Begegnung mit den Anderen

Raimund Bormann im Gespräch mit Günter Brock von der WASG



„Sie interessieren sich für unsere Wahlalternative?“ fragt Günter Brock, den ich auf den ersten Augenblick gar nicht als Kandidaten ausmachen kann.

Borrmann: „Sie sind Günter Brock?“

Brock: „Ja ich kandidiere für die WASG! Wie finden Sie unser Programm?“

Borrmann: „Ich vermisse ein klare Aussage zur PDS! Wie stehen sie zu deren asozialer Politik?“

Brock: „Die PDS ist eine Linkspartei, die sich für die Interessen der sozial Schwachen einsetzen will ...“

Borrmann: „Die sie permanent verrät! Denken Sie nur an HARTZ-IV ... Die PDS sitzt in zwei Landesregierungen und trägt den Sozialabbau mit!“

Brock: „Wer etwas für die Menschen erreichen will, muß Kompromisse machen! Wenn die LINKSPARTEI nicht mit an den Schalthebeln der Macht säße, könnte sie doch gar nichts bewirken und der Sozialabbau wäre noch dramatischer ...“

Borrmann: „Die PDS sitzt an den Schalthebeln der Macht, um das System zu erhalten, anstatt es zu bekämpfen.“

Brock: „Sie wollen die Fehler des neoliberalen Systems für die sozial Schwachen abmildern ...“

Borrmann: „Ich denke: Das System hat keine Fehler – das System ist der Fehler! Früher hieß es bei den Kommunisten: der Staat ist das Machtinstrument der ökonomisch herrschenden Klasse, heute sind die LINKSSOZIALISTEN Büttel des Kapitals. Und hier schweigt die WASG!“

Brock: „Wo denken Sie hin! Wir treten ja konsequent für die vom Sozialabbau Betroffenen ein. Und gegen die Berliner WASG sind wir fromme Lämmer. Dort werden die Genossen von der radikalen SAV unterstützt! Da geht es ganz anders zur Sache.“

Borrmann: „In einem Zeitungsartikel schrieb ein führendes WASG-Landesvorstandsmitglied, die PDS sei eine von Neostalinisten beherrschte Partei, die den globalen Neoliberalismus unter der Maske des Pseudosozialismus vertritt.“

Brock: „Dieser Artikel wurde doch zurückgezogen ...“

Borrmann: „Selbst wenn sie eine kritischen Haltung zur PDS haben – auf Dauer haben Sie keine Chance! Die Bundes WASG will die Vereinigung mit der PDS – und die abtrünnigen Landesverbände werden zum Gehorsam gezwungen. Ohne Geld können Sie als Landesverband dichtmachen ... Sie werden sich also früher oder später mit dem PDS-Genossen arrangieren müssen!“

Brock: „Die Lage ist eben nicht ganz einfach: Sehen Sie, die Menschen sind zum großen Teil von den Medien fehlgeleitet, sie leiden noch keine extreme Not und eine revolutionäre Situation ist nicht vorhanden. Wir müssen uns mit diesen Menschen und den Verhältnissen arrangieren, wenn wir nicht Sektierer werden wollen ...“

Borrmann: „Mir scheint, die PDS ist eine um zwanzig Jahre zurückgebliebene SPD – und die WASG eine um zwanzig Jahre zurückgebliebene PDS! – Ein Systemalternative muß den kommenden Zusammenbruch erkennen und die nachfolgende Reorganisation der Gesellschaft geistig vorwegnehmen. Das vermisse ich bei Ihnen und der LINKSPARTEI vollständig. Sie werkeln immer noch an einem Gebäude herum, dessen Statik selbst von den anderen Systempolitikern als unhaltbar eingestuft wird.“

Günter Brock denkt eine Augenblick nach...

Brock: „Sie sind ein radikal denkender Mann, der einen scharfen Verstand hat. Solche Menschen können wir dringend gebrauchen. Kommen Sie zur WASG ... werden Sie Mitglied!“

Was soll ich darauf erwidern?

Borrmann: "Ich habe mich schon entschieden! Ich kandidiere zur Landtagswahl für die Nationaldemokraten!"
zurück | drucken Erstellt am Montag, 28. August 2006