Der Werften-Gruppe Hegemann fehlen erhebliche Mittel zur Zwischenfinanzierung von im Bau befindlichen Schiffen. Die Fertigstellung der auf der Volkswerft in Stralsund und auf der Peenewerft in Wolgast auf Dock liegenden „Delphis 2“ sowie „Scanscott 1 und 2“ ist nicht gesichert. Der Kaufpreis pro Schiff beträgt bis zu 35 Millionen, weshalb die Konzernleitung nunmehr veranlasst worden ist, Gespräche mit der Landesregierung über Staatsbürgschaften für die benannten Containerfrachter aufzunehmen.
Eine bereits im Juni gewährte Landesbürgschaft in Höhe von 9 Millionen Euro schien hierbei nicht ausreichend zu sein. Insgesamt bilanzieren sich die staatlichen Bürgschaften für Hegemann auf nunmehr 300 Millionen Euro. Weitere Bürgschaften müßten zu 60 Prozent vom Bund und zu 40 Prozent vom Land bereitgestellt werden.
„Schönwetter“-Desinformation aus dem Wirtschaftsministerium
„Hegemann-Werften brauchen Staatshilfe“, “Werftenkrise weitet sich aus“, „Auch Hegemann in der Krise“ – so titelten jüngst und landesweit die Regionalzeitungen nach Bekanntwerden, daß der Bremer Aktiengesellschaft Hegemann das Geld für die konzerneigenen Schiffbaustandorte versiegt ist. Leider kommen diese Meldungen für die nationale Opposition nicht überraschend: Die NPD-Landtagsfraktion warnte bereits rechtzeitig vor der Auffassung, die Talsohle der heimischen Werften-Krise wäre längst durchschritten und gab ihren Sorgen in einer Kleinen Anfrage vom 31.März 2009, Drs. 5/2328 schon im Vorfeld Ausdruck.
In der darauffolgenden Antwort wird klar, daß die Landesregeierung trotz wankender Schiffbauzwischenfinanzierungen es nicht für notwendig hielt, ihre eigene Bürgschafts-Politik zu überdenken. Man verwies lediglich auf die steten Gespräche mit der Hegemann-Gruppe, die in einer Notsituation doch frühzeitig ihren Anspruch auf Staatshilfe anmelden werden würde – ohne selbst tätig zu werden. Dabei ist allgemein der Schiffbau an der Ostseeküste ein existenziell wichtiges Wirtschaftsstandbein für viele Mecklenburger und Pommern sowie die letzte verbliebene Industrie im Land.
Landesregierung will Schiffbaukrise aussitzen
Die (scheinbare) Sicherheit fester Arbeitsplätze in Wolgast und Stralsund gehörte bereits anfang diesen Jahres der Vergangenheit an. Die etwa 170 Leiharbeiter der Peenewerft, welche über die konzerneigene Zeitarbeitsfirma "Workforce Personalservice GmbH" OHNE Werksverträge angestellt waren, wurden bereits im Februar entlassen (Wir berichteten
hier). Nun müssen auch die verbliebenen 2.100 Schiffbauer, 1.330 Beschäftigte in Stralsund und 845 in Wolgast, um ihre Arbeitsplätze zittern.
Alle Vertreter des etablierten Parteien-Kartells begrüßten die Globalisierung, so auch die rot-schwarze Landesregierung. Tatsache bleibt, daß es von den Altpolitikern wieder einmal versäumt worden ist, spätestens nachdem die Wadan-Werften-Gruppe in Not geriet, ein sofort anwendbares effektives Notfall-Konzept zu erarbeiten. Die gegenwärtige Konzeptionslosigkeit des Landeswirtschaftsministers Jürgen Seidel (CDU) ist bezeichnend für die Arbeit der Landesregierung. Was voraussehbar war, wird lapidar von den verantwortlichen Regierungsstellen als ein weiteres Sorgenkind betrachtet. Statt sich der Verpflichtung bewußt zu sein, Schaden von den Bürgern des Landes rechtzeitig abzuwenden, hofften die Blockflöten, es genüge, in Bewegungslosigkeit zu verharren und die Krise auszusitzen.