Muffensausen bei Anklams Stadtoberen

Die vom Innenministerium geplante Kreisgebietsreform ist dazu angetan, Kreisstädte, die bislang gut miteinander auskamen, aufeinanderzuhetzen.

Muffensausen plagt dabei auch die Stadtoberen von Anklam. Zum einen geht’s ihnen darum, die Kreisverwaltung als größten Arbeitgeber zu erhalten. Zur Kernverwaltung zählen immerhin 310 Stellen; weitere 88 Menschen sind in Einrichtungen beschäftigt und immerhin 234 Personen haben ihren Arbeitsplatz in der Sozialagentur. Ein Wegfall dieser Strukturen würde den vielzitierten Domino-Effekt bringen: ein Sinken der Nachfrage im produktiven und im konsumierenden Bereich, so daß der eine oder andere Betrieb zur Kündigung von Arbeitnehmern schreiten oder womöglich ganz dichtmachen müßte.

Angst vor der nationalen Opposition


Zum zweiten plagt die Verantwortlichen noch eine ganz andere Sorge. „Kommunalpolitisch eröffnen sich für bestimmte Kräfte mit einem eventuellen Verlust des Kreissitzes weitere Spielräume für die in der Region ohnehin schon relativ weit fortgeschrittene Verbreitung populistischer und extremistischer Anschauungen“, heißt es aus dem Büro des Anklamer Bürgermeisters in einem Schreiben an den Landtag. Will sagen: Die Angst vor der NPD ist ein weiteres Argument, mit dem Anklam als Kreisstadt verteidigt werden soll. Und tatsächlich würden der NPD-Stadtvertreter und Kreistagsmitglied, Rechtsanwalt Michael Andrejewski, alle Hebel in Bewegung setzen, um für Anklam das Schlimmste zu verhindern. Bei vergangenen Wahlen lag die Partei stets bei stabilen acht Prozent; rund 35 Prozent der Anklamer betrachten die Nationalen als völlig normale politische Kraft. Und mehr noch: Die Volkstreuen haben zur Kreisgebietsreform ein Gegenmodell erarbeitet, das als „umlandbetreuende Stadt“ bezeichnet werden kann (siehe dazu unseren Beitrag „Für Bürgernähe – gegen Monsterkreise im XXL-Format“).

zurück | drucken Erstellt am Freitag, 08. Januar 2010