich weniger Kinder (Wendeschock). Gerade junge Menschen messen seitdem der Arbeit und dem Einkommen einen hohen Stellenwert bei. Dies hat in unserer Heimat zum Einen zu einer Abwanderung junger Menschen auf der Suche nach Arbeit geführt, zum Anderen zum Verzicht auf Kinder bei Daheimgebliebenen. Durch die Fortzüge sind vielerorts familiäre Bande zu Eltern und Großeltern zerrissen. Damit fehlt die potenzielle Unterstützung bei der nicht staatlich organisierten Kinderbetreuung.
Insofern Sesshaftigkeit und die räumliche Nähe zu den Familien Normalität wäre, könnten junge Eltern für die Kinderbetreuung auf ein weit verzweigtes Netz aus Großeltern, Geschwistern und Freunden zurückgreifen. Eine Vielzahl von Vereinen sollte zudem den Kindern Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und den Eltern eine Betreuungsalternative bieten. Dies ist in Mecklenburg und Pommern jedoch nicht so.
Kindergartenplätze sorgen nicht für Kindersegen
Während sich der Staat auch hierin immer mehr zurück zieht, nehmen vielerorts die Eltern die Initiative selbst in die Hand. Vielerorts wird die lokale Kinderbetreuung von Eltern in Eigenregie wieder belebt, die aus der Notwendigkeit heraus selbst Kinderkrippen oder Kindergärten in der Region gründen. Nur wenige werden von den Kommunen betrieben; das Gros der Kindertagesstätten befindet sich in privater oder nichtstaatlicher „freier“ Trägerschaft.
Eine flächendeckende Versorgung von Kinderbetreuungsangeboten in MVP vergrößert jedoch nicht automatisch den Kinderwunsch von jungen Mecklenburgern und Pommern. Für viele Eltern in spe müssten erst die finanziellen Verhältnisse sowie eine Perspektive im Berufsleben geklärt sein, bevor sie eine Familie gründen können. Solange der Kinderwunsch in der BRD ein akutes Armutsrisiko bleibt, ist es müßig, das Betreuungsnetz weiter auszubauen. Deshalb fordert die nationale Opposition ein Müttergehalt für erziehende Mütter, die keinem Beruf nachgehen und auf eine „Außenerziehung“ in Kinderbetreuungseinrichtungen verzichten wollen. Ihnen stünde ein versteuertes und sozialabgabenpflichtiges Gehalt für das erstgeborene Kind in Höhe von 1000 Euro Netto bereit. Dieser Betrag wächst mit jedem weiteren Kind um jeweils 500 Euro. Demgegenüber müssen Elternteile, welche sich beide für die Fortführung ihres Berufs entschieden haben, ein deutlich erhöhtes Kindergeld erhalten. Das heute gezahlte Kindergeld und der gesteigerte Druck für Mütter, erwerbstätig zu bleiben, damit der Unterhalt des Kindes gesichert werden kann, ist schlichtweg zu wenig.
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Erstellt am Donnerstag, 04. Februar 2010