Pommersche Schiffbautradition vor dem Aus?

Die pommerschen Schiffbaustandorte der Hegemann-Gruppe sind nunmehr vollends im Strudel der Finanz- und Absatzmarktkrise geraten. Die Peenewerft in Wolgast sowie die Volkswerft in Stralsund benötigen dringend eine Bürgschaft des Landes in Höhe von Neun Millionen Euro. Doch in wirtschaftlichen Notsituationen verfährt die Landesregierung mit Landeshilfen weniger freigiebig, als sonst.

Während Landesbürgschaften für den Schiffbau ein durchaus gängiges und bewährtes Mittel zur Zwischenfinanzierung darstellten, gestaltet sich diese Praxis in Krisen-Zeiten, wo Banken mauern, als äußerst schwierig. So legte auch die Tagespresse eine Stellungnahme aus Kreisen des SPD-geführten Finanzministeriums folgendermaßen dar: "Erst nach eingehender Risiko-Abwägung könne der Bürgschaftsausschuß abschließend entscheiden." Dabei scheint die schwarz-rote Landesregierung die Zeichen der Zeit nicht erkannt zu haben: Die letzte maritime Großindustrie des Landes, die Schiffsbaubranche, ist im Begriff, in die Komplett-Insolvenz zu geraten! Nach zähen Verhandlungen wurde letztendlich die Bürgschaft gewährt.

NPD fragte bereits rechtszeitig nach

Die globale Rezession ist nachweislich auf der liberal-kapitalistischen Irrlehre der "endlosen Rendite" und des "Wirtschaftens auf Pump" begründet. Alle Vertreter des etablierten Parteien-Kartells begrüßten die Globalisierung, so auch die rot-schwarze Landesregierung.

So kommen diese Meldungen für die nationale Opposition leider nicht überraschend: Die NPD-Landtagsfraktion warnte bereits rechtzeitig vor der Auffassung, die Talsohle der heimischen Schiffbau-Krise wäre längst durchschritten und gab ihren Sorgen in einer Kleinen Anfrage, Drs. 5/2328 schon im Vorfeld Ausdruck.

Augenscheinlich wurde von verantwortlichen Regierungsstellen solange mit der Hiobs-Botschaft "hinter dem Berg gehalten", bis die Kommunalwahlen vonstatten gegangen waren. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung wurde geschickt gewählt - so ersparten sich die etablierten Parteien eindeutige Positionierungen im Kommunalwahlkampf.

Über 2.100 Arbeitsplätze in Gefahr

Die (scheinbare) Sicherheit fester Arbeitsplätze in Wolgast und Stralsund gehörte bereits anfang diesen Jahres der Vergangenheit an. Die etwa 170 Leiharbeiter der Peenewerft, welche über der Hegemann-eigenen Zeitarbeitsfirma "Workforce Personalservice GmbH" OHNE Werksverträge angestellt worden waren, wurden bereits im Februar entlassen (wir berichteten hier).

Tatsache bleibt, daß die Landesregierung es wieder einmal versäumt hat, spätestens nachdem die Wadan-Werften-Gruppe in Not geriet, ein sofort anwendbares effektives Notfall-Konzept zu erarbeiten. Die gegenwärtige Konzeptionslosigkeit des MV-Wirtschaftsministers Jürgen Seidel (CDU) ist bezeichnend für die Arbeit der Landesregierung. Was voraussehbar war, wird lapidar von den verantwortlichen Regierungsstellen als ein weiteres Sorgenkind betrachtet. Statt sich der Verpflichtung bewußt zu sein, Schaden von den Bürgern des Landes rechtzeitig abzuwenden, hofften die Blockflöten, es genüge vollkommen aus, in Bewegungslosigkeit zu verharren und die Krise regelrecht aussitzen zu können.
zurück | drucken Erstellt am Mittwoch, 17. Juni 2009