Trigema – mehr als nur ein "Testgeschäft"

Ein Testgeschäft in Rövershagen unweit der Seestadt Rostock eröffnete kürzlich die Textilfirma Trigema. Das Unternehmen fertigt ausschließlich in der Bundesrepublik Deutschland.

Wolfgang Grupp, Inhaber des Betriebes mit Sitz in Burladingen (Baden-Württemberg), vertritt eine Unternehmer-Philosophie, die in deutschen Landen eher selten geworden ist. Im Gespräch mit dem ZDF-Autor Michael Opoczynski (bekannt durch die Sendung WISO) äußerte er sich deutlich zu brennenden Fragen unserer (globalisierten) Zeit.

Jene Vorstände, die Firmen und Belegschaft an sogenannte Finanzinvestoren ("Heuschrecken") ausliefern, hätten "die Verbindung mit ihren Mitarbeitern faktisch aufgegeben". Als Unternehmer gehe es nicht darum, ausschließlich Vorteile zu genießen, sondern auch Verpflichtungen zu übernehmen. Dazu gehöre, auch in schweren Zeiten zur Fahne zu stehen und gemeinsam mit den ihm anvertrauten Schaffenden die Probleme zu lösen.

Sozial zu sein, bedeute auch, "hinter die Kulissen zu schauen". Probleme am Arbeitsplatz könnten auch mit familiären Schwierigkeiten zusammenhängen. Eine derartige Kümmer-Kompetenz schaffe Vertrauen und damit eher den Willen zur Leistung, „"ls wenn man nur das Gefühl hat, man wird ausgenutzt und irgendwann vor die Tür gesetzt."

Wer Mitarbeiter fremden Investoren überantworte, zeige, daß er nichts für sie übrig habe. Von den "Investoren" könne man dies erst recht nicht verlangen. Deren Ziel beste ohnehin nur darin, "ihr Geld möglichst schnell zu verzinsen und zu verdoppeln".

Zur Produktionsverlagerung ins Ausland – die Textilindustrie ist hier traurige Vorreiterin – erklärte Wolfgang Grupp unter anderem: Die Auslagerung gleiche einer "Notlösung". Letztendlich müßten aber alle feststellen, daß das Problem nicht gelöst wird. Jene, die ihre Firmen in die Türkei oder Rumänien auslagerten, "stellen plötzlich fest, daß sie zum wandernden Produzenten werden, von Billiglohnland zu Billiglohnland."

Branchenkollegen wirft er in gewisser Weise Mißmanagement vor: "Die haben zu große Kapazitäten aufgebaut in guten Zeiten, die sie heute nicht mehr füllen können. Da sagen sie dann eben einfach, die Arbeitskraft sei hier zu teuer" - Darlegungen, die sich weitgehend unterschreiben lassen und die sich wohltuend vom Denken und Handeln jener unterscheiden, die landläufig als "Nieten in Nadelstreifen" bezeichnet werden.
zurück | drucken Erstellt am Montag, 12. Mai 2008