Der Fisch stinkt zuerst vom Kopf her

UNICEF Deutschland in Erklärungsnöten

Nachdem einer staunenden deutschen Öffentlichkeit bekannt wurde, daß beim bekannten Kinderhilfswerk UNICEF in der deutschen Sektion mit Sitz in Köln nicht nur Gelder nach Schwarzafrika flossen, sondern auch manchem Mitarbeiter in der eigenen Tasche, schlagen die Berichterstattungen in der bundesrepublikanischen Medienlandschaft hohe Wellen. Um eines vorweg zunehmen: Ist die Empörung wirklich so spontan und unvermutet, oder möchte man glauben machen, daß in der BRD Korruption und Selbstbedienung bei staatlichen oder staatlich geförderten Stellen gänzlich unbekannt seien? Soll denn gerade UNICEF Deutschland, in dessen Vorstand Ex-Politiker, Hochadel und Politikergattinnen sowie öffentlich moralisierende Größen des Gutmenschentum sitzen, die Ausnahme darstellen?

So durfte der ein oder andere gutmütige Spender über "überraschende" Interna in der deutschen UNICEF – Weltbeglückungszentrale erfahren, die ein gänzlich anderes Bild preis gaben, welches man sich auf der Informationsseite in Internet, in Werbeblöcken im Fernsehen sowie über Unterstützer in Industrie und Handel mit Rang und Namen selbst gab: einer gemeinnützig karikativen internationalen Organisation von humanistischen Weltverbesserern und Menschenfreunden.

Heide Simonis jedenfalls, ehemalige "Landesmutter" von Schleswig-Holstein war gut beraten, sich sofort aus der Affäre zu ziehen, sobald es beim Deutschen Komitee von UNICEF anfing, brenzlich zu werden und sich allmählich die Decke über wirklich unschöne Praktiken der Spendengeldverteilung zu lüften begann. Da Politikerköpfe in der BRD routinemäßig nach Affären und Skandalen sich zuerst aus dem Regierungsgeschäft zurückziehen, um vorerst auf das Kurzzeitgedächtnis der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes zu setzen, und dann stets wie Stehaufmännchen wieder in irgendwelchen Vorständen aufzutauchen, mag es doch wohl keinem mehr verwundern, einfach mit der altbewährten und oft erprobten Taktik des "Sich aus dem Staub machens" ohne einer Mitverantwortung Rechnung zu tragen, fortzufahren und im Fall Simonis-UNICEF etwaige Inkompetenzvorwürfe in der Unschuldsmiene eines Unbedarften einfach wegzustreichen. Heide Simonis, welche vor 2 Jahren direkt als abgewählte Ministerpräsidentin nahtlos als Vorsitzende vom UNICEF Deutschland ihr Können unter Beweis stellen durfte. entgegnete nun ihrerseits dem Vorwurf der Inkompetenz. Die rote Heide inkompetent – wahrlich eine aus der Luft gegriffene Frechheit.

Der nun zurückgetretene Geschäftsführer, welcher kurz zuvor vom Beginn eines Neuanfangs von UNICEF Deutschland phantasierte und den Rückgewinn des Vertrauens der nun rund 10.000 abgesprungenen Privatspender großspurig ankündigte, Dietrich Garlichs, war wohl entgangen, daß die Uneigennützigkeit im Namen der Nächstenliebe im Gutmenschen-Kartell unüblich ist. Allen voran die rechtzeitig abgesprungene und selbst-verständlich der Verantwortung als ehemalige Vorsitzende von sich weisende Heide forderte öffentlich, daß Köpfe rollen müssen. Die Arbeit des vom Boot gehenden Geschäftsführers sei "vielleicht doch von Sorglosigkeit, Unbekümmertheit, Großzügigkeit und Schlamperei gekennzeichnet" (O-Ton Simonis).

Diese Erkenntnis kommt nun reichlich zeitig - nach zweijährigem Vorsitz. Von "fragwürdigen Vorgängen, wie z.B. die hohen Summen für Beraterverträge" ist sich Frau Simonis nun gewahr, welche ihr natürlich in der gesamten Zeit ihrer karikativen Tätigkeit bei UNICEF vollends entgangen sein mußte.

So kostete etwa nur die Koordinierung des Umbaus der Kölner Zentralstelle von UNICEF Deutschland 20.000 Euro, mit der etwa 140.000 Kinder in Afrika einen Monat lang zur Schule hätten gehen können (Gemäß UNICEF-Angaben über die benötigte finanzielle Aufwendung dafür)….Fakt ist, daß jeder 5. gespendete Euro in den Verwaltung- und Werbekostenapparat eingesetzt wurde. Ehemaligen Angestellten waren dem Kinderhilfswerk nach Selbstauskunft sechsstellige Honorare für beispielsweise zwei Jahren Gemeinnutz wert. Man kann sich leicht errechnen, wie vielen Kindern man in Uganda davon hochpäppeln hätte können.

Milliarden für die dritte Welt – oder goldene Badewannen für Stammeshäuptlinge?

Nicht nur sorgenvolle Spender fragen sich, was denn nun eigentlich mit dem restlichen Teil der finanziellen Hilfe so alles geschieht. Dietrich Garlichs selbst gab eine Summe erbrachter Spenden-"Einnahmen" (!) in seiner Zeit von 1,4 Milliarden Euro an.
Selbstverständlich tragen nunmehr 50 Jahre exzessive Entwicklungshilfe für die Dritte Welt endlich Früchte – dies kann ein jedermann beispielsweise im stark prosperierenden Kenia, wo sich entwicklungsgeld-empfangende Kikuyu und entwicklungs-geldempfangende Luo abschlachten, anhand blühender Landschaften festmachen. Der vorbildliche deutsche Spendefleiß darf selbstredend nicht durch diesen kleinen UNICEF-Skandal beeinträchtigt werden.

Und - wie die Dauerauftragskündigungen von Welttrust Siemens oder dem Rabatt-Konsortium Payback bezeugen, fällt doch noch die Last der sich mehrenden besonderen Verantwortung dem Schuldkultgeschulten alleinig zu, welche Kinderarmut, jüngste Tragödien um Kindsmorde von leiblichen Eltern und großstädtische Schülersuppenküchen im eigenen Volk anscheinend weniger der Hilfe wert sind: uns Deutschen!




zurück | drucken Erstellt am Donnerstag, 14. Februar 2008