Heiligendamm: "Freude" über Bush-Besuch

"Doberan-Heiligendamm freue sich auf den Besuch von Bush. ..." äußerte Hartmut Polzin, Bürgermeister der Stadt Bad Doberan, gegenüber dem gestrigen Morgenmagazin. "Trotz kleiner Einschränkungen durch die hohen Sichertheitsmaßnahmen freuen sich die meisten Bürger aus Bad Doberan und Heiligendamm auf den amerikanischen Präsidenten."

So, so, Polzin legte offenbar das Ohr an der Masse seiner Stadt, machte blitzschnell eine Auswertung – und siehe da: die meisten Bürger freuen sich auf einen Kriegsverbrecher, der von deutschem Boden aus einen Angriffskrieg startete. Einen Angriffskrieg gegen den ehemaligen Freund der USA, Sadam Hussein, im Kampf gegen den Iran. Übrigens ist Bush nicht "amerikanischer Präsident", sondern Präsident der USA! Aber hierzulande setzt die politische Klasse die USA stets mit "Amerika" gleich und folgt so der fast 200 Jahr alten Monroe-Dokrin, der zufolge Rest-Amerika ein Hinterhof der USA sei.

Die Bürger „freuen“ sich natürlich, daß jede Menge Steuermittel - allein die Polizei spricht von ca. 20 Millionen Euro (39,5 Millionen DM) - in und um Bad Doberan verbraten werden, während das Land mit leeren Kassen in den Staatsbankrott schlittert. Und wofür? Für einen Dreitage-Besuch im verjüngten Alt-Europa, nachdem das neue Europa von Blair (Groß-Britanien) wackelt oder von Asnar (Spanien) und Berlusconi (Italien) bereits untergangen ist. Steuermittel für Trinwillershägener Wildschweinbraten und Stralsunder Stadtrundgang, bei dem der Imperator Bush und eine unterwürfige "Angie" Merkel sich näher kommen können. Vielleicht vereinbaren sie einen neuen Kriegszug? Oder dürfen es ein paar Millionen für die Kriegskosten im Irak sein - wir erinnern nur an die 300 Millionen-U-Boote für Israel, oder die zusätzlichen 2000 Millionen für die EU-Kasse? -

Doch das ist reine Spekulation! Sicher ist eines: Wir Deutsche werden zahlen. Und während Georg W. Bush in Heiligendamm schlummert, schauen die Bad Doberaner ALG-II-Empfänger als Hartz-IV-Opfer in ihre Geldbörse, auf ihren Kontoauszug und stellen traurig fest, daß die Wohn-Unterstützung ab 1. Juli um 50 Euro pro Monat gekürzt wurde ... Da kommt "Freude" auf!

Hartmut Polzin ist indes kein Heuchler! Zumindest ein Bürger der Stadt Bad Doberan freut sich über den Besuch des „amerikanischen Präsidenten“ wirklich ehrlichen Herzens: der Bürgermeister selber. Polzin ist seinem Plan, mit der Fundus Gruppe aus Heiligendamm ein dem Normalbürger versperrtes Areal für Superreiche zu schaffen, ein gutes Stück näher gekommen. Schon ein Jahr vor dem G8-Gipfel kann man zeigen, wie gut sich unser Heiligendamm für diese Zwecke mißbrauchen läßt. Man muß aber auch einräumen, wie wenig "Freude" die Etablierten an ihren Bürgern haben. Das neue Weltbild kommt aus den USA und Brasilien, wo die Oberkaste sich "NO GO AREA" schafft, Staaten im Staaten, die nur noch mit Sonderrechten betreten werden dürfen. Heiligendamm ist drauf und dran, das "ALPHAVILLE" Deutschlands werden. -

Dagegen kämpft die Initiative "Bürgerbund", der die Wege und Straßen für alle Bürger offen halten will. Dem Kenner der Szene ist nicht verborgen geblieben, wie SPD-Polzin mit allen möglichen Tricks seinen Plan umsetzt. Mal läßt er Vorlagen durch die Stadtverordneten abstimmen, die diese gerade abgelehnt hatten; ein andermal lädt man die servilen Vertreter ins Kempinski ein und bewirtet sie freimütig: "Wessen Brot ich eß, dessen Lied ich sing’!"
Wie es scheint hat sich die Schale wieder ein Stückchen zugunsten von Polzin geneigt ... Doch Vorsicht: der Krug geht solang zum Wasser bis er bricht! Auch Bad Doberan steht vor der Pleite ...
zurück | drucken Erstellt am Donnerstag, 13. Juli 2006